Kusel Feuerwehr immer da, wenn Not am Mann ist

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Kusel. Die Verbandsgemeinden geben viel Geld für sie aus, Arbeitgeber stellen ihre Mitarbeiter für sie frei, und wenn sie durch die Straßen fährt, macht sie zumeist ohrenbetäubenden Lärm. Aber jedem ist klar, dass es ohne sie einfach nicht geht. Die Feuerwehr ist immer da, wenn Not am Mann ist – beileibe nicht nur, wenn’s brennt. Alleine im Kreis Kusel sind sage und schreibe 1600 Menschen ehrenamtlich bei ihr engagiert.

Feuerwehr ist überall. Zumindest fast. Noch 86 aktive Wehren gibt es in den 98 Städten und Ortsgemeinden im Kreis Kusel. In manchen Orten seien nur noch wenige Feuerwehrleute im Einsatz, einige Wehren in kleineren Gemeinden im Nordkreis verfügten nur über Anhänger statt eines eigenen Fahrzeugs, sagt Udo Schmeiser. Doch der 59-Jährige, seit 2013 Kreisfeuerwehrinspekteur, unterstreicht: „Jede Ortswehr ist wichtig. Egal wie klein sie ist – es ist immer besser, als keine Wehr vor Ort zu haben.“ Ohne eigene Einheit sind Föckelberg, Niederalben, Rathsweiler, Rutsweiler/Glan, Rutsweiler/Lauter, Langenbach, Hausweiler, Heinzenhausen, Nerzweiler. Elzweiler und Welchweiler haben eine gemeinsame Wehr mit Horschbach, Oberalben mit Dennweiler-Frohnbach. Die Wehr in Neunkirchen ist laut Schmeiser nur noch „ein Papiertiger – da ist keiner mehr“. Dennoch: Etwa 1600 Feuerwehrleute bei rund 70.000 Einwohnern – das ist keine schlechte Quote. „Kameradschaft, aber auch Freude am Dienst am Nächsten“, seien Gründe, warum sich so viele Menschen ehrenamtlich bei der Feuerwehr engagieren, befindet Udo Schmeiser. In ganz Rheinland-Pfalz kommen auf etwa vier Millionen Einwohner 55.000 Feuerwehrleute – das Engagement im Kreis Kusel ist überdurchschnittlich. Was aber gerade in der ländlichen Gegend ein Problem darstellt: Immer weniger Leute sind in ihrem Ort beschäftigt. Und wer kilometerweit entfernt arbeitet, kann bei einem Einsatz tagsüber schlecht vor Ort sein. Daher bilden immer mehr Wehren Ausrückegemeinschaften, um zu garantieren, dass genügend Personal zur Verfügung steht: Ist beispielsweise ein Einsatz in Quirnbach erforderlich, werden auch die Mitglieder der Wehren in Rehweiler und Matzenbach angepiept. Denn es liegt im Wesen der Feuerwehr: Es muss immer schnell gehen. Der Gesetzgeber – die Feuerwehr ist Sache des Landes – fordert, dass nach spätestens acht Minuten „wirksame Hilfe eingeleitet“ sein muss. Dann also müssen die ersten Kräfte an der Einsatzstelle eingetroffen sein. Wer in unserer Region die 112 wählt, landet bei der Berufsfeuerwehr in Kaiserslautern – eine von vier in Rheinland-Pfalz. Die dortige Einsatzleitstelle koordiniert und alarmiert. Dabei spielt es eine entscheidende Rolle, um welche Art von Einsatz es sich handelt und welche Gefahr von der Situation ausgeht. Die sogenannte Ausrückeordnung gibt vor, welche Fahrzeuge bei welchem Schadensfall mit von der Partie sein sollten, die Stützpunktwehren der einzelnen Verbandsgemeinden müssen diese Vorgaben dann „mit Leben füllen, je nachdem, welche Möglichkeiten sie haben“, wie Schmeiser sagt. Diese Möglichkeiten sind in den einzelnen Verbandsgemeinden nicht gleich, da die Wehren über unterschiedliche Fahrzeugtypen verfügen. Grundsätzlich aber gibt die Feuerwehrverordnung des Landes vor, welches Einsatzfahrzeug wie schnell in welchem Ort sein muss – ein enormer organisatorischer und logistischer Aufwand. Größer wird der Aufwand auch für die freiwilligen Feuerwehrleute selbst. Seien die Wehren einst vor allem zur Brandbekämpfung ausgerückt, gehe es heute überwiegend um technische Hilfe, erläutert der Kreisfeuerwehrinspekteur. „Und die Technik wird immer komplizierter. Zum Beispiel konnte man früher bei einem Auto einfach das Dach abnehmen, heute muss man auf Airbag-Kartuschen und viele andere Dinge achten“, sagt Schmeiser. Das sei möglicherweise auch ein Grund dafür, warum immer weniger ältere, erfahrene Feuerwehrleute noch so lange wie möglich aktiv sein wollten. Die Altersstruktur bei der Wehr sei anders als bei den meisten Vereinen: „Wir sind gut besetzt in der Altersstufe von 25 bis 45 Jahren, darüber entsteht eine Lücke.“ Auch um den Nachwuchs müsse die Feuerwehr kämpfen: Der Jugendfeuerwehr können bereits Zehnjährige beitreten, ab 16 Jahren kann schon der Grundlehrgang absolviert werden. Um gerade die älteren Kameraden bei der Stange zu halten, lautet Schmeisers Vorschlag, sich am Nachbarland Frankreich zu orientieren: „Dort kommen nach langjähriger Mitgliedschaft Rentenpunkte ins Spiel.“ Jedes zusätzliche Jahr Engagement macht sich also im Alter finanziell bemerkbar. Schmeiser: „Dadurch würde das Ehrenamt auch mehr Wertschätzung erhalten.“ Überhaupt: Aus monetärer Sicht ist das Engagement nicht lukrativ. Aufwandsentschädigungen erhalten nur diejenigen, die mit besonderen Aufgaben betraut sind, etwa Wehrführer, Wehrleiter oder Gerätewarte. Diese Entschädigungen sind aber tatsächlich auf keinen Fall mehr als das, was ihr Name suggeriert, liegen etwa bei den Wehrleitern im niedrigen dreistelligen, bei den Wehrführern im niedrigen zweistelligen Bereich monatlich. Engagement bei der Feuerwehr ist Ehrenamt!

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