Kusel Moderator soll schlichten

Aktuelles Projekt in Ginsweiler: Die Brücke zum Naumburger Hof wird für rund 165.000 Euro saniert.
Aktuelles Projekt in Ginsweiler: Die Brücke zum Naumburger Hof wird für rund 165.000 Euro saniert.

„Früher hat uns das Miteinander ausgezeichnet. Die Dorfgemeinschaft war intakt, und die Leute haben sich gegenseitig geholfen – man zog an einem Strang. In letzter Zeit ist das leider etwas anders“, bedauert Ortsbürgermeister Wolfgang Neu im Gespräch mit der RHEINPFALZ. Gemeint ist damit ein schon länger schwelender Streit mit dem Dorfverein, der unlängst bei einer Sitzung des Ortsgemeinderates in lautstarken Beschuldigungen beider Seiten gipfelte. Zu diesem Streit führten verschiedene Punkte – zuletzt wurde es dem Dorfverein verwehrt, den örtlichen Bolzplatz für eine Kinderolympiade zu mieten. Generell dürfe der Verein im Ort per Ratsbeschluss keine Räumlichkeiten mieten (wir berichteten). Ortsbürgermeister Neu begründet dies mit „früheren Verfehlungen“, auf die er nicht genauer eingehen möchte. Neu selbst ist sich keiner Schuld bewusst: „Ich habe mich immer äußerst korrekt verhalten. Ich bin jetzt seit neun Jahren Bürgermeister und hatte zuvor noch nie Ärger mit einem Verein.“

Streit belastet Dorfgemeinschaft

Mittlerweile belaste der Streit aber die ganze Dorfgemeinschaft. Ein Schlichtungsgespräch, bei dem ein Mitarbeiter der Verbandsgemeinde als Moderator fungiert, soll die Wogen glätten. Ob der Gemeinderat dazu bereit ist, darüber sind sich Ortsbürgermeister Neu und Michael Ramisch, Vorsitzender des Dorfvereins, allerdings nicht ganz einig: „Ich stehe einem solchen Gespräch offen gegenüber, aber die Bereitschaft des Gemeinderates ist aus meiner Sicht derzeit nicht erkennbar“, sagt Neu. Ramisch empfindet dies aber etwas anders. „Ich denke schon, dass sich der Gemeinderat bereit erklären wird. Es gibt einige, die sagen, wir sollten endlich vernünftig über alles reden und den Streit endlich aus der Welt schaffen.“

Chance, den Frieden im Ort wiederherzustellen

Wie auch immer der Gemeinderat entscheiden wird – zumindest gegenüber der RHEINPFALZ signalisieren beide Parteien Kompromissbereitschaft: „Ich bin jederzeit bereit, mich mit den Vertretern des Dorfvereins ruhig und sachlich zu unterhalten. Allerdings darf es dabei nicht mehr zu solchen Tumulten kommen wie bei der Sitzung des Gemeinderates“, fordert Neu. Und auch Ramisch sieht in einem solchen Gespräch eine Chance, den Frieden im Ort wieder herzustellen: „So ein Gespräch wäre wünschenswert. Wir wollen ja schließlich nur helfen und was für die Bevölkerung tun. Vielleicht wäre es dazu aber am besten, die Vergangenheit ruhen zu lassen und nur nach vorne zu blicken. Wir sollten nicht mehr über geschehene Dinge streiten, sondern lieber gemeinsam Wege suchen, wie wir künftig alle zusammenarbeiten können.“

Gute Nachrichten bleiben auf der Strecke

Den Zwist in der Gemeinde bedauert der Ortsbürgermeister aber auch aus einem ganz anderen Grund: „Bei den ganzen Streitereien bleiben die guten Nachrichten auf der Strecke. Zum Beispiel ist Ginsweiler in Sachen Pro-Kopf-Verschuldung die viertbeste Gemeinde in der ganzen Verbandsgemeinde.“ Und gleich darauf zieht Neu eine Liste aus der Tasche, auf der die Projekte vermerkt sind, die in den vergangenen Jahren verwirklicht wurden. Diese Aufzählung reicht von der Erweiterung des Dorfplatzes über den Bau eines Grillplatzes und der Sanierung des Jugendraumes sowie des Kinderspielplatzes – alles in Eigenleistung wohlgemerkt – bis hin zum Anlegen eines Urnengrabfeldes auf dem Friedhof.

Brückenarbeiten dauern 80 Tage

„Als nächstes wird jetzt die Brücke zum Naumburger Hof saniert. Die Straße dorthin ist sehr stark befahren“, erklärt Neu. Die Firma Schad und Partner betreibt auf dem Naumburger Hof einen landwirtschaftlichen Bio-Betrieb und bewirtschaftet rund 680 Hektar nach ökologischen Richtlinien. Die Arbeiten an der Brücke sollen rund 80 Tage dauern und zirka 165.000 Euro kosten – bezuschusst unter anderem vom Dienstleistungszentrum Ländlicher Raum (DLR). „Momentan reden wir über rund 68 Prozent Kostendeckung aus Fördermitteln, wir wollen da aber noch einmal nachverhandeln“, sagt der Ortsbürgermeister. Damit der Weg zum Naumburger Hof auch während der Bauarbeiten befahrbar bleibt, wird laut Neu für diesen Zeitraum eine Behelfsbrücke installiert.

Noch kein Termin für Brückenfest

Jene Brücke war einst auch Auslöser für ein Fest, das noch heute in Ginsweiler begangen wird. „Das hat noch mein Vorgänger ins Leben gerufen. Ende der 1990er haben einheimische Rentner das Brückengewölbe komplett neu verfugt. Da wurde dann am Ende ein Fest gefeiert, und das kam damals so gut an, dass es bis heute gefeiert wird“, erläutert Neu. Einen festen Termin dafür gibt es aber nicht: „Mittlerweile veranstalten wir das Fest in Verbindung mit einem Kleinfeld-Fußballturnier. Deshalb hängt der Termin auch immer vom Ende der Fußballsaison ab – meist feiern wir Ende Mai, Anfang Juni.“

Kerwe kam gut an

Am letzten Juli-Wochenende fand außerdem die Ginsweilerer Kerwe statt. Und ihr konnten auch die schwelenden Streitigkeiten in der Gemeinde nichts anhaben: „Die war dieses Mal so gut wie schon seit Jahren nicht mehr“, sagt Neu spürbar erfreut.

Info

Die RHEINPFALZ-Aktion „Redaktion vor Ort“ macht am Freitag, 25. August, Station in Ginsweiler. Von 15 bis 17 Uhr steht der blau-weiße Pavillon auf dem Dorfplatz. Wie immer freuen wir uns auf möglichst viele Besucher und gute Gespräche. Damit das ganze nicht so „trocken“ wird, gibt es außer Mineralwasser ein paar Kannen Kaffee. Und die beliebten RHEINPFALZ-„Dubbetassen“, die darf, wie immer, jeder Besucher mit nach Hause nehmen.

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