Kusel In wenigen Monaten Deutsch lernen

Kusel. Was tun mit Kindern, die keinerlei deutsche Sprachkenntnisse haben, dazu vielleicht noch aus schwierigen familiären Verhältnissen kommen? Mit diesen Problemen setzt sich die protestantische Kindertagesstätte Albert Schweitzer täglich auseinander. Mit Erfolg, wie ein Besuch zeigt.

Den besonderen Anforderungen begegnet die Kindertagesstätte (Kita) unter Leitung von Susanne Schillo-Kastenmeier seit 2011 mithilfe des von der Bundesrepublik besonders geförderten pädagogischen Konzepts „Sprache und Integration“. Dazu trägt auch der Einsatz der Logopädin Ute Conrath 18 Stunden pro Woche bei. Ihre Stelle wurde kürzlich um ein weiteres Jahr verlängert. Durch die Teilnahme am Programm „Musikantenland-Kita“ verbindet die Einrichtung auch Sprachvermittlung mit Singen – mit verblüffenden Ergebnissen. Die Kindertagesstätte zählt unter den 50 betreuten Kindern derzeit 28 Migranten, von denen einige Deutsch völlig neu lernen müssen. Oft muss auch mit Sachspenden dem dringenden Bedarf an Bekleidung abgeholfen werden. Schillo-Kastenmeier lobt im Gespräch mit der RHEINPFALZ die problemlose Zusammenarbeit mit den Eltern, die sehr interessiert daran seien, dass den Kindern Lebensfreude und Selbstvertrauen vermittelt würden und sie die deutsche Sprache lernten. Jedem Kind und auch jedem Elternteil werde mit Respekt begegnet. Dieses Verhalten zeige sich auch bei den Kindern untereinander. Kein Kind werde ausgegrenzt. Kinder lernten mit Freude fremde Sprachen auch mit Hilfe fremdsprachiger Kinderbücher, beginnend mit den Zahlen oder den Begrüßungsfloskeln. Überhaupt würden die Eltern ermutigt, mit den Kindern ihre Muttersprache zu sprechen; denn die Kita brauche für das Vermitteln des Deutschen keinen elterlichen Beistand. Die Sprache lernen die Kleinen zum Beispiel, indem alltägliche Tätigkeiten wie Anziehen, Kochen und Backen benannt werden, durch Spielen, Singen, sich Bewegen. Benannt wird alles in Hochdeutsch, aber auch lokale Ausdrücke werden geltengelassen. Die Kinder lernen die Sprache nicht abstrakt. Sie hören die für sie neuen Ausdrücke in kurzen, einfachen Sätzen, die sie leicht wiedergeben können. Bei den spielerisch ausgeführten Tätigkeiten achten die Betreuer darauf, dass besonders schüchterne Kinder gelobt werden auch für kleine Erfolge, um bei ihnen ein Selbstwertgefühl aufzubauen. Dabei ist es hilfreich, dass bei Kindern bis zum dritten Lebensjahr eine Erzieherin fünf Kinder betreut, bei den älteren sind es allerdings acht Kinder. Besonders hohe Anforderungen stellen Kinder ohne deutsche Sprachkenntnisse. Hier ist es sehr wichtig, dass sie Vertrauen zu den Erziehern fassen, schildert die Kita-Leiterin. Dann läuft der normale Alltag mit der Gruppe ab, wobei jene Kinder möglichst gut integriert werden. Innerhalb weniger Tage verstehen diese Kinder neue Worte, sprechen sie früher oder später nach und können sich nach einigen Monaten in Deutsch ausdrücken. Ein krasser Fall war ein Fünfjähriger, der über keinerlei Deutschkenntnisse verfügte und völlig verschüchtert in die Kita kam, nach einigen Tagen aber Vertrauen fasste und in nur drei Monaten das Deutsche so weit beherrschte, dass er die Bedingungen für eine Einschulung erfüllte. (hjse)

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