Konken Gegen die Vereinsamung – Quartiermanagement auf dem Land

Der Rohbau für das Projekt Service Wohnen.
Der Rohbau für das Projekt Service Wohnen.

Der Landkreis hat jetzt nicht nur eine „Kulinarische Landstraße“, sondern auch eine „Soziale Landstraße“. Unter diesem Titel startete das Quartiersmanagement der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Konken.

Der Begriff Quartiersmanagement ist eher aus Städten bekannt, wo es unter sozial schwierigen Bedingungen zur Stabilisierung von Stadtteilen eingesetzt wird. In der Canada-Siedlung Zweibrücken läuft so ein Projekt, auch die Bau AG in Kaiserslautern hat mit „Nils – Wohnen im Quartier“ im Grübentälchen Quartiersmanagement realisiert. Doch auch ländliche Bereiche können profitieren, ist die Awo überzeugt. Weitere Quartiersmanager hat der Wohlfahrtsverband in Lambrecht und Hochspeyer eingesetzt.

Der Bezug zu Konken entstand durch den rechts und links des Kulinarischen Hauses entstehenden Wohn-Komplex, in dem die Awo bis zum Jahreswechsel 2022 betreutes Wohnen für Senioren anbieten will.

Erst Goldschmiedin, nun Sozialarbeiterin: Anne Rothenbücher aus Herschweiler-Pettersheim.
Konken

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Im Porträt: Quartiersmanagerin Anne Rothenbücher

Das Projekt ist laut Awo-Sprecherin Sandra Magin zwar unabhängig vom Service Wohnen. „Durch das Quartiersentwicklungsprojekt besteht jedoch – als Nebeneffekt – die Chance, dass das Service Wohnen von Anfang an gut in das Dorfleben integriert werden kann“, sagt Magin.

Hoher Anteil an Senioren

Im Kreis Kusel ist Konken die erste Gemeinde mit Quartiersmanagement. Analog zum „Haus der kulinarischen Landstraße“ in der Ortsmitte wählte die Awo als Projekttitel „Soziale Landstraße“. Ziel ist nach Angaben der Awo, die Lebensqualität der Menschen im Quartier zu verbessern. Auch eine Verbesserung der Identifikation mit dem Viertel wird angestrebt. Unter anderem sollen ältere Menschen sowie Personen mit Einschränkungen möglichst lange gut versorgt und selbstständig in ihrer gewohnten Umgebung leben können.

Die Awo macht in Konken einen besonders hohen Anteil Älterer an der Bevölkerung aus. Dabei gebe es für Senioren nur wenig spezifische Freizeitangebote. Auch Strukturen für die Entwicklung von freiwilligem Engagement fehlten. Zudem lebe der überwiegende Teil der Senioren in nicht barrierefreiem Wohnraum, und ein Angebot für stationäre Pflege gebe es lediglich in der Kreisstadt Kusel, geht aus der Projektskizze der Awo hervor.

Auch Arbeit mit Kindern

Die Awo sieht daher Bedarf zur Entwicklung von Strukturen für freiwilliges Engagement für Ältere und für Unterstützungsnetzwerke gleichermaßen. Um Vereinsamung entgegenzuwirken, sollen über das Quartiersmanagement unter anderem soziale Kontakte gefördert werden.

Ein weiterer Schwerpunkt liegt in der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen. Von einzelnen Aktivitäten des Sportvereins abgesehen, gebe es im Dorf keine besonderen Freizeitangebote. Ein Jugendraum sei aufgrund fehlender Aufsicht nicht nutzbar. „Hinzu komme, dass wirtschaftlich oder sozial benachteiligten Familien keine Beratungs- und Unterstützungsmöglichkeiten angeboten werden“, erläutert die Awo. Neben der Entwicklung von Sozialbeziehungen und Nachbarschaftshilfen sollen auch Netzwerkstrukturen innerhalb der Gemeinde weiterentwickelt werden.

„Die Gemeinde unterstützt dieses Projekt, weil es die Gemeinde weiterbringt und alle Mitbürger zusammenbringen kann“, bringt es Ortsbürgermeister Karl Knecht auf den Punkt. Als weitere Unterstützter baut die neue Quartiersmanagerin Anne Rothenbücher unter anderem auf Kita, Schule, Vereine und Kirchengemeinde. Der Kreisvorsitzende der Awo und Ex-Ortsbürgermeister Fritz Emrich soll ebenso ins Boot genommen werden wie Unternehmer aus dem Gewerbegebiet, Gastronomie und Einzelhandel. Noch unklar ist, wie neue Projekte finanziert werden können.

Geld von der Fernsehlotterie

Das Quartiersmanagement startete im Februar und wird vom Deutschen Hilfswerk gefördert. Dieses verteilt Erträge durch den Losverkauf der Deutschen Fernsehlotterie an soziale Vorhaben. Von den Gesamtkosten in Höhe von gut 30.000 Euro bleiben 20 Prozent für die Arbeiterwohlfahrt.

Nach Angaben der Awo ist die Stelle zunächst auf ein Jahr befristet. Es sollen aber Zuschüsse für ein längerfristiges Quartiersmanagement beantragt werden. Zudem wird erwogen, das Verfahren auch auf Dörfer in der Nachbarschaft auszuweiten.

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