Kusel Wer wo kandidieren könnte

Kusel/Schönenberg-Kübelberg: Der Streit um die Dann-doch-noch-Berufung der Bürgermeister zu Beauftragten ihrer Verbandsgemeinden vergangene Woche hat auch das Thema Wahlen in den Vordergrund geraten lassen. Wer kandidiert wo? Das wird vor allem mit Blick auf die zeitgleiche Landrats- und Bürgermeisterwahl in Kusel interessant.

Wer etwas werden will, der muss sehr genau überlegen, wann er den Bürgern mitteilt, dass er zur Verfügung steht. Meldet er oder sie sich zu früh, besteht die Gefahr, dass man frühzeitig verbrannt wird in der öffentlichen Diskussion. Meldet man sich zu spät, könnte die Konkurrenz im Ringen um die Wählergunst schon enteilt sein. Folglich hält sich derzeit jeder bedeckt, der in Frage kommt. Wir spekulieren dennoch ein bisschen, wer wo in Frage kommt – immerhin stehen in den nächsten 13 Monaten drei Direktwahlen an. VG Oberes Glantal Rudi Agne: Der Bürgermeister der VG Waldmohr, gesundheitlich angeschlagen, kandidiert nicht. Er geht im August in den Ruhestand. Karl-Heinz Schoon: Nach zwei Amtszeiten als Bürgermeister der VG Schönenberg-Kübelberg wäre er nicht mehr angetreten, wenn die VG so weiterbestanden hätte. Für die neue VG sieht das anders aus. Zwar hält sich Schoon noch bedeckt, doch es reizt ihn, die Fusion, die er maßgeblich angestoßen hat, nun auch zu einem guten Ende zu bringen. Der Aufstieg in die Besoldungsstufe B4 ist ein netter Nebeneffekt. Klaus Schillo: Der noch bis Ende 2022 gewählte Bürgermeister der VG Glan-Münchweiler kann mit Auflösung seiner Verbandsgemeinde in den vorgezogenen Ruhestand gehen, kann hauptamtlicher Beigeordneter werden, ohne zu kandidieren, oder er kann antreten und selbst bei einer Wahlniederlage hauptamtlicher Beigeordneter werden. Auch er äußert sich derzeit noch nicht. Doch die Prognose fällt leicht: Er wird nicht kandidieren. Ob er dann Beigeordneter wird oder den Ruhestand vorzieht, ist noch offen. Nur falls Schoon nicht kandidiert, könnte Schillo das Bürgermeister-Amt eher locken. Klaus Jung: Der Vorsitzende der SPD-Fraktion im Verbandsgemeinderat Schönenberg-Kübelberg gilt als der wahrscheinlichste SPD-Kandidat. Inzwischen ist der Richter auch Vorsitzender des fusionierten SPD-Gemeindeverbands – die beste Position, um sich auch als Kandidat küren zu lassen. Jürgen Conrad: Der Vorsitzende des SPD-Unterbezirks war bereits vor drei Jahren angetreten und krachend gescheitert. Insofern ist seine Kandidatur eher unwahrscheinlich – zumal ein noch höheres Amt winkt. Christoph Lothschütz: Der CDU-Mann wird nur dann eine Kandidatur erwägen, wenn sein Chef Schoon nicht mehr antritt. VG Kusel-Altenglan Stefan Spitzer: Der Kuseler CDU-Bürgermeister wird antreten – allerdings lässt er momentan offen, für welches Amt. Das wolle er „zu gegebener Zeit“ mitteilen. Denn auch das Landratsamt steht kommendes Jahr zur Wahl; vermutlich sogar am selben Sonntag. Das dürfte ihn noch mehr reizen, zumal der frühere Offizier nach zwei Amtszeiten seine Pension gesichert hat. Ulrike Nagel: Die Stadtbürgermeisterin wird schon lange gehandelt – aber ebenso für das Landratsamt. In der künftigen VG ist die Juristin bekannter als im Rest des Kreises. Das erhöht die Chancen. Sollte sie als Landrätin kandidieren, wird’s spannend, wen die SPD für die Bürgermeisterwahl aus dem Hut zaubert... Roger Schmitt: ... vielleicht den Bürgermeister der Verbandsgemeinde Altenglan, der auf jeden Fall für den Rest seiner Amtszeit mindestens hauptamtlicher Beigeordneter wird. Schmitt wird aber eher nicht gegen Spitzer antreten, mit dem er gerade die Fusion auf den Weg bringt. Sollte Spitzer auf Landrat gehen, sieht es anders aus. Dann wird Schmitt ernsthaft über die Kandidatur nachdenken – als Parteiloser. Und mit Unterstützung. Ob die von der SPD oder von der CDU kommt, ist offen. Schmitt ist für beide eine Option. Xaver Jung: Es wird keiner ernsthaft darauf setzen, dass die CDU im kommenden Jahr erneut ein Wahlergebnis wie 2013 erzielt und Jung den erneuten Weg in den Bundestag ermöglichen. Ob er als Lehrer zurück ans Kuseler Gymnasium geht? Wenn es sich vermeiden lässt, dann nicht. Warum also nicht als Verbandsbürgermeister kandidieren, wenn Spitzer in die Trierer Straße strebt? Oder selbst Landrat werden wollen, falls Spitzer der Bürgermeisterposten lieber ist. Landrat Nagel, Spitzer, Xaver Jung: Viel hängt davon ab, wer bei den zwei offenen Optionen seine Chancen auf welcher Ebene wie einschätzt. Und, bei der SPD, wen die Partei favorisiert. Denn da ist ja noch... Jürgen Conrad: Vor knapp drei Jahren hatten einflussreiche Kreise der Partei intern gefordert, er solle schon vorab auf die Landrats-Kandidatur verzichten – er weigerte sich und wurde dennoch Kreisbeigeordneter. Das zeigt, dass er das Landratsamt noch nicht von seiner Liste gestrichen hat. Aber dafür müsste er, wenn er sich in der Partei durchsetzt, eine Direktwahl gewinnen. Jochen Hartloff: Natürlich ist der langjährige Stadtbürgermeister vor allem in Mainz verankert, wo er nun sowohl als Landtagspräsident als auch als Wissenschaftsminister im Gespräch ist. Aber er wäre auch die wahrscheinlichste Chance für die Kuseler SPD, das Landratsamt weiterhin in ihren Reihen zu halten. Martin Haller: Nehmen Sie den Namen des Vorderpfälzer Landtagsabgeordneten und gebürtigen Kuselers als Platzhalter für eine externe Lösung. Die könnte die SPD ziehen, wenn sie zu dem Schluss kommt, dass sie weder eine Zerreißprobe Nagel/Conrad haben möchte, noch einem der beiden zutraut, die Wahl zu gewinnen; speziell gegen Spitzer. Andreas Hartenfels: Natürlich haben es Grüne schwer im Kreis. Doch die fast 40 Prozent, die er 2009 ohne viel Werbung gegen den Amtsinhaber holte, sind ein Pfund für den Dorferneuerer und Realo, der wegen seiner sachbezogenen Arbeit über die Parteigrenzen hinweg Anerkennung genießt. Vielleicht lockt ihn das ja zurück von der Landesebene. Helge Schwab: Der Freie Wähler hat spätestens bei der Landtagswahl Geschmack am Politik-Job gefunden. Das Bürgermeisteramt wird den Berufssoldaten nicht reizen, aber sicher der Sessel des Landrats. (Archivfotos: M. Hoffmann/Sayer)

x