Kusel „Ich will noch mehr lernen“

Deutsch pauken, um sich leichter integrieren zu können und in Zukunft ein besseres Leben zu führen: Zwischen April und Juni haben zehn Asylbewerber aus Somalia, Eritrea, Libyen, Pakistan und Palästina am Deutschkurs „Sprach Start“ der Kreisvolkshochschule Kusel teilgenommen. Ziel des Kurses ist, dass sich die Flüchtlinge in Alltagssituationen verständigen können. Gestern haben die zehn jungen Männer ihre Zertifikate erhalten und gleich gefragt: „Wann lernen wir weiter?“

„Hallo, wie geht es Ihnen. Setzen Sie sich doch, bitte“, sprudelt es aus Teklewini Ghebremariam und Higusha Fesehaye Tadele heraus. Die jungen Männer aus Libyen und Eritrea sind von ausgesuchter Höflichkeit und haben ein großes Strahlen im Gesicht. Wie acht weitere junge Männer sind die beiden am Montagmorgen ins Café Rotenturm in Kusel gekommen, um den Lohn ihrer Mühen einzustreichen. Rund zwei Monate, insgesamt waren es 100 Unterrichtseinheiten, haben sie dreimal wöchentlich einen vierstündigen Deutschkurs in Rammelsbach besucht. „Das war eine tolle Gruppe, wir haben viel gelernt und gelacht“, erläutert Karin Peters, die Dozentin des Kurses. Der Kurs, der aus Mitteln des des Europäischen Sozialfonds sowie der rheinland-pfälzischen Ministerien für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen und Bildung, Wissenschaft, Weiterbildung und Kultur finanziert wurde, soll den jungen Asylsuchenden helfen, sich im alltäglichen Leben zu verständigen: Im Unterricht ging es um die Gesprächseröffnung, Unterhaltungen in der Familie, die Verständigung im Bus oder Restaurant sowie zum Beispiel beim Arzt. „Im Unterricht wurde fast ausschließlich Deutsch gesprochen, wenn es dann doch gehapert hat, haben wir uns mit Englisch beholfen“, schildert Lehrerin Karin Peters. Eine Prüfung sei indes nicht vorgeschrieben, auch sei der Kurs keine Pflicht. „Die Gruppe wollte aber eine Prüfung machen“, verdeutlicht Peters die Motivation ihrer Schützlinge. „Deutsch ist sehr schwer“, sagt Teklewini Ghebremariam lächelnd, vor allem die Grammatik: „Die vielen Artikel und der Dativ.“ Auch nach dem Unterricht habe er mit Higusha Fesehaye Tadele das Gelernte geübt. Ein Lieblingswort oder einen Satz haben aber beide nicht. „Ich mag alle Wörter“, ergänzt der junge Libyer. Nur wenn ihr Gegenüber zu schnell spricht, kommen sie manchmal nicht mit, im zweiten Anlauf klappt es besser. Auch Kreisdezernentin Ulrike Nagel, die die Urkunden überreicht, kommt beim Verlesen der Namen hin und wieder in Schwierigkeiten. Eine Situation, die die jungen Männer, die ohne Deutschkenntnisse in ein fremdes Land gekommen sind, nur zu gut kennen. „Wie sprechen Sie den Namen aus?“, hakt Nagel nach. „Wir wollen noch mehr lernen“, sind sich die zehn jungen Männer einig – um sich besser integrieren zu können und auch Arbeit zu finden. Voraussichtlich ab Juli wird die Volkshochschule einen weiteren Aufbaukurs anbieten. Nur bei der Frage nach ihrer Flucht nach Deutschland werden die sonst so offenen jungen Männer nachdenklich und zurückhaltend. Zuerst durch die libysche Wüste, dann übers Wasser nach Italien und schließlich über Österreich ist Ghebremariam vor zehn Monaten nach Deutschland gekommen, erzählt er. „Ich bin alleine, meine Familie kam nicht mit“, sagt der Mann aus Libyen schließlich in Englisch. „Das war eine harte Reise.“ In Erdesbach haben die beiden eine neue Heimat gefunden. „Ich lese viel, höre Musik und gehe auf die Straße“, sagt Ghebremariam. Fesehaye Tadele ist gerne mit dem Fahrrad unterwegs. Nicht nur unter den Kursteilnehmern sind Freundschaften entstanden, auch über die Kirche habe man neue Kontakte in der Ortsgemeinde knüpfen können. „Die Leute sind nett, nehmen Rücksicht“, sagt der Eritreer. Nur an die niedrigen Temperaturen und den Regen hier müssen sich die jungen Männer noch gewöhnen. „Das kenne ich nicht“, sagt der junge Libyer und bestellt ein Mineralwasser – stets höflich, stolz und mit einem Lächeln im Gesicht. (hlr)

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