Thallichtenberg Das Ensemble Tschida beim Konzert auf der Burg Lichtenberg

Das Bühnenbild war eher minimalistisch angelegt.
Das Bühnenbild war eher minimalistisch angelegt.

In einer Stunde um die Welt. Natürlich war es nur eine musikalische Reise zu der das aus dem Ahrtal kommende Ensemble Tschida im Kammerkonzertsaal der Zehntscheune am Samstagabend einlud. Während auf dem Burggelände sich hunderte von Menschen im Weihnachtsmarkttrubel sprichwörtlich auf die Füße traten, hätte gemessen an der Zahl der Konzertbesucher, statt einer Weißen Flotte, leider eine kleine Jolle ausgereicht.

Minimalistisch, gleichwohl ideenreich, das Equipment, die Bühnenausstattung des Ensembles: Ein runder Tisch, mit Getränke, daneben – ein Muss jeder Weltreise – zwei Kulturbeutel. Dazu gesellten sich zwei Stühle und ein Kleiderständer mit Requisite. Gegenüber angedeutet, ein kleines Séparée, eine Kajüte oder war’s gar ein Schlafabteil des berühmten Orientexpresses? Deutlich zu sehen ein Trolley, ein Reisekoffer auf Rollen. Der wurde allerdings, kurz vorm Ziel, in Berlin zurückgelassen. Mitten vor der Bühne drapiert, die Weltkugel, ebenfalls im Miniaturformat, dafür aber mit Beleuchtung. Dann war da noch „Alexa“, die künstliche Intelligenz, sie bestimmte nicht nur die Rhythmen, sondern nicht selten auch die Reiseziele. Hinter hier verbarg sich am Flügel Pianistin Ilse Kösling.

Das Ensemble kommt aus der klassischen Musik

Eigentlich ist das Genre der drei Weltenbummler die klassische Musik, gleichwohl mit rheinischem Frohsinn und ungebrochenem Optimismus starteten Sopranistin Alexandra Felizitas Tschida und ihre Duettpartnerin Petra Schwarzkopf zusammen mit Pianistin Ilse Kösling, pardon Alexa, mit einem nostalgischen Blick auf Rhein und Reben. Nach dem sie in ihrem Stimmungspotpourri Rheinische Lieder und die Schönheiten des Siebengebirges vorstellten, wollte das Trio allerdings am liebsten „Zo Foss nach Kölle jon“.

Doch Mezzosopranistin Petra Schwarzkopf drehte den leuchtenden blauen Globus weiter und empfahl frei nach Karel Gott „Einmal um die ganze Welt“. Pfeifend erreicht sie anschließend Amsterdam, die Stadt Tausender Tulpen, die mehr aussagen können als je ein Mund versprechen vermag.

Reiseführerin „Alexa“ verlässt nun doch Mitteleuropa und strandet mit flotten Akkorden in der Ägäis. Wieder zurückgekehrt, genießt das Trio den Frühling in Wien, beschenkt sich und sein Publikum mit „Rote Rosen aus Tirol“. Schließlich erwachte der Tag und die Sonne kam wieder mit „Weiße Rosen aus Athen“. Ja, Alexandra Felizitas Tschida war mit schwarzer Perücke und auffälliger Hornbrille das (fast) perfekte Double der berühmten Nana Mouskouri. Ach ja, der Koffer in Berlin, den hatte einst die große Knef in ihrer Heimat einfach stehen gelassen, und so führten ihre Wege immer wieder an die Metropole an der Spree.

Die zerstörte Heimat der Sängerinnen

Die musikalische Weltreise des Ensemble Tschida, führt indes zurück ins Ahrtal, in ihre wunderschöne Heimat. Eine Heimat, die durch die Flutkatastrophe über Jahre hinaus sichtbare Narben der Verwüstung behalten wird. Und für Sekunden wurden ihre Gesichter sehr ernst, entwich das sonst so ansteckende Lächeln, als Ilse Kösling vom Schicksal ihrer Freundin Alexandra Tschida und deren siebenköpfiger Familie erzählte. In deren Haus noch nicht alle materiellen Schäden der Katastrophe beseitigt werden konnten.

Und doch ist sie wunderschön: Mit „And I think to myself. What a wonderful Word“, gespielt und gesungen als Zugabe einer wunderschönen wie kurzweiligen Reise sagte das Ensemble Tschida auf Wiedersehen …

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