Kusel Das Duo Palatino lädt zu musikalischer Reise ein

Spürt der Musikantenland-Tradition nach: das Duo Palatino, hier bei einem früheren Auftritt.
Spürt der Musikantenland-Tradition nach: das Duo Palatino, hier bei einem früheren Auftritt.

Mit Historiker Wolfgang Schmid unternahmen Flötistin Christiane Meininger und Gitarrist Volker Höh vom Duo Palatino in der Fritz-Wunderlich-Halle eine musikalische Rundreise durch magische Orte voll mystischer Klänge.

Mit ihrem Konzert wollen die aus dem Kreis Kusel stammenden Künstler die Tradition des Kuseler Musikantenlandes aufgreifen. „Les Folies d'Espagne“, die Spanischen Verrücktheiten von Marin Marais (1656-1728), einem Komponisten am Hof des französischen Königs Ludwigs XIV, auch als „Sonnenkönig“ bekannt, brachte Wolfgang Schmid in Verbindung mit dem höfischen Zeremoniell der unzähligen großen und kleinen absolutistischen Barockhöfe in Europa, die sich alle am Vorbild von Versailles orientierten.

Die streng festgelegte Choreografie des Tanzes spiegelte die höfische Rangordnung wieder und bildete so einen integralen Bestandteil der Repräsentation des Fürsten, bei der niemand „aus der Reihe tanzen“ durfte.

Gitarre statt Cembalo

Das Thema des Werkes, das auf einem Volkstanz namens „La Follia“ basiert, brachte Christiane Meininger an der Querflöte in den unterschiedlichsten Variationen bestens zur Geltung. Zu einer langsamen, liedhaften Version, die Meininger verträumt, geradezu entrückt und in reichen Klangfarbenschattierungen gestaltete, passte die stimmungsvolle Gitarrenbegleitung von Volker Höh hervorragend, die dem sonst bei höfischer Musik üblichen Cembalopart übernahm.

Andere Variationen zeichneten sich durch absolut sicher gespielte Rhythmen aus, zu denen die Zuhörer sich gut das Drehen der rauschenden Reifröcke vorstellen konnten. An den bäuerlichen Ursprung des temperamentvollen Tanzes, der mit wilden Ausschweifungen in Verbindung gebracht wurde, erinnerte eine flott gespielte Weise zu rauschenden Gitarrenakkorden, die sich durch kraftvoll akzentuierte Rhythmen sowie subtile Artikulations- und Gestaltungsnuancen auszeichnete.

Der fromme Schubert

An Stelle der ursprünglich vorgesehenen Air und Badinerie von Johann Sebastian Bach (1685-1750) spielten Christiane Meininger und Volker Höh das „Ave Maria“ von Franz Schubert (1797-1828). Wolfgang Schmid sah in diesem Werk beispielhaft die nach der Französischen Revolution und der mit ihr einhergehenden Säkularisierung im frühen 19. Jahrhundert wieder aufkommende katholische Frömmigkeit verkörpert, die an bis ins frühmittelalterliche Frankenreich zurückreichende Traditionen des Kuseler Remigiuslandes anknüpft.

Nach feinfühlig präludierenden Gitarrenakkorden von Volker Höh schwebte die innige Flötenmelodie von Christiane Meininger weich und in klangschönen, weit gespannten Klangbögen durch den Raum, völlig unprätentiös mit tiefer Empfindung interpretiert.

Spanische und italienische Klänge

Einen Abstecher nach Spanien unternahm Volker Höh mit den Allegrias von Jeronimo Villarino (1889-1972). Die teils melancholischen, teils rauschenden Klänge mündeten in eine schwungvolle Tanzweise.

Nach Italien führte die Reise mit einer Variation des polnischen Komponisten und Klaviervirtuosen Frédéric Chopin (1810-1849) über ein Thema aus Gioacchino Rossinis (1792-1868) Oper „La Cenerentola“, wie das deutsche Aschenputtel dort genannt wird. Das von den Brüdern Grimm überlieferte Märchen wurde zuerst vom französischen Dichter Charles Perrault (1628-1703) erzählt. Die Melodie mit den neckisch-hüpfenden Rhythmen spielte Christiane Meininger in absolut sicheren, hochvirtuosen schnellen Umspielungen, die das Thema wie ein Klangschleier umschwirrten.

Pfälzer in der weiten Welt

Auch auf die Türkenmode des 17. und 18. Jahrhunderts infolge der Kriege zwischen dem Habsburger und dem Osmanischen Reich kam Wolfgang Schmid zu sprechen. Denn seit der Zeit der Kreuzzüge waren immer wieder auch Pfälzer in die Welt hinaus gezogen, auch zu Kriegsdiensten in ferne Länder. Ein Satz aus Wolfgang Amadeus Mozarts (1750-1796) Sonate A Dur KV 331 brachte mit einem Rondo alla turca orientalisch-exotisches Flair in die Fritz-Wunderlich-Halle.

Aber auch nach Übersee zog das Fernweh viele Pfälzer. Diesem Umstand trugen die Künstler mit einer temperamentvollen Interpretation des Liedes „La Paloma“ von Sebastian de Yradier (1809-1869) Rechnung.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x