Kusel Gegen die Beseitigung von Gewalt gegen Frauen: Das Kopftuch ist nicht das Problem

Farzaneh Motefaregheh tanzt mit Künstlerin Judith Boy vor den Bildern, die für den Orange Day aufgenommen wurden.
Farzaneh Motefaregheh tanzt mit Künstlerin Judith Boy vor den Bildern, die für den Orange Day aufgenommen wurden.

Orange, Rot und Sonnengelb dominierten am Freitagabend im Mehrgenerationenhaus – und neben Kunst und Party auch die Diskussion über Freiheitsbestrebungen im Iran.

Die Farbe Orange haben schon so einige Organisationen für sich entdeckt – Ende November steht sie für den Internationalen Tag zur Beseitigung von Gewalt gegen Frauen, den Orange Day. Das Mehrgenerationenhaus in Kusel wird vor allem von Frauen besucht, von Frauen aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturen. Was lag da näher, als eine Veranstaltung zu diesem Tag auf die Beine zu stellen und gleich noch eine Workshopreihe vorzuschalten? Deren Ergebnisse sollten zeigen, wie viel „Power Frauen haben, wie stark und auch schön“ sie sind, erklärte MGH-Leiterin Anke Halwaß.

Nicht nur auf den ausgestellten Fotos und Gemälden war Orange allgegenwärtig. In einem Workshop mit Künstlerin Judith Boy aus Körborn waren auch orangefarbene Accessoires entstanden, die die Frauen stolz trugen. Rot und Orange waren vorherrschend an diesem Abend, passend sattgelb die Wände im MGH – aber nicht mehr lange, sie werde bald streichen, sagte Halwaß. Doch zuerst sollte der Orange Day mit Kunst, Vortrag und Tanz begangen werden.

Gebildete Frauen kämpfen auf der Straße

„Islamischer Feminismus“ war Thema des wissenschaftlichen Vortrags von Adina Krauß. Für ihrer Bachelorarbeit hat sich die Feministin, wie sie sich selbst bezeichnet, damit beschäftigt. Sie wandte sich auch gegen eine Aussage von Alice Schwarzer, wonach eine Frauen mit Kopftuch keine Feministin sein könne. Vielmehr rief sie dazu auf, gemeinsam für die Ziele von Frauen einzustehen und sich solidarisch zusammenzutun. Schon in der ganzen Welt geben es seit Jahrhunderten feministische Bewegungen. Derzeit kämpften im Iran junge, gebildete Frauen auf der Straße, deren Protest durch soziale Netzwerke und Unterstützung aus der ganzen Welt möglich sei.

„Das Kopftuch ist nicht das Problem“, sagt auch Farzaneh Motefaregheh, die sich ehrenamtlich im Mehrgenerationenhaus engagiert. „Keine Arbeit, kein Geld, kein Essen, keine Freiheit“, das seien die vordringlichsten Probleme in ihrem Heimatland. Würden diese gelöst, könnten Frauen selbst entscheiden, ob und wie sie ein Kopftuch tragen wollen. „8000 Leute, gebildete junge Menschen sind gestorben“, betont sie, die sie sich auch um Familienangehörige und um die Zukunft ihres Landes sorgt. „Das sind die wichtigsten Menschen in unserem Land.“

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