Kusel „Ich würde es ohne zu zögern wieder tun“

Homberg. Yvonne Wolf schenkte einer fremden Person eine zweite Chance im Leben. Die 34-Jährige aus Homberg spendete einer Leukämie-Patientin aus Amerika Stammzellen, damit sie den Kampf gegen ihre Krankheit doch noch gewinnen kann. Ihr Fazit drei Monate nach der Spende: „Ich würde es ohne zu zögern wieder tun.“

Der Anruf im Juni kam unerwartet. Schließlich hatte Yvonne Wolf bereits 2006 an einer Typisierungsaktion in Oberreidenbach (Landkreis Birkenfeld) teilgenommen. „Ich war im ersten Moment überfordert, ich hatte nach acht Jahren nicht mehr mit einem Anruf gerechnet“, sagt Wolf. Und doch tauchte ihr Name in der Spenderdatei der Stefan-Morsch-Stiftung auf. Eine leukämiekranke Frau aus Amerika, wie Wolf später erfuhr, benötigte eine Stammzellentransplantation – und die Werte der 34-Jährigen passten. Zweifel , dass sie spenden würde, hatte Wolf auch acht Jahre nach der Typisierung nicht: „Jemandem durch diese Spende eine Überlebenschance zu schenken, war für mich Grund genug.“ Dann ging alles auch ganz schnell. Die 34-Jährige musste einen Fragebogen ausfüllen, erneut eine Blutprobe an die Stiftung schicken und zur ärztlichen Voruntersuchung. „Das war am Montag, nachdem Deutschland Weltmeister wurde“, erinnert sich Wolf und ergänzt: „Ich glaube, erst dann habe ich mich intensiv mit dem Thema auseinandergesetzt.“ Doch dann vergingen zwei weitere Monate. „Die Spende musste zweimal verschoben werden, da es der Patientin, die Stiftung nannte sie den genetischen Zwilling, sehr schlecht ging“, erinnert sich die 34-Jährige. Schließlich kam die Nachricht, dass sie am 15. September zur Spende nach Birkenfeld kommen solle. Zuvor jedoch musste sie sich fünf Tage lang je zwei Spritzen verabreichen, die die Produktion der Stammzellen anregen. „Anfangs habe ich nichts gespürt, doch ab dem dritten Tag bekam ich Kopf- und Gliederschmerzen – wie bei einer heftigen Grippe“, schildert Wolf. Doch diesen Preis zahlte sie bereitwillig. „Ich wusste ja vorher, was mich erwartet. Ich habe mir immer wieder gesagt: Hör auf zu jammern, der anderen Person geht es viel schlechter.“ Eine Freundin fuhr sie dann nach Birkenfeld. „Der eigentliche Spendenprozess dauerte rund fünf Stunden“, schildert Wolf. Wie bei der Dialyse sei das Blut zuerst dem Körper entzogen, die Stammzellen herausgefiltert und das Blut über eine zweite Nadel in den Körper zurückgeführt worden. „Ich musste aber am Folgetag erneut spenden, da die Zahl der Stammzellen etwas zu gering war“, ergänzt die Hombergerin. Von Minute zu Minute habe sie gespürt, wie die Nebenwirkungen, die sie die Tage zuvor ans Bett gefesselt hatten, verflogen. „Die Spender wurden auch sehr verwöhnt“, sagt sie lachend: mit kalten Getränken, Eis und gutem Essen. Noch am gleichen Tag sei der Beutel mit den Stammzellen per Kurier zum Flughafen gebracht worden. „Vier Wochen später, bei der Nachuntersuchung, habe ich erfahren, dass die Stammzellen erfolgreich transplantiert wurden.“ Kontakt zur Patientin in Amerika hat Wolf nur über die Stiftung. Vor einigen Wochen habe sie ein kleines Geschenk und einen Brief in die Staaten geschickt. „Ein Schutzengel“, verrät die 34-Jährige, die auf baldige Antwort hofft: „Das wäre das schönste Weihnachtsgeschenk für mich.“ Im Januar soll sich Wolf erneut mit der Stefan-Morsch-Stiftung in Verbindung setzen. „Dann ist die kritische Phase vorbei und man kann sagen, ob der Körper die fremden Stammzellen wirklich angenommen hat.“ Für Wolf aber ist klar, dass sie die Amerikanerin, die Anfang 40 ist, kennenlernen will. Sie hat bereits zu sparen begonnen, um in zwei Jahren nach Amerika zu fliegen. „Ich hoffe, es klappt!“ (hlr)

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