Kreis Kusel Keine finsteren Gemüter beim SVM

Lieferte eine Gala-Vorstellung: Medards Stürmer Marius Gillmann.
Lieferte eine Gala-Vorstellung: Medards Stürmer Marius Gillmann.

«MEDARD.» Und weil’s doch so schön war, packte Marius Gillmann exakt zwei Stunden, drei Minuten nach seinem ersten Treffer noch ein letztes Mal den Hammer aus: der Schlusspunkt, zugleich der fünfte Streich des Stürmers. Mit einer 7:0 (3:0)-Packung hat der SV Medard den A-Klasse-Lokalrivalen FSV Rehborn heimgescheucht. Und hat sich reichlich Zeit nehmen können, den Kantersieg auszukosten: Denn erst 133 Minuten nach dem Anpfiff war das Derby am Freitagabend zu Ende.

Es lief gerade die zehnte Minute: Matthias Steil – mit drei Fehlpässen gestartet, dann aber richtig stark – spielt ein Zuckerbällchen raus nach rechts auf Lars Ockert. Der kurvt nach innen, vorm Rehborner Strafraum kommt es zur Zwei-Gegen-Zwei-Situation. Just in diesem Moment wird’s duster. Ockert und sein mit nach vorn geeilter Kollege Marius Gillmann aber haben eine zündende Idee. Ockert legt dem Stürmer in den Lauf, der locht locker ein. Gästekeeper Marco Wietrzyckowski ist fuchsteufelswild, die Rehborner Bank springt im Dreieck, ein Ersatzspieler sieht Gelb. Doch auch bei heftigsten Protesten wird ein Spiel nach einem Tor mit Anstoß fortgesetzt. So war’s denn auch. Doch ließ der Wiederanpfiff satte 18 Minuten auf sich warten. Da blieb wahrlich Zeit genug, den Führungstreffer für die Hausherren zu diskutieren. Abseits oder nicht? Es gab während der langen Pausen und direkt nach dem Abpfiff verschiedenste Interpretationen zu hören. Die reichten von „nie und nimmer“ über „hinten stand doch noch einer drin“ bis „der Rechte steht 100 Meter weit im Abseits“. Nun, letztere These lässt sich trefflich widerlegen: Das geben die Spielfeld-Maße nicht her. Und die waren kurzzeitig ebenfalls ein Thema: In der neunten Nachspielminute der ersten Halbzeit nämlich sah Kevin Schuster, das Torhüter Wietrzyckowski irgendwo weit vor seinem Kasten herumturnte. Der Ball ruhte zum Freistoß, Schuster hielt drauf – die steil steigende Kugel ging rechtzeitig in Sinkflug über, um zur Erbauung aller Rot-Weißen im Netz zu landen. „51 Meter“, frohlockte Bernd Deutschler. Klar, der Vorsitzende des SVM hat die Platzmaße parat. Schuster hatte etwa drei Meter hinter der Mittellinie einfach mal abgezogen. 3:0 in der Brutto-Spielminute 54, und die lief neun Minuten vor der Pause. Was Deutschler und Kameraden leider nicht parat hatten, waren passende Sicherungen. Folge: Das neue Flutlicht hat am Freitagabend zweifach gestreikt. Beim ersten Treffer hatten nur die Richtung Tor gewandten Scheinwerfer den Dienst versagt. Zur Pause aber war’s echt zappenduster. Es ward Licht jeweils gut 20 Minuten später. So lange braucht es wohl, bis die Fluter erkalten und neu anglimmen. Weitere Folge: Die Gäste der Medarder Kerwe-Auftaktparty mussten ohne Pommes auskommen. Die stromgierige Fritteuse wurde aus Sorge vor weiteren finsteren Momenten abgeschaltet. All das war wahrlich keine einfache Aufgabe für den Unparteiischen. Umso erstaunlicher, wie unaufgeregt Simon Wölflinger die Sache meisterte. Zwar wären ihm einige aus Gästereihen gerne an den Kragen gegangen. Tatsache aber ist, dass der 18-Jährige eine vollauf überzeugende Vorstellung gab. Wölflinger hat sich – ohne beim angeblichen Abseits auf Assistenten oder gar Videobeweis bauen zu können – die Bestnote verdient. Die gebührte selbstredend auch Marius Gillmann. Der machte eigentlich nur das, wozu ein Stürmer da ist: Er schlug zu, mal eben fünffach. Ein lupenreiner Hattrick jedoch war Gillmann nicht vergönnt. Spielverderber mimten Schuster mit seinem Freistoßtor sowie der bärenstark auftrumpfende Lars Ockert, der zwei Assists geliefert hatte und selbst per Kopf nach Ecke traf. „Klar, völlig verdienter Sieg. Aber wir waren heute natürlich keine sieben Tore besser. Es ist ja nicht so, dass wir überragend gespielt hätten“, hielt SVM-Spielertrainer Dominik Lenz den Ball nach der Partie flach. Stimmt genau. Ein Tor zum rechten Moment in einer schwachen Phase der Gastgeber, dann nachgelegt – irgendwann läuft so was dann wie von selbst. So spielten sie SV Medard: Barth - Ockert, Julian Müller, Kevin Schuster, Lenz - Köhl (84. Patrick Schunk), Buss - Becker (86. Habermann), Steil, Herrmann (74. Altvater) - Gillmann FSV Rehborn: Wietrzyckowski - Mare, Weber, Dilfer, Skaletz (46. Günthert) - Eider, Marcel Schuster (32. Keller) - Christian Drumm, Dornbusch, Hill - Münch Tore: 1:0, 2:0 Gillmann (10., 45.+1), Kevin Schuster (45.+9), 4:0 Gillmann (48.), 5:0 Ockert (54.), 6:0, 7:0 Gillmann (76., 90.) - Gelbe Karten: Lenz - Stefan Drumm (auf Auswechselbank), Dornbusch, Skaletz, Münch, Hill - Beste Spieler: Gillmann, Ockert - Eider - Zuschauer: 231 - Schiedsrichter: Wölflinger (Kusel)

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