Kusel Zweitgrößtes Projekt der neuen Verbandsgemeinde
Bei Bilderbuchwetter haben Gewerbetreibende und Kommunalpolitiker aus der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan am Sonntagvormittag das geplante Gewerbegebiet Schellweiler-Ehweiler in Augenschein genommen. Auch der Standort Erlenhöhe bei Konken wurde bei der Wirtschaftswanderung, der sich eine stattliche Delegation der in Kusel ansässigen chinesischen Geschäftsleute angeschlossen hatte, angesteuert.
Vor dem Start auf die gut acht Kilometer lange Strecke stärken sich die Teilnehmer, einige in Wanderkluft und mit Rucksack ausgerüstet, im Dorfgemeinschaftshaus Schellweiler an den mit Zier-Kürbissen, „Keschde“ und Äpfeln geschmückten Tischen bei Kaffee und Kuchen. Als gesund, kommunikativ, als Kontaktbörse skizziert Verbandsbürgermeister Stefan Spitzer das Veranstaltungsformat der Wirtschaftswanderung, das die Verbandsgemeinde zusammen mit den Gewerbevereinen Kusel und Altenglan vorbereitet hat. Das Treffen biete eine gute Gelegenheit, Netzwerke zu knüpfen und etwas für die Wirtschaftsentwicklung in der Kreismitte zu bewirken. Am Schellweilerer Friedhof, dem ersten Etappenziel, das einen guten Blick auf das künftige Gewerbegebiet erlaubt, erläutert Spitzer anhand eines Kartenwerks Größenordnung, Umrisse und Topografie des Geländes, auf dem sich in einigen Jahren Industrie- und Gewerbebetriebe ansiedeln sollen. Nach der Schwimmbadsanierung, die schätzungsweise 15 Millionen Euro kosten wird, sei das Gewerbegebiet mit Erschließungskosten von etwa zehn Millionen Euro das zweitgrößte Projekt in der neu gebildeten Verbandsgemeinde, erinnert der Verbandsbürgermeister. Dafür hoffe die Verbandsgemeinde auf Zuschüsse des Landes. Der Standort mit einem Areal von mehr als 18 Hektar biete gute Bedingungen und Chancen für größere Betriebe, nicht zuletzt wegen der Nähe zur Autobahn. Für die Verkehrsanbindung soll voraussichtlich ein Kreisel an der Ausfahrt Konken/Kusel der A 62 entstehen (DIE RHEINPFALZ berichtete). Doch bis der erste Bagger auf die derzeit landwirtschaftlich genutzten Flächen fährt und Erdbewegungen in Gang kommen, gehen Spitzer zufolge noch zwei Jahre ins Land. In den nächsten Wochen werde nach einer europaweiten Ausschreibung zunächst ein Büro ausgewählt, das die Detail-Planungen fürs Gewerbegebiet übernimmt. Fortschreibung des Flächennutzungsplans, Baupläne für die Geländeanteile von Ehweiler und Schellweiler sowie Flächenerwerb sind weitere Schritte. Vorgesehen sind drei Bauabschnitte für Plateaus, um Höhenunterschiede in dem Gelände auszugleichen, dessen Grenzen die Autobahn und ein Waldstreifen bilden. Offen ist noch, wie viel Ausgleichflächen für die laut Spitzer „ökologisch wertvollen“ Streuobstparzellen erforderlich werden, die dem Gewerbegebiet wohl zum Opfer fallen. Die eher ironisch gemeinte Frage nach einem Vorkaufsrecht für Teilnehmer der Wanderung beim Erwerb von Gewerbeflächen löst in der Wanderschar Heiterkeit aus. Auf dem Weg zur Erlenhöhe passieren die Wanderer ein Lager mit nagelneuen Biotonnen, die in diesen Wochen im Landkreis verteilt werden. Mit Blick auf Kritik an den Tonnen mit grünem Deckel wirbt der Verbandsbürgermeister dafür, unvoreingenommen an diese vorgeschriebene Neuerung in der Abfallentsorgung heranzugehen und Erfahrungen zu sammeln. Ohnehin bestehe die Möglichkeit zur Befreiung. Das unter seinen Vorgängern vor einem Vierteljahrhundert auf den Weg gebrachte Gewerbegebiet Erlenhöhe an der B 420, in dem sich seither 24 Firmen mit 350 Arbeitsplätzen angesiedelt haben, lobt Spitzer als Erfolgsgeschichte. Und während die Teilnehmer der strammen Wanderung sich an diesem Zwischenstopp mit Getränken erfrischen, erinnert der Bürgermeister daran, dass auf dem 24 Hektar umfassenden Gelände noch 2,5 Hektar Freiflächen zu einem Quadratmeterpreis von 17,90 Euro erworben werden könnten. Durchaus angetan von der Wirtschaftswanderung zeigen sich die chinesischen Geschäftsleute. Doch dass sie größere Gewerbeflächen benötigten, sei derzeit nicht absehbar, sagt Enci Chen von der Gcib International GmbH. Das Geschäft der chinesischen Firmen bestehe vor allem im Export deutscher Erzeugnisse in die Volksrepublik. Dort seien Produkte „Made in Germany“ – wie Wein, Kekse oder Drogerieartikel – sehr gefragt, verrät er. Nach einer letzten Wanderetappe und drei Stunden Natur pur wartet auf die Wirtschaftswanderer am Start- und Zielpunkt in Schellweiler ein Imbiss: Aufgetischt werden Kartoffel- und Nudelsalat sowie Fleischkäse und Hackbraten.