Kreis Kusel Auf neuen Wegen

Helle Räume, schlicht gehalten, bilden einen dezenten und wirkungsvollen Hintergrund für die gezeigten Exponate. Hier ein Blick
Helle Räume, schlicht gehalten, bilden einen dezenten und wirkungsvollen Hintergrund für die gezeigten Exponate. Hier ein Blick in die Schau »Raumgreifend«.

Museums(ver-)führer: Das Museum Pachen in Rockenhausen firmiert inzwischen als Museum der Kunst. Die Sammlung, die ihm den angestammten Namen gab, ist in alle Winde zerstreut. Dafür gibt es nun immer wieder neue Präsentationen. Und die Sammlung Kahnweiler hat hier ihr neues Zuhause gefunden. Ein Bummel durch ein Museum im Aufbruch.

Im Herzen der kleinen Stadt am Donnersberg gibt es viel zu entdecken. Vor allem für Menschen, die auf der Suche nach künstlerischer Bereicherung in ihrem Leben sind und dabei nach Rockenhausen kommen. Da gibt es nämlich neben dem Heimatmuseum ein Museum der Zeit und ein Museum der Kunst, der modernen Kunst des 20. und 21. Jahrhunderts, mittendrin von Fachwerkhäusern und kleinen Gassen umgeben.

In der Speyerstraße 3 leuchtet es blau, die Eingangstür öffnet sich, und dahinter erscheinen die guten Geister, die an diesem Nachmittag das Haus betreuen. Es sind dies Luise Busch, Marieluise Flan und Birgit Garbe, die die Schätze der Stadt Rockenhausen aufzeigen. Helle Räume, schlicht gehalten, bilden einen dezenten und wirkungsvollen Hintergrund für die gezeigten Exponate.

Der berühmte Kunsthändler und Galerist Picassos

Luise Busch, unter anderem Vorsitzende des Kahnweiler-Arbeitskreises, lässt keinen Zweifel aufkommen, sie fühlt sich hier wohl, denn manchmal haben Umbaumaßnahmen und Sanierungsdruck auch ihre guten Seiten. Kahnweiler? Für viele Rockenhausener und ihre Besucher zunächst der Name eines alten Hauses inmitten der Altstadt, für Freunde der modernen bildenden Kunst aber ein Name der aufhorchen lässt, denn Daniel-Henry Kahnweiler (1884-1979), gilt weltweit als einer der führenden Kunsthändler seiner Zeit, der als Galerist Pablo Picassos in Paris zu Weltruhm gelangte und viele weitere große Namen der modernen Malerei als Kunsthändler betreute.

In der neuen Kahnweiler-Abteilung dreht sich alles um den Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler (1884-1979), der als Galerist Pab
In der neuen Kahnweiler-Abteilung dreht sich alles um den Kunsthändler Daniel-Henry Kahnweiler (1884-1979), der als Galerist Pablo Picassos berühmt wurde. Seine Großeltern kamen aus Rockenhausen.

Wenige Jahre vor seinem Tod vermachte er nach einem Besuch in der Stadt seiner Großeltern den Rockenhausenern einen Teil seiner umfangreichen Bibliothek, Dokumente seiner Arbeit in Paris und zwei Lithographien, auf denen Picasso ihn porträtiert hatte. Diese spannenden Nachlassstücke sind jetzt im Museum für Kunst in der Kahnweiler-Abteilung als ständige Ausstellung zu sehen und geben einen guten Einblick in das Kunst-Leben eines Menschen, der mit seiner galeristischen Arbeit Weltkunst betreut und bekannt gemacht hatte.

Die Architektur hilft der Präsentation, sie verbindet und grenzt gleichzeitig ab.
Die Architektur hilft der Präsentation, sie verbindet und grenzt gleichzeitig ab.

Luise Busch gerät ins Schwärmen beim Erzählen und versteht es, den Besuchern auf angenehme Weise klar zu machen, was für ein Schatz mit der Kahnweiler-Abteilung sich nun in den neuen Räumen zeigt, sehr gut strukturiert, vermittelnd und informativ. So gehört nun der erste Stock des Hauses der Welt um Daniel-Henry Kahnweiler und der des gleichnamigen Arbeitskreises.

Schon immer war es guter Brauch, an die Tradition des Kunsthändlers anzuknüpfen und sich mit zeitgenössischer Kunst in Bild und Skulptur auseinanderzusetzen. Schon im alten Kahnweiler-Haus gab es immer wieder spannende Ausstellungen, die Neugierde auf die künstlerische Umsetzung der Gegenwart entfachte. Jetzt im neuen Zuhause wird dies umso besser möglich sein, denn neben der Präsentation des Kahnweiler-Lebens, die auch durch einen beeindruckenden Kurzfilm über den Agenten Picassos für Liebhaber der Zeit des Kubismus und seiner Entstehung sehr gut vermittelt wird, werden vom Arbeitskreis, der Stadt, und den Organisatoren des APK (Arbeitskreis Pfälzischer KünstlerInnen) weiterhin Sonderausstellungen durchgeführt.

Dabei hilft auch die Architektur des Hauses, sie verbindet und grenzt gleichzeitig ab. Wieder zurück im Erdgeschoss, wo der Raum für die zukünftigen Präsentationen das Haus luftig und leicht erscheinen lässt, geht es über den kleinen lauschigen Innenhof, der gerade im Sommer zum Verweilen, Pausieren oder für die jüngsten Museumsbesucher zum Spielen und Kraftholen einlädt, in das zweite Ausstellungsgebäude, das mit seiner Rückseite an das ehemalige Haus der alten Familie Kahnweiler angrenzt, die seinerzeit wohlhabende Kaufleute gewesen sind und viel für ihre Heimatstadt und Umgebung getan hatten. Ein schönes Spiel der Geschichte, dass eine Art Familienzusammenführung im Zeichen der Kunst jetzt sichtbar wurde.

Drachenzähne aus Holz und Teige aus Stein

Hier ist die aktuelle Sonderausstellung des Museums für Kunst präsentiert, hier wird wieder der Kreis zur zeitgenössischen Kunst dieses Jahrhunderts geschlossen. Räume und wie sie genutzt werden, sind so entscheidend für die Präsentation von Kunst und damit auch für das Verstehen und Erkennen von künstlerischen Sichtweisen. Das ist auch im zweiten Museumsteil gelungen.

Aktuell zeigen Andrea Niessen und Reiner Mährlein, beides anerkannte und herausragende Pfälzer Künstler, ihre Werke. „Raumgreifend“, so der Titel, der sich zunächst auf die ausgestellten Werke bezieht, aber dann dem Besucher auch wieder das Museum für Kunst als einen besonderen Raum darstellt.

Drachenzähne aus Holz und auf den ersten Blick überquellende Teige aus Stein in eisernen Schüsseln leiten von der zunächst kindlich anmutenden Bezeichnung hin zur Komplexität der Werke: Schön, dass auch hier Kinder sehen und schauen dürfen, oft sind es gerade ihre spontanen Äußerungen der Auslöser zum Begreifen der künstlerischen Aussage. Der Besucher erfährt von weiter geplanten Ausstellungen, dem Kahnweiler-Preis, der es seinen Stipendiaten ermöglicht, Kunst zu erarbeiten und zu zeigen, allein die geplanten Kunstereignisse machen Lust auf einen weiteren Besuch. Das Museum der Kunst in Rockenhausen lebt auf, die aktuellen Ausstellungen beeindrucken, das gezielte Zeigen der Schätze betont den Erfolg von „weniger ist mehr“. Das Rockenhausener Museum für Kunst ist aus seiner Eierschale geschlüpft, die ansehnlich war, doch jetzt ist es modern, aufgeschlossen und bietet wahrlich Raum für Kunst und ihre Bedeutung für alle. Und ist auf jeden Fall zu jeder Jahreszeit einen Besuch wert!

Das Museum

Das Museum für Kunst Rockenhausen in der Speyerstraße 3 ist geöffnet von dienstags bis sonntags von 14.30 Uhr bis 17.30 Uhr. Der Eintritt ist frei, um Spenden wird gebeten. Führungen für Gruppen sind möglich, telefonisch ist das Museum unter 06361 22136 und 06361 1089 zu erreichen.

Die Serie

In unserer Reihe „Museums(ver-)führer“ stellen wir Museen der Region vor und geben einen Vorgeschmack darauf, was die Besucher erwartet. Die Serie soll Lust machen, nach den Pandemie-Beschränkungen wieder Entdeckungen zu machen.

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