Kusel Verführung auf zwei Kilometern

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Die letzten sonnigen Tage waren ein Geschenk. Zum Europäischen Bauernmarkt schien am Wochenende die Sonne, und Tausende von Besuchern flanierten durch Haupt- und Nebenstraßen vorbei an unzähligen Verkaufs-, Handwerks- und Vesperständen. Geschätzt zwei Kilometer lang war der Weg, bis man sich einen Überblick über das gesamte Angebot verschafft hatte – und dann ging es wieder zurück.

An den Ortseingängen Herschweiler-Pettersheim prangen am Wochenende an den Bäumen große Hinweisschilder. Ein dicker, schwarzer Rand umrahmt den Titel „Achtung Bauernmarkt“. Achtung, der Europäische Bauernmarkt kann bei unbedachtem Gebrauch ihrem Magen und den Mägen ihrer Kinder erheblichen Schaden zufügen – das wäre beispielsweise eine Möglichkeit, wie der Hinweis verstanden werden könnte angesichts der Vielzahl an Angeboten für das leibliche Wohlergehen. Hat man den Weg über Krottelbach zum großen Wiesen-Parkplatz gefunden, kann die kulinarische Wanderung ihren Anfang nehmen. Auch Verbandsbürgermeister Klaus Schillo hat das Auto geparkt und ist auf dem Weg Richtung Markt. Sein Dienst am Ausschank im großen Festzelt fängt bald an, viel Zeit bleibt ihm nicht mehr. An den ersten der insgesamt 132 Buden und Pavillons vorbei, zeigen einige Arbeiter interessierten Besuchern den Weg zum süßen Apfelsaft – ein Verfahren aus der Mitte des 19. Jahrhunderts. Denn die Anlage, das weiß Apfelsaft-Arbeiter Felix Held genau, stammt aus einem Haus aus Glanbrücken (Baujahr 1854), dem Haus seines Ur-Ur-Großvaters. Die Arbeiter verteilen die frischen Äpfel auf der etwa drei Meter langen sichelförmigen Rinne. Mit einem 300 Kilogramm schweren Steinrad, an einem Gestänge befestigt, werden die Äpfel zerkleinert. Das Material wird flächig auf dem großen Steinkelter aufgetragen, eine Reihe schwerer Holzlatten kommt drauf. Eine Drehvorrichtung presst schließlich auch den letzten Tropfen Saft aus den Äpfeln: etwa 20 Prozent weniger als üblich, erklärt Erhard Helfenstein aus den Reihen der Arbeiter. Das trockene Wetter habe den Äpfeln das Wasser entzogen, berichtet er weiter. Für die Gäste gewinnen sie trotzdem rund 200 Liter Apfelsaft – ohne die Zugabe von Wasser, wie Helfenstein versichert. Auf der Hauptstraße zeigen sich ein paar neue Spezialitäten. Bolinhos nennen sich die portugiesischen Stockfischbällchen, auf dem Kohlegrill liegen gesalzene Sardinen und Paprika. Die Süßigkeit Rissois erinnert etwas an Crème brûlée. Die Teig-Teilchen sind mit einer Milchcrème gefüllt, das Eigelb auf der Oberseite ist braun-gold ausgebacken. Angela Antunes und Vitor Rodrigues sind mit ihren portugiesischen Leckereien zum ersten Mal dabei. „Wir machen die Sardinen häufig zu Pfarrfesten in Kaiserslautern.“ Warum nicht auch auf dem Bauernmarkt in Herschweiler-Pettersheim?, habe ein Bekannter gefragt – und schon sind sie hier, erklärt Angela Antunes. Festes Schuhwerk, Zeit und einen großen Korb für all die vielen Angebote. Mit der perfekten Ausstattung sind Marion und Klaus Edinger aus Glanbrücken nach Herschweiler-Pettersheim aufgebrochen. Schlendern, schauen und im Notfall kaufen – das war ihr Ziel. Ein französisches Brot liegt im Korb. Auch den Kauf eines Apfelbäumchens hatten sie ihm Sinn, diese seien aber leider vergriffen gewesen. „Mal schauen, was da noch kommt“, lautet ihre Devise für den weiteren Weg. Den Tieren abseits der Hauptstraße wollen beide auf jeden Fall noch einen Besuch abstatten.

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