Kusel Für die Nachwelt sichern
Thallichtenberg. Nach dem großen Brand von 1799 wurden die Ruinen von Burg Lichtenberg dem Verfall überlassen. Der Zahn der Zeit nagte am Gemäuer, die Bewohner der umliegenden Orte verbauten die Steine in ihren Häusern. Heute stellt der Landkreis Kusel jedes Jahr 100.000 Euro bereit, um die denkmalgeschützte Anlage zu sanieren. Die Burg soll der Nachwelt erhalten bleiben.
Seit dem Jahr 2004 wird das Gemäuer umfangreich restauriert. Was am stärksten beschädigt ist, kommt zuerst dran. Laut Kreisverwaltung seien bislang etwa eine Million Euro in die Sanierung geflossen, wobei der Jahresetat von 100.000 Euro nicht immer komplett ausgeschöpft werde. Größere Baumaßnahmen wie die Restaurierung des Ostpalas im Jahr 2006 werden gesondert finanziert. 420.000 Euro hatte der Kreis damals investiert, um die Ruinen des sogenannten Prinzenbaus – hier wohnten einst die Mitglieder der fürstlichen Familien, wenn sie zu Besuch waren – zu erhalten. Die Restaurierungsbemühungen reichen weitaus länger zurück – in die Zeit, als die Burg noch preußisch war. Nach fast einhundert Jahren des Verfalls beschloss der Staat, die Ruinen zu retten. Einst an Privatleute verkaufte Teile wurden zurückgekauft und 1895 die gesamte Anlage unter Denkmalschutz gestellt. Von 1905 bis 1907 wurde die Landschreiberei wieder aufgebaut, 1914 die erste Autostraße zur Burg angelegt. Zwischen den Weltkriegen hielt dann der Tourismus Einzug: Die ersten Jugendherbergsgebäude entstanden. Nach dem Zweiten Weltkrieg trieb der Kreis Birkenfeld gemeinsam mit dem Land den Wiederaufbau weiter voran. Seit 1971 kümmert sich der Landkreis Kusel um die Belange von Burg Lichtenberg. Neben Investitionen in Verkehrswege, Parkplätze und Beleuchtung stemmte der Kreis einige Projekte zum Wiederaufbau. Drei Jahre lang, ab 1979, ließ er für rund 2,2 Millionen DM die Zehntscheune nach historischem Vorbild wieder aufbauen. „Das war der Stil der Zeit“, sagt Dieter Zenglein, der bei der Kreisverwaltung für Kultur und Heimatpflege zuständig ist. Man habe die Überreste erhalten und möglichst mit alten Materialien gearbeitet. So sei zwischen Musikantenlandmuseum und Kammermusikraum ein Stein mit dem Doppelwappen der Burg verbaut. Im Zuge des wilden Abbruchs war er nach Baumholder gekommen. Von dort wurde er im Jahr 1900 zurück auf die Burg geholt und befand sich zunächst in der Landschreiberei, bevor er seinen jetzigen Platz in der Zehntscheune bekam. In den 90er Jahren folgten gleich drei Großprojekte. Die Jugendherberge und das Burgrestaurant in der Landschreiberei wurden umgebaut und erweitert. Im Jahr 1998 eröffnete das architektonisch wohl umstrittenste Gebäude der gesamten Anlage: das Urweltmuseum Geoskop. 6,25 Millionen DM kostete der moderne Neubau aus Glas, Stahl und Beton. Mittlerweile gehe man beim Wiederaufbau einen anderen Weg, heißt es dazu aus der Kreisverwaltung. „Es sollte nicht so gebaut werden, dass dem Betrachter vorgegaukelt wird, es handele sich um einen historischen Bau. Aus diesem Grund werden Anbauten an Denkmälern oft so gestaltet, dass man direkt erkennt, dass es sich um einen Neubau handelt. Gleichzeitig muss der Neubau aber so gestaltet werden, dass er sich optisch mit dem Altbestand verträgt“, sagt Pressesprecher Ralf Rohe. Oft müssten Kompromisse eingegangen werden, um Denkmalschutz und sinnvolle Nutzung in Einklang zu bringen. So geschehen auch in den Jahren 2005 und 2006, als für etwa 228.000 Euro eine neue öffentliche Toilettenanlage errichtet, der Hufeisenturm saniert und darin ein Tagungsraum eingerichtet wurden. Da die Burg Lichtenberg unter Denkmalschutz steht, hat der Kreis als Eigentümer die Pflicht, die Anlage zu erhalten. Seit 1971 wurden umgerechnet insgesamt etwa 7,2 Millionen Euro in Sanierung und Wiederaufbau investiert. Mittlerweile, so Rohe, sei die Burg in einem „guten Zustand“. Dennoch gehen die Arbeiten auch im Jubiläumsjahr weiter: So wird in diesem Herbst zum Beispiel die Nordostmauer des Bergfrieds saniert. (cher)