Kusel Mobilfunk im Kreis Kusel: Drei Orte ohne Empfang

Hilfe bei der Suche nach geeigneten Standorten für Sender – es muss nicht immer solch ein großer Mast wie hier auf dem Höcherber
Hilfe bei der Suche nach geeigneten Standorten für Sender – es muss nicht immer solch ein großer Mast wie hier auf dem Höcherberg sein – bietet die PGW den Mobilfunkbetreibern an.

Acht Orte im Landkreis Kusel haben besonders schlechten Mobilfunk-Empfang. Das hat die Planungemeinschaft Westpfalz (PGW) festgestellt. Gespräche mit Mobilfunkanbietern zu weiteren Ausbaumöglichkeiten laufen aktuell. Die Idee, Roaming auch im Inland zu ermöglichen, ist durch die Fürsprache von Bundestagsabgeordneten im Koalitionsvertrag gelandet.

Während in Großstädten die Vorbereitungen laufen für das 5G-Netz, das ab 2020 eingeführt werden soll, sieht es in der Westpfalz stellenweise traurig aus: So gut wie keine Abdeckung von keinem der drei Mobilfunkanbieter Telekom, Vodafone und Telefonica gibt es in Unterjeckenbach, Friedelhausen und Kappeln – sie sind also klar als weiße Flecken oder weiße Zonen zu bezeichnen. Schlechte Abdeckung (2G) von einzelnen Anbietern oder nur in kleinen Teilen des Ortes gibt es in Langweiler, Hefersweiler, Langenbach, Sulzhof und Thallichtenberg.

Mobilfunk-Karten korrekt

Das haben die Untersuchungen der PGW im Auftrag der Westpfälzer Städte und Gemeinden ergeben. Man habe dabei festgestellt, dass die im Internet von den Mobilfunkanbietern angebotenen Karten der Netzabdeckung weitgehend korrekt seien, erklärt PGW-Planer Hans-Günther Clev. Allerdings variierten deren Raster, könnten metergenaue Angaben nicht zulassen. Hinzu kämen Hindernisse vor Ort wie große Gebäude, die die Empfangsqualität beeinträchtigten. Insgesamt sei für die PGW die Indoor-Qualität (im Haus oder Auto) maßgeblich, nicht die oftmals bessere Outdoor-Variante.

Roaming aus dem Ausland

Aus der Methode, wie die PGW die Abdeckung gemessen hat, lässt sich schon einer der Lösungsvorschläge ermitteln: Clev und seine Mitarbeiter haben sich ein Handy aus Frankreich besorgt und haben im vergangenen Jahr die Gebiete abgefahren, die laut der Netzbetreiber keine Abdeckung haben oder eine topografisch schwierige Lage aufweisen. Da Mobilfunkanbieter aus dem europäischen Ausland inzwischen sogar kostenlos Roaming (springen zwischen Netzen) nutzen können, war so sichtbar, in welchen Netzen es wo wie starken Empfang gibt. Der Vorschlag lautet also: Wieso nicht national Roaming ermöglichen? Das hat die PGW zusammen mit dem Verband Metropolregion Rhein-Neckar insgesamt 31 Bundestagsabgeordneten per Brief nähergebracht. „Fünf, sechs haben reagiert, einer hat eine Expertise beauftragt“, erklärt Clev. Ein erstes Erfolgserlebnis kann er auch schon vermelden, denn die Abgeordneten von CDU und SPD hätten bei den Koalitionsvereinbarungen Diskussionen zu diesem Thema in Berlin anstoßen können.

Empfang verbessern

„Um den Ausbau in bisher unterversorgten Gebieten wirtschaftlicher zu machen, wollen wir den Mobilfunkanbietern für ein nationales Roaming durch entsprechende Änderungen im Telekommunikations- und Kartellrecht Absprachen erlauben“, steht im Koalitionsvertrag. Sollte dies möglich werden, könnte die Empfangsqualität in weiten Teilen der Region schlagartig verbessert werden. Schließlich gebe es nach Abschaffung der Roaminggebühren im europäischen Ausland in 2017 keinen Grund, Inländer schlechter zu behandeln als Gäste aus dem Ausland. Roaming ist in Deutschland übrigens bei Notrufen sowieso möglich. Aber, so der PGW-Planer: Erstens wäre die Telekom bei einem solchen Vorgehen eventuell benachteiligt, punktet sie aktuell doch mit der besten Abdeckung in der Region. Und zweitens: Wo bisher kein Empfang ist, kommt man damit auch nicht weiter. Deshalb laufen aktuell Gespräche mit den drei Mobilfunkanbietern – gebündelt für die gesamte Region. Bis Ende Februar soll klar sein, mit welcher Art der Zusammenarbeit gerechnet werden könne. So kann Clev sich vorstellen, Unterstützung vor Ort anzubieten: Hilfe bei der Standortsuche für neue Mobilfunkmasten etwa, ein Entgegenkommen bei den Mietkosten sowie beim Kabelausbau. Deshalb fordert Clev auch, dass beim Breitbandausbau-Förderprogramm die Masten-Ausbauplanung berücksichtig werde. Denn: Wo kein Kabel, da kein mobiles Internet, das Mobilfunkmasten verbreiten könnten. „Die beiden hängen voneinander ab, aber sie werden nicht zusammen gedacht“, moniert Clev.

Politik gefragt

Klar sei beim Thema Mobilfunk in ländlichen Gebieten: „Das regelt der Markt nicht.“ Da sei ein Eingreifen der Politik gefragt. Und die Zeit jetzt sei günstig, würden doch für 2020 neue Lizenzen vergeben. „In anderen Ländern ist das klar geregelt. Wer da eine Lizenz haben will, der muss das gesamte Gebiet abdecken, wie in Afrika oder im australischen Busch beispielsweise. Bei uns gilt die Abdeckungsverpflichtung nur für den Siedlungsbereich, zwölf bis 13 Prozent der Gesamtfläche, – und für den nicht mal zu 100 Prozent.“ Sollte das nun von der PGW gestartete Pilotprojekt gut laufen, rechnet Clev im Kreis Kusel mit einer sichtbaren Verbesserung in „vielleicht vier Jahren“.

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