Kusel „Redaktion vor Ort“ am Freitag, 7. Juni, 15 bis 17 Uhr, in Schönenberg-Kübelberg

Die Grundstückssuche der Firma Minitec war einst der Auslöser für die Entstehung des Gewerbegebietes „Mehlpfuhl“.  Foto: M. Hoff
Die Grundstückssuche der Firma Minitec war einst der Auslöser für die Entstehung des Gewerbegebietes »Mehlpfuhl«.

Nach 40 Jahren in der Kommunalpolitik – die vergangenen 15 davon als Ortsbürgermeister von Schönenberg-Kübelberg – geht Josef Weis in den Ruhestand. Seinem Nachfolger rät er besonders, „die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen“.

15 Jahre Ortsbürgermeister in Schönenberg-Kübelberg, davor bereits zehn Jahre Erster Beigeordneter, seit stattlichen 40 Jahren im Ortsgemeinderat, 25 Jahre im Verbandsgemeinderat und schon seit 1999 Mitglied des Kreistages – Josef Weis ist alles andere als ein Unbekannter in der Kommunalpolitik. Doch mit nunmehr 70 Jahren sieht Weis die Zeit gekommen, kürzer zu treten und einem neuen Ortsbürgermeister Platz zu machen.

Auf die Frage nach der größten Errungenschaft seiner Amtszeit antwortet Weis wie aus der Pistole geschossen: „Das Gewerbegebiet Mehlpfuhl.“ Und er erinnert sich noch allzu gut, was das damals für ein „Tanz auf der Rasierklinge“ war. „Die Firma Minitec wollte sich vergrößern, hat aber kein Grundstück gefunden und war schon kurz davor, ins Saarland oder nach Zweibrücken abzuwandern“, erinnert sich Weis.

Der damalige Landrat Winfried Hirschberger habe dann das Gespräch mit Minitec-Chef Bernhard Bauer gesucht – allerdings ohne Ergebnis. „Eine Firma in dieser Größenordnung wollte man aber natürlich unbedingt im Landkreis halten. Dann hieß es, die in Schönenberg haben doch da was im Flächennutzungsplan stehen, da müsste man doch was machen können. Was dann kam, war ein wahrer Höllenritt.“ Erst habe es Termine in Kusel gegeben, dann in Mainz. Als man von Behördenseite grünes Licht hatte, war die Angelegenheit aber noch lange kein Selbstläufer.

„Zum Glück ging alles gut“

„Dann mussten wir die entsprechenden Grundstücke noch erwerben – und da gab es teilweise langfristige Pachtverträge. Das war gar nicht so einfach“, erinnert sich der scheidende Ortsbürgermeister. Drei bis vier Grundstücke seien bereits im Besitz der Gemeinde gewesen, rund 70 Prozent der benötigten Fläche habe man aber noch zukaufen müssen. „Jeder Grundstückseigentümer hätte uns einen Strich durch die Rechnung machen können, aber zum Glück ging ja alles gut.“

Mittlerweile gebe es kaum noch freie Grundstücke in dem Gewerbegebiet. „Ein Grundstück oberhalb der Minitec-Allee ist noch zu haben. Das wollen wir aber für produzierendes Gewerbe vorhalten“, erklärt Weis. „Außerdem will sich ein Software-Unternehmen mit rund zehn Mitarbeitern ansiedeln, und DHL will noch eine weitere Parzelle zukaufen“, zählt der Ortsbürgermeister weiter auf.

Die Steuereinnahmen seien durch das Gewerbegebiet natürlich immens gestiegen, was aber nicht nur Vorteile bringe. „Reich geworden sind wir dadurch nicht, auch weil die Umlagen extrem hoch sind – und außerdem erhalten wir durch die Steuereinnahmen die sogenannte Schlüsselzuweisung A nicht mehr.“ Das Schuldenlevel liege in Schönenberg-Kübelberg derzeit bei etwa sieben Millionen Euro, die Pro-Kopf-Verschuldung bei 1242 Euro. „Das ist aber noch in einem moderaten Rahmen, auch weil wir uns keine ,teuren Hobbys’ wie ein Schwimmbad leisten“, sagt Weis.

Als weitere Dinge, die während seiner Amtszeit umgesetzt wurden, nennt der scheidende Ortsbürgermeister zum Beispiel das Kulturhaus in Kübelberg, den Busbahnhof, das Neubaugebiet „In den Aspen“ und die Sanierung der Friedhöfe. „Außerdem ist ein weiteres Neubaugebiet mit 39 Plätzen in der Planung“, fügt Weis hinzu.

Kita in Kübelberg übernehmen

Desweiteren werde die Gemeinde die Kindertagesstätte im Ortsteil Kübelberg übernehmen und um zwei Gruppen erweitern. „Das ist die einzige, die noch nicht in kommunaler Hand ist, und durch die neuen Richtlinien vom Land brauchen wir mehr Platz“, erklärt Weis. Noch könne man den Bedarf zwar decken, es sei aber absehbar, dass das nicht mehr lange so sein werde. Dementsprechend habe man den Grundsatzbeschluss auch bereits gefasst. „Das Projekt war mir wichtig, und ich wollte es nicht halb fertig an meinen Nachfolger übergeben“, macht der scheidende Ortsbürgermeister deutlich. Als größten Rückschlag seiner Amtszeit wertet Weis die lange geplante Erweiterung des Lidl-Marktes, die immer wieder gescheitert sei.

Seinem Nachfolger stehe er gern mit Rat und Tat zur Seite. „Auch wenn es in vielen Situationen das Beste ist, sich selbst freizuschwimmen. Aber es gibt Dinge, die man als neuer Bürgermeister noch nicht wissen kann – und da helfe ich gerne.“ Er rät dem neuen Ortsbürgermeister „mit den Leuten im Gespräch zu bleiben und die Sorgen der Bürger ernst zu nehmen“.

Zu tun gebe es für den kommenden Ortsbürgermeister genug. Unter anderem sieht Weis einen Punkt im Vordergrund: „Die neue Verbandsgemeinde wird noch etwas Arbeit machen“, prophezeit Weis und fordert: „Schönenberg-Kübelberg sollte Hauptstandort der VG bleiben.“ Pläne für ein neues Verwaltungsgebäude sowie die Umgestaltung des umliegenden Bereichs inklusive Parkmöglichkeiten gebe es schon.

Aber seinem Nachfolger müsse nicht bange sein. Das Amt bringe zwar viel Stress und Ärger mit sich, es mache aber auch sehr viel Spaß. „Mit meinen 70 Jahren freue ich mich jetzt aber einfach darauf, mehr Freizeit zu haben. Langweilig wird es mir sicher nicht. Ich habe zumindest mehr Zeit für die Familie“, sagt Weis mit einem Schmunzeln.

Info

Die RHEINPFALZ macht mit ihrer Aktion „Redaktion vor Ort“ am Freitag, 7. Juni, 15 bis 17 Uhr, in Schönenberg-Kübelberg Station auf dem Wasgau-Parkplatz in der Sander Straße. Die Redakteure Wolfgang Pfeiffer und Torben Müller freuen sich auf möglichst viele Besucher und anregende Gespräche. Wie immer gibt es Mineralwasser und ein paar Kannen Kaffee – und die beliebten RHEINPFALZ-Dubbetassen, die dürfen wieder mit nach Hause genommen werden.

Josef Weis  Foto: Sayer
Josef Weis
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