Kusel Aus der Millionenmetropole Bangkok nach Kusel

Seit Juli ist die Thailänderin Ploy Chomplern Akrasanee (Zweite von links) bei Markus (links), Nele und Bärbel Schmitt (rechts)
Seit Juli ist die Thailänderin Ploy Chomplern Akrasanee (Zweite von links) bei Markus (links), Nele und Bärbel Schmitt (rechts) zu Gast.

Die 16-jährige Thailänderin Ploy Chomplern Akrasanee verbringt derzeit einen zehnmonatigen Auslandsaufenthalt in der Kreisstadt. Bei ihrer Gastfamilie und in der Schule fühlt sie sich pudelwohl. In den ersten Wochen habe sie sich aber an die längeren Fußmärsche und das deutsche Essen gewöhnen müssen.

Eines gibt Ploy unumwunden zu: Der Aufenthalt in Deutschland sei anfangs im wahrsten Wortsinne ein Kulturschock gewesen. Denn aus einer Millionenstadt wie Bangkok ins beschauliche Kusel zu kommen, sei doch ein großer Kontrast. Vor allem, dass hier so viel zu Fuß erledigt wird, sei ihr neu. „Hier läuft man so viel und vor allem so schnell. Da wo ich herkomme, sind zehn bis 15 Minuten Fußmarsch schon sehr viel, hier ist das Standard und die Untergrenze“, sagt Ploy und schmunzelt.

Es sei nicht ihr erster Aufenthalt in Europa. Die 16-Jährige sei zuvor auch schon in Italien, Frankreich und der Schweiz gewesen. Da sie bereits gut Englisch spreche, sei ihr ursprüngliches Ziel eigentlich ein englischsprachiges Land wie die USA oder Kanada gewesen. „Meine Mutter hat mir allerdings dazu geraten, in ein Land zu gehen, dessen Sprache ich noch nicht beherrsche. Sie war einmal in Berlin, so kamen wir dann auf Deutschland“, erklärt Ploy.

Sprachbarriere

Über die Austauschorganisation yfu („Youth for understanding“) habe sie vor der Reise ein Auswahlgespräch absolvieren müssen, und auch zwei Camps habe sie besuchen müssen. „Um andere Austauschschüler kennenzulernen“, wie sie sagt. Auch in Deutschland treffe sie sich regelmäßig mit Austauschülern. Eine Schulfreundin von ihr sei momentan in einer Gastfamilie bei Karlsruhe.

Ansonsten habe sich die 16-Jährige kaum auf das Auslandsjahr vorbereitet. „Ich habe mir vorgenommen, offen zu sein und die Zeit hier zu genießen.“ Im August habe sie dann Familie Schmitt kennengelernt. Die Gespräche hätten sich anfangs schwierig gestaltet. „Mit dem Deutschlernen habe ich erst hier richtig angefangen.“ In den ersten drei Wochen habe sie einen Deutschkurs belegt, mittlerweile besucht Ploy die zehnte Klasse des Siebenpfeiffer-Gymnasiums in Kusel. Im Unterricht sei es immer noch schwer mitzukommen, trotzdem fühlt sie sich in ihrer Klasse gut aufgehoben: „Meine Mitschüler helfen mir und versuchen, schwierige Sachen für mich zu übersetzen.“

Zeit für Ausflüge und Hobbys

Auch Familie Schmitt – Vater Markus und Mutter Bärbel Schmitt sowie Gastschwester Nele – betritt mit der Aufnahme einer Austauschschülerin Neuland. „Wir wurden von einer Mitarbeiterin der Austausch-Organisation besucht. Diese hat bewertet, ob wir als Gastfamilie geeignet sind“, sagt Bärbel Schmitt. Auf einem Portal konnten sie sich dann für eine Gastschülerin entscheiden. Doch Familie Schmitt hat nicht nur ein Familienmitglied hinzugewonnen. Tochter Eva verbringt analog zu Ploys Aufenthalt in Kusel ein Auslandsjahr in Neufundland, Kanada.

Viel verändert habe sich im Familienalltag jedoch nicht. „Wir machen bei unseren Ausflügen jetzt mehr touristische Sachen“, erzählt Nele Schmitt. Unter anderem stand bereits ein Ausflug nach Bayern zum Schloss Neuschwanstein auf dem Programm. Und auch Ploy könne in der Kreisstadt ihrem Hobby Tanzen frönen. Sie besuche derzeit einen Tanz-Fitnesskurs in der Stadt. Die Pandemie habe die ersten fünf Monate ihres Auslandsjahres nicht negativ beeinflusst. „Im Gegenteil. Hier ist alles viel entspannter als in Thailand.“

Die deutsche Küche

Vermisst habe Ploy zu Beginn ihres Auslandsjahres das thailändische Essen. Vor allem sei sie überrascht gewesen, „dass die Essensportionen hier so groß sind“. Mittlerweile habe sie aber Gefallen an der deutschen Küche gefunden, sehr zur Freude von Gastmutter Bärbel: „Uns wurde in der Vorbereitung oft gesagt, dass die unterschiedlichen Essgewohnheiten oft zu Problemen führen. Das ist bei uns absolut nicht der Fall.“

Was Ploy in Kusel besonders gefällt? Spaziergänge und Italienisch essen gehen mit ihrer Gastfamilie. Bis Juli wird sie noch in Kusel bleiben. Trotz ihrer dann anstehenden Rückkehr nach Bangkok ist schon jetzt klar: „Ich möchte wieder nach Deutschland kommen. Vielleicht nicht unbedingt fürs Studium, aber auf jeden Fall, um Urlaub zu machen und Freunde zu treffen.“

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