Brücken Deutscher Musikrat: Kreativität vor Quantität

Das Blockflötenduo des Musikvereins mit Johanna Ganter (links) und Nora Mang bereicherte die Feier. Im Hintergrund: Bürgermeiste
Das Blockflötenduo des Musikvereins mit Johanna Ganter (links) und Nora Mang bereicherte die Feier. Im Hintergrund: Bürgermeister Pius Klein und Yasmin Biehl, die die Leiterin der Flötengruppe.

Die 2200-Seelengemeinde Brücken ist seit Samstag offizieller rheinland-pfälzischer Landmusikort 2022. Das hat eine Fachjury des Förderprogramms Landmusik des Deutschen Musikrates entschieden. Die Bewerbung durfte nur 2000 Zeichen haben, was nicht einfach war.

Brücken erhält den Titel Landesmusikort für seine Kreativität und sein Engagement. Es gibt 5000 Euro Preisgeld.

Die Feierstunde, bei der Thilman Schlömp, Programmleiter „Landmusik“ Deutscher Musikrat, die gläserne Ehrungstafel überreichte, wurde mit jeder Menge an Musikbeiträgen untermalt. Mit stimmungsvollen Märschen präsentierte sich der Musikverein Brücken den Gästen, ein jugendliches Blockflötenduo spielte vor, und Stefan Altherr trat mit seinem Gospelchor „Wings of Joy“ auf.

100 Mitbewerber

Schon bei dieser Genre und Generationen übergreifenden Auswahl an Darbietungen ist zu erkennen, wie breit und gleichzeitig homogen die Brücker Musiklandschaft aufgestellt ist. Genau diese Aspekte gaben den Ausschlag bei der Entscheidungsfindung unter den etwa hundert Kandidaten-Orten des Förderprogramms, wie die externen Laudatoren des Musikrates erklärten.

Dabei sei es zunächst ein harter Weg gewesen, bis die Online-Maske des Bewerbungsschreibens ausgefüllt war, wie der Beigeordnete Johannes Huber berichtete. In dem strengen Anmeldungskorsett sich zu loben und dabei nicht über die vorgegebenen 2000 Zeichen zu kommen, sei nicht einfach gewesen. „Wir haben so viele Abkürzungen wie möglich benutzt, um Zeichen zu sparen, damit wir ja nicht vergessen aufzuzählen, aber dennoch mit unserer Leistung prahlen“, erklärte Johannes Huber.

Die Redezeit nicht sprengen

Alleine die Aufzählung der einzelnen Veranstaltungen aus den bewerteten letzten fünf Jahren mit musikalischer Beteiligung im Ort aus dem Kuseler Musikland habe schon mehr als 800 Zeichen verbraucht. Um seine Redezeit nicht zu sprengen, aber dabei das breitgefächerte Musikangebot mit einzigartigen und wiederkehrenden Veranstaltungen, dennoch anzukündigen, verwies der 36-jährige Beigeordnete und Hobbymusiker auf Infotafeln im Foyer des Alois-Hemmer-Hauses.

Dort hatten die Organisatoren die gesammelten Zeitungsartikel zur Veranschaulichung auf Stellwände gedruckt, um sich nochmal alles in Erinnerung zu rufen. Darauf ist unter anderem zu sehen, wie Brücken mit Musik Feste und Straßeneinweihungen bereichert. Auch in der Musikantenland-Kita und in der Grundschule singt und klingt es immer wieder.

Motor für das Ehrenamt

„Die Fachjury des Deutschen Musikrates hat sie zu Recht mit diesem Preis ausgezeichnet“, konnte Laudator Peter Stieber, Präsident des Landesmusikrates Rheinland-Pfalz, der Entscheidung nur beipflichten. Die Brücker Musikvereine mit ihren Veranstaltungen seien im Bereich der ländlichen Laienmusik der „soziale Kitt, also sozusagen der Klebstoff für die Gesellschaft, für das gemeinschaftliche Zusammenleben“. Das halte laut Stieber die Dorfgemeinschaft zusammen, lasse das soziale Leben nicht abbröckeln und bilde zudem den Motor für das Ehrenamt.

„Da sind sie hier in Brücken vorbildlich, sie grenzen durch den sich ergebenden friedlichen musikalischen Wettstreit dennoch niemanden aus, im Gegenteil, sie binden damit alle ein“, heißt es weiter. Denn beim Entscheidungsprozess der Jury gehe es nicht um die Quantität der Veranstaltungen, sondern die vielen musikalischen Ideen, gepaart mit den Menschen, die hier immer wieder eingebunden werden.

Was mit den 5000 Euro genau passiert, darauf wollte sich Johannes Huber am Samstag nicht festlegen. „Es wird in jedem Fall der Dorfgemeinschaft zu Gute kommen, und es sollen sich möglichst viele Musikgruppen darin wiederfinden“, konnte der 36-jährige Lehrer für Naturwissenschaften und Erdkunde schon mal verkünden.

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