Kusel Klein, aber fein – das trifft hier zu

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Dorfspaziergang: 66 Einwohner, einen schon seit 36 Jahren im Amt befindlichen Ortsbürgermeister, eine Freiwillige Feuerwehr mit 13 Mitgliedern, einen Schreinerbetrieb und einen Nebenerwerbslandwirt – das alles gibt es in Unterjeckenbach. Trotz einiger Probleme leben die Einwohner sehr gerne in dem kleinen Dorf am Rande des Landkreises.

Mit gerade einmal 66 Einwohnern liegt das Dörfchen Unterjeckenbach auf Rang 98 der kleinsten Gemeinden in Deutschland. Nach Hausweiler ist es die zweitkleinste Gemeinde in der Verbandsgemeinde Lauterecken-Wolfstein. „Aber wir wachsen – gerade zieht eine fünfköpfige Familie in den Ort, dann sind wir 71“, erklärt Unterjeckenbachs Ortsbürgermeister Karl Christian Michel. „Genau genommen sogar 71,5 – es ist auch noch Nachwuchs unterwegs“, fügt Michel verschmitzt grinsend hinzu. Doch trotz der geringen Einwohnerzahl verfügt die Gemeinde am nördlichen Rand des Landkreises über einige Faktoren, die das Leben dort lebenswert machen. Andererseits gibt es aber auch Probleme, mit denen die Bevölkerung zu kämpfen hat. Zu den positiven Aspekten lässt sich sicherlich die Lage des kleinen Ortes zählen. Idyllisch eingebettet zwischen Pfälzerwald und Hunsrück sind 61,5 Prozent der Gemarkung bewaldet. Von Straßenlärm keine Spur – aber genau das ist zum einen zwar schön für die Bewohner, zum anderen auch problematisch. In das sogenannte Sackgassendorf führt nur eine Straße hinein, aber es geht nicht weiter. Denn die Straße führt über den angrenzenden Truppenübungsplatz und ist deshalb für den zivilen Straßenverkehr gesperrt. Auf dem Weg nach Unterjeckenbach liegen zwei Brücken, die zum Problem werden können. „Wenn eine der Brücken aus irgendeinem Grund nicht befahrbar ist, ist das Dorf quasi von der Außenwelt abgeschnitten“, erklärt Ortsbürgermeister Michel. Das sei in den vergangenen 20 Jahren auch zweimal passiert. Generell zählt die Mobilität zu den eher problematischen Dingen in der kleinen Gemeinde. Die nächste Bushaltestelle ist rund 2,5 Kilometer entfernt, liegt an der B 270. „Mit dem Ruftaxi hat der Landkreis da aber etwas Gutes getan. Das hilft uns doch sehr“, erklärt Michel. Außer jenem Ruftaxi verkehrt in Unterjeckenbach sonst nur der allmorgendliche Schulbus. Probleme gibt es auch in Sachen Telefon und Internet. „Wir sind hier ,handyfreie Zone’. Mobilfunknetz können Sie hier lange suchen“, informiert Michel. Ähnlich verhält es sich mit der Internetverbindung. Die gibt es zwar – sorgt aber auch des öfteren für Probleme: „Der Knotenpunkt ist 2,5 Kilometer entfernt. Auf dieser Strecke liegt nur ein altes Kupferkabel“, beklagt Michel. Dies sorge öfter für Ausfälle der Internet-Verbindung und betreffe in manchen Fällen auch die Telefonverbindung. Die Verlegung eines Glasfaserkabels würde da helfen. „Aber das ist sehr teuer, und bei so wenigen Haushalten rechnet sich das für die jeweiligen Anbieter wohl nicht“, bedauert Michel. Wie viele andere Gemeinden ist auch Unterjeckenbach vom demografischen Wandel betroffen. Laut Ortsbürgermeister liegt der Altersschnitt im Ort bei über 50 Jahren. „Aber auch junge Menschen leben hier und ziehen sogar extra zu uns, um sich hier eine Existenz aufzubauen“, sagt Michel nicht ohne Stolz. Das ist auch durchaus nachvollziehbar, betrachtet man sich allein den Zusammenhalt der Bewohner und ihr Engagement für ihre Gemeinde. Die packen nämlich oft und gerne mit an – sei es bei Arbeitseinsätzen im Ort, bei der Unterhaltung des Friedhofes und des Gemeindehauses oder auch beim Winterdienst. „Ohne Ehrenamt geht bei uns nichts. Das ist eine Wertschöpfung, die sich mit Geld nicht aufwiegen lässt“, sagt Michel hochzufrieden. „Hervorzuheben ist dabei die Familie Henrich – im Besonderen Jürgen Henrich. Er ist die gute Seele im Dorf“, lobt der Ortsbürgermeister. Auch bei Veranstaltungen wie der weithin bekannten „Panzerkerwe“, die nach einer Pause im vergangenen Jahr erstmals wieder in der zuvor restaurierten Maschinenhalle gefeiert wurde, dem Pfingsttreffen oder auch dem alljährlichen Aufstellen des Weihnachtsbaums mit anschließendem Glühweinausschank in der Ortsmitte zeige sich der Zusammenhalt der Einwohner regelmäßig. Darüber hinaus ist man in Unterjeckenbach mit Weitsicht darauf bedacht, die Gemeinde am Leben zu halten und attraktiver zu gestalten. Nach einer Studie der Universität Rostock zum demografischen Wandel im Landkreis Kusel, die in den Jahren 2009 und 2010 durchgeführt wurde, hat man sich in der Gemeinde entschlossen, selbst nach Lösungsmöglichkeiten zu suchen, um den sinkenden Einwohnerzahlen entgegenzuwirken. Außerdem ist Unterjeckenbach Mitglied im Zusammenschluss der „Zwölf-Plus-Dörfer“. Aktuell ist man auch bemüht, auf der Gemarkung ein Windrad in Verbindung mit dem bereits bestehenden Windpark Kirrweiler aufzustellen . „Grundsätzliche Probleme sind nicht von der Hand zu weisen, aber wir suchen nach Lösungen“, erklärt Michel. Und dass man mit Michels Arbeit mehr als zufrieden ist, zeigt die Tatsache, dass der Ortsbürgermeister bereits seit 36 Jahren im Amt ist. Trotz aller Probleme – in einem sind sich die Einwohner von Unterjeckenbach einig: Das Leben in der Gemeinde sei sehr lebenswert. Ortsbürgermeister Michel bringt es auf den Punkt: „Das ist unsere Heimat, und wir leben gerne hier. Probleme hin, Probleme her – wir jammern nicht, wir packen an.“ Info 95 Dörfer und drei Städtchen liegen im Landkreis. Von A wie Adenbach bis W wie Wolfstein machen wir uns auf, sie zu erkunden, uns ihre Besonderheiten zeigen zu lassen, Geschichte und Geschichtchen zu erfahren. Jeden zweiten Donnerstag erzählen wir aus einem anderen Ort.

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