Kreis Kusel „Das Passwort ist falsch“

„Ich bin nicht faul. Ich bin nur kreativ in der Vermeidung von Hektik“, beschwert sich Gerd Kannegieser über angebliche Kritiker
»Ich bin nicht faul. Ich bin nur kreativ in der Vermeidung von Hektik«, beschwert sich Gerd Kannegieser über angebliche Kritiker.

Bereits zum zweiten Mal trat der Kabarettist Gerd Kannegieser im Dorfgemeinschaftshaus Offenbach auf. Sein bereits 19. Bühnenprogramm trägt den schlichten Titel: „Warum verzehl isch Eisch das?“. In diesem Jahr feiert der 61-Jährige sein 30. Bühnenjubiläum, blickt zurück, erklärt sein Tun – in Pfälzisch und ohne ein Blatt vor den Mund zu nehmen – und geht mit so manchem Gag zum Zusammenleben und der gesellschaftlichen Entwicklung wortwörtlich unter die Haut.

Schlüpfrig startet Kannegieser sein Programm mit der Schilderung von einem Malheur mit einem Intimpiercing und dem Duschvorhang. Schon mit dem ersten Gag, der wortwörtlich unter die Haut ging, beantwortete er die Frage „Warum verzehl isch Eisch das?“ selbst. In den vergangenen 30 Jahren hat sich so einiges geändert. Früher traf man sich noch echt, völlig analog, während heute das digitale Fratzebuch die Treffen ersetzt. Er nimmt die digitale Welt, die so anders ist als früher, samt selbstreinigenden Backöfen und sprechenden Kühlschränken unter die Lupe. Mit all den vernetzten Elektrogeräten im Haushalt, fragt er sich, ob der Mensch da im eigenen Haus zum Parasiten degradiert wird. Früher bedeutete mobiles Telefonieren noch, mit einem gemieteten zehn Meter Kabel nicht mehr im Flur telefonieren zu müssen. Heute hingegen werde über Ampeln im Boden nachgedacht, weil keiner mehr den Blick vom Smartphone nehme. Mit Smartphones und Computern hätte der Kabarettist nicht mal so große Probleme, wären da nicht die vielen Passwörter. Die konnte er sich nie merken. Aber der Pragmatiker fand auch dafür eine Lösung. Er nutzt nur noch eines, und zwar „falsch“, weil der Computer ihn immer wieder bei einer fehlerhaften Eingabe erklärt: „Das Passwort ist falsch“. Und wenn er schon dabei ist, einen Blick zurück zu werfen, erzählt er aus seiner Jugend, den ersten, unbeholfenen Kontakten zum anderen Geschlecht im Kino, Probleme mit der „Exmanzipation“ und hält fest, dass Männer zwar primitiv sind, aber die Frauen schuld daran. Doch nicht nur mit Alltagskomik überzeugte er, sondern auch mit seinen Schilderungen, wie er vom Protestsänger und Dichter zum Kabarettisten geworden ist. Kaum zu glauben, welche tiefschürfenden Fragen sich sein Berufsstand stellt und wie er Wege findet, die noch irgendwie weiterhelfen können. Wertvolle Tipps, wie man ungestraft Falschparken kann oder Schokolade isst, ohne dass sich die Kalorien an den Hüften festhalten, wurden begeistert aufgenommen. Während er solche Ideen und philosophische „Was wäre wenn“-Szenarien in seinem Sessel sitzend entwickelt, werde er gerne mal als faul bezeichnet, dabei sei er nur kreativ im Vermeiden von Hektik. Zwischendurch konnte Kannegieser auch immer wieder Applaus für seine Geschichten mitten aus dem Alltag verbuchen, ob er von seiner Familie, seinen Stammtischkumpanen Ali oder Köhler-Hermann oder den gesellschaftlichen Entwicklungen berichtete. Dabei gelingt es ihm immer und immer wieder, bei der Suche nach Auswegen vom Fettnäpfchen in Fritteusen zu tappen – und das nicht nur im tückischen Eheleben mit all seinen Fallstricken. Seine Interaktion mit dem Publikum, die Bühnenpräsenz und das Herzblut des wortgewandten Sesselphilosophen überzeugten. Weniger Thema seiner Bühnenstücke ist die Politik; aber ganz ohne ging es nicht. So nimmt er das „Trumpeltier“ auf die Schippe, erklärt, warum Trump die Waschmaschine unter den Haushaltsgeräten ist. Nächste Fragen: Kümmert sich die AfD auch um die „Kötbullarisierung“ der deutschen Speisekarten und darf eigentlich ein Vegetarier Fleischtomaten essen? Kannegieser legte noch mit einer Geschichte von Winnetou, Old Shatterhand und einem Hinzweilerer nach, für die er genauso langen Applaus einheimste, wie zuvor. Nach knapp drei Stunden, nahm sich der Kabarettist noch Zeit zum Signieren seiner Bücher. „Mir hat er aus dem Herzen gesprochen“ erzählt eine Besucherin lachend, die selbst öfter mal in ihrem Sessel Gedichte schreibt und mit einem Lächeln auf dem Gesicht nach Hause geht.

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