Kusel Die Kraft der Kräuter
Thallichtenberg. Gärten auf Burg Lichtenberg sind historisch belegt. Der Kräutergarten nach Klostervorbild entstand jedoch erst vor gut 25 Jahren. Im Jahr des 800. Geburtstags der Burg rückt er verstärkt in den Blickpunkt. Die Burgverwaltung hat themenbezogene Kindergeburtstagsfeiern und monatliche Kräuterseminare unter der Leitung von Helga Deegener aufgelegt.
„Am Abend sollte man kein Rosmarinbad mehr nehmen“, sagt Kräuterfachfrau Helga Deegener. Eigentlich auch keinen aus Rosmarinus officinalis, der „Rose am Meer“, gebrühten Tee. Rosmarin kläre die Sinne und mache wach, heißt es in der Naturmedizin. Die Inhaltsstoffe der intensiv, manche sagen auch streng riechenden Heil- und Gewürzpflanze machen munter. Trotzdem zieht der Duft des Tees durch die Zehntscheune von Burg Lichtenberg, am Montagabend gegen 20 Uhr. 20 Männer und Frauen probieren tapfer. Aus dem Saarland und dam Landkreis Birkenfeld und vielen Dörfern der Kuseler Umgebung sind sie gekommen, um sich kundig zu machen über das Kraut des Monats, das sie in Zusammenarbeit mit ihrer kräuterkundigen Lehrerin aus Börsborn stets selbst festlegen. „Kräutermarkt, Kräutergarten und Kräuterschnecke sind von der Burg nicht wegzudenken“, erläutert Liesel Weber, die sich für die Kreisverwaltung als Hausherrin nicht nur um die Verwaltung der Burg, sondern auch um den Kräutergarten kümmert. „Bei den Vorbereitungen zum Burgsommer kam die Idee auf, diese Themen stärker zu berücksichtigen.“ So entstanden nicht nur die monatlichen Kräuterseminare, sondern auch das Konzept für einen Kindergeburtstag im und um den Kräutergarten. Die erste duftende Geburtstagsparty fand im Juli statt, ebenso das erste Kräuterseminar. Rosmarin ist zwar nicht winterhart, wird aber trotzdem angepflanzt im 130 Quadratmeter großen Kräutergarten der Burg. Geschützt von einer verfallenen Mauer und einem Zaun in gefällig angelegten Beeten mit Einfassungen aus Holz inmitten von Graswegen wachsen 24 heilkräftige Pflanzen. Darunter sind Liebstöckel und Dost, Eberraute, Fenchel, Minze und Diptam, Schafgarbe und Wermut sowie Rosen und Lilien. 1988 wurde die Anlage nach dem Vorbild zweier frühmittelalterlicher Klostergärten geschaffen, dem von St. Gallen in der Schweiz und dem des Klosters Reichenau am Bodensee. Sowohl die Pflanzenauswahl als auch die Größe des Gartens orientieren sich an den Beschreibungen dieser Anlagen aus der ersten Hälfte des neunten Jahrhunderts. Auch auf Burg Lichtenberg gab es bald nach ihrer Gründung Gärten. Sie werden in Lehensurkunden erwähnt. „Sie besagen, dass zu mehreren Wohnhäusern ritterlicher Burgmannen auf der Unterburg auch ein Garten gehörte“, schreibt Kurt Noack, damals Vorsitzender der Pollichia-Kreisgruppe, in der 1989 erschienenen Broschüre „Der Kräutergarten auf Burg Lichtenberg“, die auch einige Rezepte enthält. Die genaue Lage dieses Gartens ist unbekannt, vermutet wird sie am Übergang von Ober- und Unterburg. Vielleicht diente der Garten der Versorgung, möglicherweise der Erbauung, wahrscheinlich beidem. Als sicher gilt lediglich, dass die Gärten auf der Lichtenburg im Spätmittelalter nicht wie der heutige Garten streng den klösterlichen Vorlagen folgten. Dass sich die Kräutergartenerbauer – darunter eine Realschul-Arbeitsgruppe unter Leitung von Ingrid Hirschberger – historische Freiheit genehmigten, hat den Erfolg des Projekts nicht geschmälert. Beim jährlichen Kräutermarkt drängen sich die Besucher. Und die bisherigen Kräuterseminare fanden so großen Zuspruch, dass stets eine zweite Gruppe eingerichtet werden musste. Am 6. und 7. Oktober geht es um die Hagebutte. Anmeldung (auch für Kindergeburtstage) unter 06381 8429, Teilnahme 12,50 Euro pro Person. (kgi)