Kusel Kusel: 37 Ortsbürgermeister treten bei Kommunalwahlen nicht an

Immer Ansprechpartner für die Bürger: der Ortsbürgermeister. Unser Bild zeigt das Hinweisschild auf die Sprechstunden von Friede
Immer Ansprechpartner für die Bürger: der Ortsbürgermeister. Unser Bild zeigt das Hinweisschild auf die Sprechstunden von Frieder Haag im Rathaus Altenglan. Auch er will nach 15 Jahren im Amt nicht mehr weitermachen.

In mindestens 37 der 98 Ortsgemeinden im Landkreis Kusel muss es neue Ortsbürgermeister geben. Nur 31 der Amtsinhaber haben bisher entschieden, dass sie weitermachen. Das ist das Ergebnis einer RHEINPFALZ-Rundfrage. Immer mehr hauptberufliche Kommunalpolitiker appellieren nun, dass sich Kandidaten zur Verfügung stellen.

Lauterecken ist ein Paradies. Zumindest in Sachen Stadtoberhaupt. Denn dort will nicht nur Amtsinhaber Heinrich Steinhauer seine fünfte Amtszeit angehen. Zudem stellen sich in Heike Saladin und Isabel Steinhauer-Theis auch zwei Mitbewerberinnen für die Wahl am 26. Mai. So viel Auswahl werden die Wähler anderenorts eher selten haben. Im Gegenteil: Es zeichnet sich ab, dass es vielfach gar keinen Kandidaten geben könnte.

Verschiedene Gründe für Amtsverzicht

Nicht weniger als 37 Ortsbürgermeister haben gegenüber der RHEINPFALZ ihren Verzicht auf eine erneute Kandidatur erklärt – egal ob nun in der Urwahl oder bei der Wahl durch den Ortsgemeinderat. Das heißt, in mehr als einem Drittel der Gemeinden im Kreis hört der Amtsinhaber auf. Besonders drastisch ist die Lage in der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan, wo nicht weniger als 15 der 34 Ortsbürgermeister bereits jetzt sicher sind, dass sie sich nicht mehr zur Wahl stellen. Die Gründe für den Amtsverzicht sind vielfältig, wie die RHEINPFALZ erfuhr. Der eine oder andere hat den Job schon sehr lange inne, sieht es an der Zeit für einen Wechsel. Andere verweisen auf ihr Alter – und auf die Notwendigkeit, dass ein Jüngerer übernimmt. In einigen Fällen ist eine Krankheit der Auslöser. Und mehrere Ortsbürgermeister wollen dem Privatleben wieder den Vorrang geben, nachdem sie über Jahre einen Gutteil ihrer Freizeit dem Gemeindewohl gewidmet haben.

Kaum Nachfolger

Doch zuweilen ist auch erheblicher Frust die Ursache. Die miserable Finanzausstattung der Kommunen nehme einem dem Spaß am Ehrenamt, das zumeist nur mit ein paar Hundert Euro Aufwandsentschädigung pro Monat honoriert wird, aber kaum weniger ist als ein Vollzeitjob und dazu oft noch erheblichen Ärger beschert. Hinzu kämen immer mehr formale Hürden, um für die Gemeinde etwas Gutes zu tun. In einigen Fällen sehen Ortsbürgermeister sich und ihre Dörfer sogar als Fusionsverlierer; die Verbandsgemeindefusion habe ihnen das Leben vergällt. Wie auch immer: Der Ortsbürgermeister-Gilde im Landkreis Kusel droht ein Aderlass wie nie zuvor. Und beileibe nicht überall – wie beispielsweise in Schönenberg-Kübelberg, wo Josef Weis aufhört und bereits zwei Kandidaten ihr Interesse bekundet haben – sind Nachfolger in Sicht. Schon 2014 war es in einigen Gemeinden schwierig, jemanden zu finden, der Verantwortung übernimmt – Beispiel Blaubach.

Aufrufe an Bürger

Dieses Problem sehen inzwischen auch immer mehr Hauptberufliche in der Kommunalpolitik auf die Gemeinden zukommen. Und sie reagieren mit Appellen. Stefan Spitzer, Bürgermeister der Verbandsgemeinde Kusel-Altenglan, hat beim Neujahrsempfang vergangene Woche in Erdesbach dringend darum gebeten, dass sich die Menschen für ihre Dörfer engagieren, auf dass die funktionierenden Gemeinwesen nicht leiden. Dies gelte nicht nur für das Bürgermeisteramt, das gelte auch für die Ortsgemeinderäte, wo sich nicht minder große Probleme abzeichnen, ausreichend Kandidaten zu finden, die für ihre Gemeinde entscheiden. Auch Landrat Otto Rubly appellierte beim Neujahrsempfang des Kreises daran, Verantwortung in der Kommunalpolitik zu übernehmen. Immerhin sind Wahlen das Herzstück der Demokratie, sind Menschen, die Verantwortung auf der untersten politischen Ebene übernehmen, Garanten für die kommunale Selbstverwaltung – und dass Bürger und Verantwortliche ganz nah beieinander sind. Für ein funktionierendes Gemeinwesen ist das unerlässlich.

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