Kusel Eschenau erinnert an seine Toten

Am 22. Februar 1945 wurde die kleine Gemeinde Eschenau zum Ziel eines US-amerikanischen Luftangriffes. Bei der Bombardierung kamen zehn Einwohner des Dorfes ums Leben. Nun jährt sich dieses Ereignis zum 70. Mal. Auf Initiative von Zeitzeugen hin wird man in Eschenau zu Ehren der Opfer eine Gedenkfeier veranstalten.

Wegen des Jahrestages ist bereits im vergangenen Jahr das Denkmal für die Opfer beider Weltkriege am Eschenauer Friedhof restauriert worden. So wurde beispielsweise der Boden vor dem Denkmal von Einwohnern in Eigenleistung mit neuem Kopfsteinpflaster ausgestattet. Die Materialkosten dafür übernahm die Gemeinde. Der mittlerweile zurückgetretene Ortsbürgermeister von St. Julian, Holger Weber, hatte sich besonders dafür eingesetzt, dass das Denkmal im Ortsteil Eschenau restauriert wird. Die eigentliche Gedenkfeier wird am morgigen Sonntag um 14 Uhr am Denkmal beginnen, denn etwa zu dieser Zeit fielen 70 Jahre zuvor die ersten Bomben. „Es wird wohl ähnlich werden, wie an einem Volkstrauertag“, informiert Benjamin Gilcher vom Eschenauer „Wunnerverein“. Dieser Verein hat die Planung für die Gedenkfeier übernommen. „Pfarrerin Bettina Lukasczyk wird ein paar Worte sprechen, eventuell unterstützt durch Einwohner und Zeitzeugen“, sagt Gilcher. Musikalisch umrahmt werde die Veranstaltung von einer kleinen Eschenauer Musikgruppe. Im Anschluss daran wird es eine Zusammenkunft im Dorfgemeinschaftshaus geben, bei der ein Gedankenaustausch von Hinterbliebenen, Zeitzeugen und interessierten Bürgern stattfinden kann. „Im Dorf gibt es noch etwa 30 Menschen, die am Tag des Angriffs schon hier gelebt haben. Die meisten davon waren damals noch Kinder“, berichtet Gilcher. Warum Eschenau damals angegriffen wurde, darüber existieren laut Gilcher mehrere Theorien. Von offizieller Seite heißt es, die Angriffsziele seien der Bahnhof und die Brücke in dessen Nähe gewesen. In Anbetracht der strategischen Bedeutung der damaligen Glantalbahn erscheint dies auch durchaus plausibel. Eine andere, inoffizielle Theorie besage, dass die Amerikaner im Dorf abgestellte Lastkraftwagen fälschlicherweise für Kriegsmaterial gehalten haben könnten. „Diese Laster gehörten aber einer Familie, die in Saarbrücken eine Speditionsfirma betrieben hat und die nach der der Bombardierung Saarbrückens im Oktober 1944 nach Eschenau geflüchtet ist“, weiß das historisch interessierte Mitglied des „Wunnervereins“. Auch wie viele Bomben genau die Gemeinde getroffen haben, sei unklar. Sicher sei nur, dass mindestens vier Sprengkörper innerhalb des Dorfes explodiert seien und nach dem Angriff noch eine weitere Bombe entschärft werden musste, die nicht detoniert war. Auch zukünftig will man sich in Eschenau darum bemühen, die Erinnerungen der Zeitzeugen an diese Ereignisse zu bewahren. „Wir planen die Erstellung eines historischen Ortsbuches, in dem dann auch der Fliegerangriff seinen Platz erhalten soll. Vor dem Hintergrund, dass diejenigen, die das alles miterlebt haben, immer weniger werden, möchten wir deren Erlebnisberichte natürlich gerne bewahren“, kündigt Gilcher an. Zur Gedenkfeier seien aber nicht nur Eschenauer Bürger eingeladen. „In den Nachbarorten gibt es ja auch noch Menschen, die sich an diesen Tag erinnern können. Diese und auch alle anderen interessierten Bürger, die mit uns gemeinsam der Opfern gedenken wollen, sind natürlich ebenfalls willkommen.“

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