Kreis Kusel Kein Halten mehr

„Es hätten gerne noch 50 Leute mehr kommen können“, meinte ein Besucher beim Anblick der nur zu etwa zwei Dritteln gefüllten Johann-Heinrich-Roos-Halle in Reipoltskirchen kurz vor Beginn des Kabarettprogramms, das am Kerwesamstag schon eine gewisse Tradition hat. Die beiden Protagonisten des Abends, Friedel Spitz und Eugen Stumpf, allerdings gaben im Odenbachtal ihr Debüt als Spaßmacherduo mit vorderpfälzischen Wurzeln und entsprechender Dialektfärbung.

Winzer der eine, Ex-Aniliner der andere. Meister der Mimik und Gestik sowie der Pointen und des Timings sind beide. Schon bei der einleitenden Vorstellung der Charaktere breitete sich schallendes Gelächter aus im Saal, auch wenn Eugen Stumpf (Götz Valter), der Weinproduzent, dessen Produkte auch schon mal nach Essig schmecken, kaum zu Wort kam gegenüber seinem redseligen Kumpel Friedel Spitz (Bernhard Weller), der bei der BASF einst „16 Stück“ unter sich hatte. Erst viel später stellt sich heraus, dass es sich bei dieser immensen Anzahl keineswegs um Mitarbeiter, sondern um Knöpfe einer Autowaschanlage handelte. Zwar nicht körperlich anwesend, aber quasi omnipräsent war eine dritte Person – Stumpfs Gattin Mathilde als im wahrsten Sinn des Wortes leidgeprüfte Profihypochonderin mit Schwerbehindertenausweis. Im gezeigten Programm „Cuvée 2014“ präsentierte das Duo ausgewählte Nummern der vergangenen Bühnenjahre wie den a-capella-Rap „Der mit der und die mit dem“, bei dem es um die Lust geht, mit der über anderer Menschen Beziehungskisten getratscht wird. Oder die Folgen von „Radio Bichelberch“ mit dem Hobbybiologen, der sich dem Thema „tierische Verkehrsgefährdung“ annimmt. Schwer zu sagen, ob das gesprochene „Hochdeutsch mit Streifen“ ulkiger war oder doch eher die pseudowissenschaftliche Abhandlung über die extrem gefährlichen, weil heimtückisch zu Werke gehenden Spurrillen. Dieser Solonummer von Eugen Stumpf, die im zweiten Teil des Abends noch eine Steigerung durch pfälzische Zungenbrecherakrobatik („blau gefleckte oder braun gescheckte Heuschrecke, die sich verstecke…“) erfuhr, stellte Friedel Spitz seine Erfahrungen mit der Entwicklung von EDV-Technik gegenüber, die von der guten alten Schreibmaschine über Computer und Laptop seiner Meinung nach mehr Fluch als Segen hervorbrachte. Waren bis hierher die Lachmuskeln eigentlich schon genug strapaziert und so mancher Schenkel vom Klatschen rot gefärbt, gab es bei der Nummer vor der Pause endgültig kein Halten mehr, als der eine dem anderen Modell stand für ein Bacchusporträt, das irgendwann in ferner Zukunft die Weingutfassade zieren soll und als Entwurf auf einem Pappkarton skizziert wird. Auch im zweiten Teil gab es einen veritablen Rap, jetzt allerdings über „Pälzer Woi“, ehe zwei „Opfer“ aus dem Publikum mit auf die Bühne mussten, um das „Finale aus der pfälzischen Nationaloper über einen landwirtschaftlichen Anbaustreit“ mit zu inszenieren. Was angesichts der sprachlichen Unterschiede zwischen Ost- und Westpfalz gar nicht so einfach ist. Heißen Rüben jenseits des Haardtrandes im Rheingraben doch „Riewe“, in den Weiten des Nordpfälzer Berglandes dagegen „Rummele“, was erst einmal geklärt sein will. Aber dann erklang der vielstimmige Chor aus Grumbeere, Schbarchel, Tuwak und Bewässerung. Es bedarf wohl keinerlei prophetischer Gaben, um vorherzusagen, dass dies nicht der letzte Auftritt des Neustadter Duos im Odenbachtal gewesen sein dürfte.

x