Waldmohr Kurs für eine gute Ernte – Interessierte lernen, wie man Obstbäume veredelt

Kursleiter Helmut Straßer zeigt den Teilnehmern den Ellipsenschnitt.
Kursleiter Helmut Straßer zeigt den Teilnehmern den Ellipsenschnitt.

Ihr eigenes kleines Obstbäumchen mit nach Hause nehmen, das konnten die Teilnehmer des kostenfreien Praxiskurses, bei dem sich die Mensa der Rothenfeldschule vor einigen Tagen kurzerhand in eine Obstbaumveredelungswerkstatt verwandelte.

Mit Obstbäumen kennt sich Helmut Straßer bestens aus. In Herschweiler-Pettersheim ist der ehemalige Katasteramtsleiter seit vielen Jahren im Obst- und Gartenbauverein aktiv. Am liebsten kümmert er sich dort um Veredelungen. Der agile 75-Jährige hatte zwei Wochen vor dem Praxiskurs gemeinsam mit seinen Mitstreitern bereits eine Veranstaltung auf die Beine gestellt, in der er die theoretischen Grundlagen der Obstbaumveredelung anschaulich erklärte.

Obstbäume vermehren, ist gar nicht so einfach

Doch was ist Veredelung eigentlich genau? Und wozu dient sie? Obstbäume vermehren sich normalerweise nicht wie andere Pflanzen durch Bestäubung. Auch das Vermehren durch Stecklinge ist nicht möglich, weil diese keine Wurzeln bilden. Deshalb müssen Obstbäume veredelt werden. Man tut dies auch, um kräftigere und gesündere Gehölze zu bekommen, beziehungsweise um sie den Standortbedingungen anzupassen.

Je nach Jahreszeit gibt es dafür unterschiedliche Methoden. In den letzten Wintermonaten beispielsweise werden Edelreiser (im Vorjahr geschnittene Obstbaumtriebe der entsprechenden Obstsorte) auf eine sogenannte Unterlage gesetzt. Die Unterlage ist quasi ein vorgezogener kleiner Baum mit Wurzel. Dieser bringt die gewünschten Eigenschaften mit ein, die das neue Bäumchen haben soll. An beiden Pflanzenteilen wird ein sauberer Schrägschnitt durchgeführt, so dass sie exakt aufeinanderpassen. Durch das Umwickeln der Schnittstellen mit Bändern wird der nötige Druck erzeugt, durch den sich die beiden Pflanzen später mithilfe der Pflanzensäfte fest verbinden.

Kurs spricht Jung und Alt an

„Wir waren total überrascht, dass so viele Leute gekommen sind. Von den 35 Personen haben sich an diesem Abend 31 auch zum Praxisteil angemeldet“, berichtete Straßer begeistert. Das Publikum bestand zum Teil aus schon etwas erfahreneren Praktikern, aber auch für frischgebackene junge Grundstückskäufer ohne jegliche Vorkenntnisse war das Angebot interessant. „Junge Leute wollen sich weniger auf Vereine festlegen, hier im Kurs finden sie eine freiere Struktur“, sagt der Kursleiter.

Straßer plant weitere Kurse, in denen der Jahreszeit entsprechende weitere Schnitttechniken erlernt werden können. Christoph Lothschütz, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Oberes Glantal, ließ es sich nicht nehmen, in der Mensa vorbeizuschauen.

Ältere Bürge bringen Ideen in Projekte ein

Lothschütz erwähnte in einer kurzen Ansprache die lange Tradition, die der Obstbaumanbau in der Region hat. In Altenkirchen zum Beispiel habe es früher die Obsthalle gegeben, die den damaligen Obstgroßmarkt beherbergt hat. „Der Schwarzwälder Kirschenschnaps kommt ja eigentlich aus Altenkirchen“, scherzte er in der entspannten Atmosphäre der Veranstaltung.

Der Kurs wurde von der siebenköpfigen Projektgruppe „Natur und Umwelt“ organisiert. Diese hat sich aus der Landesinitiative „Ich bin dabei!“ entwickelt, an der sich die Verbandsgemeinde Oberes Glantal beteiligt. Dabei werden noch Menschen, die älter als 60 Jahre sind, gesucht, die sich ehrenamtlich betätigen wollen. Das Besondere daran ist, dass alles quasi andersherum funktioniert als üblicherweise: Es gibt keine vorgegebene Aktivität, keine bestimmte Organisation, der man sich anschließt, sondern jeder kann einzeln oder mit Gleichgesinnten eine individuelle Idee umsetzen. Bei sogenannten Projektwerkstätten werden Ideen gesammelt und konkrete Projekte ausgearbeitet.

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