Kusel Betriebskindergarten in Tuchfabriken?

Bald auch Heimstatt eines Kindergartens? Die ehemaligen Kuseler Tuchfabriken.
Bald auch Heimstatt eines Kindergartens? Die ehemaligen Kuseler Tuchfabriken.

Kleine Kinder sollen sich künftig in der Kuseler Tuchfabrik tummeln können: In einem Teil der Fabrikräume soll schon bald ein Betriebskindergarten Einzug halten. Der Stadtrat hat – kaum mit der Konzeption konfrontiert – bereits Nägel mit Köpfen gemacht und einen Planungsauftrag abgesegnet. Denn die Zeit drängt: Noch winken satte Zuschüsse vom Land.

Eigentlich wollte Stadtbürgermeisterin Ulrike Nagel am Freitag nur „mit einem ersten Aufschlag“ aufwarten. Wollte erläutern, was das Ganze überhaupt soll, wie das Konzept aussieht und welche Räume ins Auge gefasst sind. Ein Hinweis aus Mainz allerdings hat sie nun veranlasst, mächtig Dampf zu machen: Auf ihre Bitte hin ging der Rat das Tempo mit und gab dem Kuseler Planungsbüro-Inhaber Detlef Scheiba die Aufgabe mit auf den Heimweg, eine komplette Planung zu fertigen, die vor Behörden Bestand hat. Bis 15. April müssen die Unterlagen beisammen sein, um berechtigte Hoffnung auf eine Landesförderung hegen zu können. Scheiba hatte einen Planungsentwurf vorgestellt, der unversehens zur Grundlage einer nun rasch geforderten Detailplanung geworden ist. In Räumen der Tuchfabrik – die teils das Studienseminar nicht benötigt, die teils als Archiv eines anderen Mieters dienen – soll ein Kindergarten mit zwei Gruppen einziehen. Damit solle nicht etwa Konkurrenz zu den bestehenden vier Kuseler Kitas entstehen. Vielmehr sei die Einrichtung für junge Eltern gedacht, die in Kusel arbeiten. Bedarf sei da, betonte Nagel mit dem Hinweis auf rund 3000 Einpendler. Bedarf und Interesse habe schon Zoar angemeldet; das Diakoniewerk habe gar mit dem Gedanken liebäugelt, im eigenen Haus einen Betriebskindergarten zu gründen. Das habe sich zerschlagen, die Idee aber sei gut: Gerade in sozialen Berufen gebe es in Kusel reichlich Bedarf. So könnten Mitarbeiter etwa von Zoar, Klinikum oder Sozialstation ihre Kinder in der Einrichtung unterbringen. Das verhelfe vor allem Müttern und Vätern, die im Schichtdienst tätig seien, zu neuen Perspektiven und einem Plus an Flexibilität. Das Konzept sieht vor, dass in Kusel ansässige Betriebe und Institutionen Kita-Plätze für ihre Beschäftigten ankaufen. Sie erwerben sozusagen eine Platzgarantie, mit der sie ihrerseits um Fachkräfte werben können. Durch den Ankauf der Plätze sei auch ein verlässlicher Betrag zu den Betriebskosten gesichert. „Wir müssen das so kalkulieren, dass es sich für uns vernünftig darstellt. Wir werden dann sehen, was den Unternehmen ein solcher Platz wert ist“, sagte Nagel. Zumindest sei es nicht allzu kostspielig, einen Betriebskindergarten einzurichten, versicherte Planer Scheiba. Er bezifferte die Investition auf höchstens 400.000 Euro – „und das ist hoch gegriffen“, betonte der Architekt. Die Räume seien in sehr gutem Zustand. Lediglich die sanitären Anlagen müssten grundlegend neu gestaltet werden, zudem seien Sicherheitsvorkehrungen notwendig, die bei Kindergärten standardmäßig gefordert seinen. Vorgesehen sei auch ein Spielplatz im Park. Im September habe die Landesregierung eine neue Richtlinie erlassen. Pro Kindergarten-Gruppe sei eine 90-prozentige Förderung in Aussicht, allerdings gedeckelt auf 150.000 Euro pro Gruppe, erläuterte die Stadtbürgermeisterin. Am Freitag habe sie den Hinweis erhalten, dass die Nachfrage groß und die Hoffnung, später noch was zu kriegen, gering sei. Erster Antragstermin sei Mitte April, ein zweiter im Oktober. Im Herbst sei der Topf wohl schon leer, befürchtete Nagel. Deshalb gelte: jetzt oder nie. „Entweder wir haben Glück und kriegen das Geld – oder eben nicht.“ Sollte aus Mainz kein Geld fließen, müsste der Stadtrat dann in neu gewählter Zusammensetzung entscheiden, wie es weitergeht. Von der Idee Abschied nehmen, das sei dann ja immer noch möglich. Der Rat stimmte einmütig zu, Planung und Förderantrag unverzüglich auf den Weg zu bringen.

Ihre News direkt zur Hand
Greifen Sie auf all unsere Artikel direkt über unsere neue App zu.
Via WhatsApp aktuell bleiben
x