Kusel Odenbach: Ehemalige Synagoge nur durch Zufall wieder entdeckt

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Wer zur ehemaligen Synagoge in Odenbach möchte, muss etwas suchen. Versteckt in einem schmalen Gässchen mitten im alten Ortskern steht das unscheinbare Häuschen, das eine Kostbarkeit jüdischer Kultur ist. „Die jüdischen Religionsgemeinschaften haben sich nach außen hin nicht stark präsentiert. Sie waren ja nie sehr beliebt“, erklärt Rupertus Woehl vom Förderverein der ehemaligen Synagoge Odenbach. Er und seine Frau Ursula sind seit vielen Jahrzehnten im Verein aktiv und haben dazu beigetragen, dass die verfallene Landsynagoge restauriert wurde.

Seit 1752 feierten die Männer der kleinen jüdischen Gemeinde im rechten unteren Teil der Synagoge den Sabbat. Mit dem Anwachsen der Gemeinde im 19. Jahrhundert wurde im Obergeschoss eine Empore für die Frauen eingebaut. Aus der Decke wurde ein Stück heraus genommen, damit Frauen und Kinder auch zuhören konnten. Der untere Hauptraum wurde mit Jugendstilelementen ausgemalt, von denen noch ein kleines Motiv neben der Eingangstür zu sehen ist. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz und ist zum Großteil original erhalten. „Die Stufen der alten Sandsteintreppe, die hinauf zum Eingang führen, könnten viel erzählen“, gibt Rupertus Woehl zu bedenken. Dass das Haus die Reichspogromnacht am 9. November 1938 und die NS-Zeit überstanden hat, ist wohl dem Umstand zu verdanken, dass die Häuser im Ortskern so eng aneinander gebaut sind, dass ein Brand auch nicht-jüdisches Eigentum zerstört hätte. Der Innenraum aber wurde in jener Nacht völlig zerstört. Eine Thorarolle hatte der damalige katholische Pfarrer in weiser Voraussicht vorher an sich genommen. Heute ziert sie den Toraschrein einer Synagoge in Argentinien. Während des und nach dem Zweiten Weltkrieg diente das Gebäude als Lagerraum. 1985 wurde die ehemalige Synagoge wiederentdeckt. „Als der Historiker Bernhard Kukatzki im Inneren der Synagoge stand, fielen ihm kleine rote Farbreste an den Wänden auf. Er ging hin und kratzte an der obersten Farbschicht,“ berichtet Woehl mit leuchtenden Augen. Zum Vorschein kamen 250 Jahre alte Wand- und Deckenmalereien, die vermutlich von dem polnischen Maler Elieser Sussmann stammen. Auf Initiative der protestantischen Kirchengemeinde fanden sich Bürger, die Rahmen eines Fördervereins das Haus vor dem endgültigen Verfall retteten. 1989 erwarb der Verein das Gebäude. Die Malereien waren nicht die einzige Entdeckung. „In einer kleinen versteckten Kammer im Gebälk haben wir Torawimpel und Urkunden gefunden“, berichtet Woehl. Die Fundstücke sind in gläsernen Vitrinen im Hauptraum und auf der Empore ausgestellt. Jährlich besuchen etwa 800 Menschen die Synagoge. Die einen zu Konzerten und Lesungen, die anderen auf den Spuren ihrer Ahnen und Ur-Ahnen. Das über die Jahre gesammelte Wissen zu den Stammbäumen der Odenbacher Juden ist einmalig. Info Von April bis August ist die Synagoge an jedem ersten Sonntag im Monat von 14 bis 16 Uhr geöffnet. Besuchergruppen und Einzelbesucher sind jederzeit gerne willkommen. Weitere Informationen unter www.ehemalige-synagoge-odenbach.de oder 06382 993297.

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