Kreis Kusel Rhythmen und Sprachen der Welt

Mit einem mehrstündigen Abschlusskonzert ging Ethno Deutschland, das Sommerlager für junge Folkmusiker aus aller Welt, am Donnerstagabend auf Burg Lichtenberg zu Ende. Es wurde ein Fest der Musik und der Völkerverständigung.

Die Premiere von Ethno Deutschland im vergangenen Jahr war kurzfristig aus dem Boden gestampft worden. Nur vier Tage dauerte sie. „Das war kompakt, aber auch stressig“, erinnert sich der künstlerische Leiter Allen Skrope. Dieses Jahr kamen Ethno und der Schwede wieder, aber eine ganze Woche lang, so wie es üblich ist in den Sommerlagern, die der internationale Jugendmusikverband Jeunesse Musicales (JM) für junge Talente der Folkmusik seit 25 Jahren weltweit ausrichtet. „Mehr Zeit für soziale Aspekte, für Ausflüge, das gibt dem Camp sehr viel“, sagt Skrope. Vor allem natürlich waren es drei Tage mehr, um miteinander Musik zu machen. „Du wachst auf und bist im Flow, und das hält, bis du ins Bett fällst“, beschreibt JM-Landesvorsitzender und Mitmusiker Bernhard Vanecek die kreative Stimmung des Camps, das am Donnerstagabend mit einem mitreißenden Konzert Abschied von der Burg feierte. Vier Berliner machen den Anfang, dann erklingt Musik aus Schweden, Dänemark, Schottland. „Meine Liebe ist in Deutschland, schickt Ihr alles Gute“, heißt es in der melancholischen Weise aus dem Norden Großbritanniens. Das trifft die Stimmung des Abends. Gut und herzlich ist alles, was die Musiker aus 14 Ländern ins Publikum schicken. Lieder aus Ghana, Korea, Zypern, ein Kinderlied, eine Lobpreisung des Herrn, Tänze, Gesang, Instrumentales – die Rhythmen und Sprachen der Welt mischen sich zu neuen Arrangements, traditionelle Flöten treffen die Klarinette, die Jembe das Schlagzeug, Violinen und Cello die traditionelle schwedische Schlüsselgeige Nyckelharpa. Irgendwann beginnt es zu regnen, keiner geht, die im Zelt machen Platz für die Zuschauer aus dem Burghof, man rückt zusammen, klatscht, tanzt, singt mit. „Macht es Euch Spaß?“, fragt Lidija Dokuzovic aus Kroatien das Publikum. „Das ist schön. Uns auch.“ Eine Videokamera läuft mit, am Verkaufstisch wird die CD „Ethno 2013“ feilgeboten. Burg Lichtenberg ist auf dem Sampler auch vertreten, die Macher haben ein indisches Lied vom Abschlusskonzert 2013 ausgewählt. Die indischen Musiker, es sind andere als 2013, aber nicht minder talentierte, begeistern auch dieses Jahr das Publikum. Schwer zu sagen, wer in diesen zwei Konzertstunden glücklicher ist: die bunte Gruppe mit den Instrumenten oder die nicht weniger bunte mit den lachenden Gesichtern auf den Stühlen und Bänken ihr gegenüber. Teilnehmer vom Jugendjazzcamp, das in der Vorwoche auf der Burg lief, sind gekommen, Studenten und Musiker und Weltmusikfans, manche haben selbst schon irgendwo in der Welt ein Ethno-Sommerlager absolviert. Deutsche und Amerikaner treffen sich, Kinder und Senioren, Einheimische und Herbergsgäste. Es ist diese Mischung, die Skrope am Konzept der Camps fasziniert: „Die universelle Sprache der Musik, der Austausch über kulturelle, soziale und nationale Grenzen hinweg, das miteinander statt übereinander Reden, das ist das Tolle“, sagt er. Die letzten Töne kommen aus Chile. Sie ehren den politisch verfolgten und ermordeten Poeten und Sänger Victor Jara, dann beginnt eine Endlosversion der selbstkomponierten „Ethno Cumbia“. Singen und Tanzen im Zelt, hinaus in den Burghof, wo längst kleine Lagerfeuer brennen, noch einmal das fröhliche „Soma Loba“ aus Kamerun, eine Polonaise, schließlich eine pantomimische „Liebesdusche“ aus Dutzenden Fingern. So recht will keiner gehen, die Teilnehmer liegen sich in den Armen – Zeit, „auf Wiedersehen“ zu sagen und: „Bis nächstes Jahr.“ Die kleinen Geschichten um jedes Lied und die großen Erfahrungen könnten ein Buch füllen. Es geht aber auch in einem Satz: „Wie schön könnte die Welt sein“, sagt eine Besucherin strahlend.

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