Kreis Kusel Den Ton ins Herz fließen lassen

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Das vierte Silver Jazz Camp unter professioneller Leitung auf Burg Lichtenberg verzeichnet einen Zuspruch wie nie. Am Dienstagabend stand, freiwillig, gemeinsames Singen auf dem Programm. Auch das lief, wie alles in dem eine Woche dauernden Workshop, ohne Noten. Für heute Abend laden Teilnehmer wie Dozenten die Öffentlichkeit zum lebensfrohen Abschlusskonzert ein.

Erst mal schweigen die Teilnehmer im Gesangsworkshop. So will es Elke Diepenbeck, Vokalistin, Schauspielerin und Gesangstrainerin am Dienstagabend in der Zehntscheune auf Burg Lichtenberg. Schweigend nach innen hören, erst zueinander und dann zum Ton finden und schließlich gemeinsam anschwellen zu einem wuchtigen Klangkörper. 30 der 34 Teilnehmer und Dozenten des Silver Jazz Camps des Vereins Old Jazz Union in Kooperation mit dem Landkreis sind gekommen zum zweistündigen Gesangsworkshop mit der 54-Jährigen aus dem rheinhessischen Bechtolsheim. „Lasst den Ton über euer Ohr in euer Herz fließen und dann kommt er vorne wieder raus“, sagt sie. So einfach also geht`s. Eigentlich freilich geht es im seit Sonntag laufenden Camp darum, nach dem Motto „Am Anfang war der Ton und nicht die Note“ Amateurinstrumentalisten der Generation 50 plus das Spiel ohne Noten und den traditionellen Jazz nahezubringen. Der Gesangsworkshop ist ein Zusatzangebot; er findet in der vierten Auflage des sechstägigen Kurses zum ersten Mal statt. Der einzige wird er wohl nicht bleiben: Die auf den großen Klangkörper folgenden kleinen choreographischen Übungen verlaufen zwar noch ein wenig chaotisch und drohen die Grenze zum störrischen Murren bei einigen Teilnehmern zu erreichen. Doch bei „Love me Do“, „Amazing Grace“ und „The lion sleeps tonight“ ist die Begeisterung nicht mehr zu bremsen. Viel- und mehrstimmig, im Chor wie solistisch, laut und leise schallen die Lieder durchs Erdgeschoss. Diepenbeck lässt viele Freiheiten und leitet die Gruppe mit keckem Charme. Der Korrektur tut das keinen Abbruch: „Da singen doch schon wieder welche heimlich die zweite und die dritte Stimme, ich hör es genau!“ Mit 26 Teilnehmern, darunter neun Wiederholer aus den Vorjahren, ist das aktuelle Camp mehr als ausgebucht. „In der Jugendherberge sind die Zimmer weg, wir haben am Ende nur noch Heimschläfer akzeptieren können“, erzählt Franz Wosnitza, Spiritus Rector des „Erlebnis- und BiIdungsurlaubs für ambitionierte Amateurmusiker“ und Vorsitzender der Old Jazz Union. Kurzerhand wurde ein Zusatztermin aufgelegt: Von Sonntag bis Freitag, 14. bis 19. Februar, läuft, ebenfalls in der „perfekten Location“ von Burg Lichtenberg, die „B-Version“. Auch sie sei bereits gut gebucht, sagt Wosnitza. Die Gruppe ist heterogen, jüngere und ältere Silberrücken sind aus Berlin und Nürnberg, Karlsruhe und Winnweiler angereist, und ebenso aus der näheren Umgebung. „Ich habe Lust, mich in eine andere Richtung zu entwickeln“, sagt der Trompeter Klaus Klinck aus Ulmet. „Nicht nach Noten zu spielen wie sonst im Musikverein, sondern frei, das reizt mich.“ Die Workshops der jeweiligen Tage sind nach Anfängern und Fortgeschrittenen eingeteilt. Dieses intensive Angebot sei eine große Herausforderung für die Dozenten, aber es laufe perfekt, sagt Wosnitza. „The lion sleeps tonight“ ist verklungen. „Flockig“ ist es geworden, gemäß der Aufforderung: „Den Ton nicht so lange ziehen und gucken, ob er noch stimmt“. Danach will keiner aufhören. „Was Ruhiges“ hätte sie noch dabei, sagt Diepenbeck. „Nein!“, ist die einhellige Antwort. Es wird dann aber doch das eher besinnliche „Kum ba ya my Lord“. „Singen ist für mich das schönste Instrument“, sagt Elke Diepenbeck am Ende. „Ich konnte euch jetzt sicher nicht arg viel beibringen, aber vielleicht habe ich euch einfach wieder mehr Lust aufs gemeinsame Singen gemacht.“ Info Heute, Donnerstag, 20 Uhr, Abschlusskonzert mit Titeln des traditionellen New Orleans Jazz in der Zehntscheune auf Burg Lichtenberg. Eintritt frei.

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