Kreis Kaiserslautern Zwischen Drohnen und Kuhstall

Großes Kürbis-Dankeschön: Lukas und Dominik Guhl (vorne, von links) und (hinten, von links) Karl-Heinz, Ann-Kathrin und Reinhard
Großes Kürbis-Dankeschön: Lukas und Dominik Guhl (vorne, von links) und (hinten, von links) Karl-Heinz, Ann-Kathrin und Reinhard Guhl, Phillip Müller sowie Sandra Guhl freuen sich über die Wahl zur Agrarfamilie 2018.

«Gerhardsbrunn.» Im Kuhstall oder auf der Weide, bei den Hühnern, auf dem Acker, auf dem Schlepper oder in der Werkstatt: Im vergangenen Jahr gewährte die Bauernfamilie Guhl den RHEINPFALZ-Lesern viele Einblicke in ihr Leben mit der Landwirtschaft, mit Infos und mit Bildern.

In Gerhardsbrunn, dem kleinen Ort in der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau, etwa 400 Meter über dem Meeresspiegel auf der Sickinger Höhe gelegen, sind gut 170 Einwohner zuhause – darunter die Bauernfamilie Guhl. Von Opa Reinhard, Sohn Karl-Heinz und seiner Frau Sandra bis zu den Enkeln Ann-Kathrin und Dominik Guhl wird unter einem Dach gewohnt und Landwirtschaft bereits in der dritten Generation betrieben. Und die vierte Generation ist auch schon mit dabei. Allein das ist in der heutigen Zeit alles andere als normal, auch nicht mehr in der Landwirtschaft, die vielfach mangels Hofnachfolgern ausläuft oder vom Haupt- in den Nebenerwerb übergeht. Aber was ist schon normal? Für den auf dem Hof lebenden Senior Reinhard Guhl war es in den 1950er Jahren noch völlig normal, dass das Pferd den Pflug zog und die Ähren von Hand ausgedroschen wurden. Heute ist eher die pfluglose Bewirtschaftung ein Stück Normalität, und wenn der große Drehscharpflug doch hinter dem starken Traktor die Ackerschollen zur Seite dreht, dann ist durchaus eine satellitengesteuerte Technik lenkend im Einsatz. Früher war das „Hüh“ und das „Hoh“ zur Kommunikation mit dem Pferd normal, heute kommunizieren dagegen die Geräte digital untereinander. Der Einsatz von Drohnen und kleinen Kameras, die haarscharf dokumentieren, was auf dem Acker und im Stall passiert, ist ebenso nicht mehr so ungewöhnlich. Im Falle der Gerhardsbrunner Familie ist anschließend alles auf Youtube unter „Pfälzer Agrarvideo“ mit erklärenden Hinweisen von Hofnachfolger Dominik Guhl und seinem Cousin, dem Agrarwissenschaftler Lukas Guhl, einsehbar. Die beiden zählen deutschlandweit zu den am häufigsten geklickten landwirtschaftlichen Privatfilmern. Prägten früher die Kartoffelfelder das Bild rund um Gerhardsbrunn, so locken heute bunte Kürbisse die Besucher scharenweise auf die Guhl’schen Felder. Kürbisse auf der Sickinger Höhe? Dank den Guhls völlig normal. Genau wie der Melkroboter im Kuhstall und der Milchautomat, der rund um die Uhr für jeden frei zugänglich frische Milch bietet. Frische Milch beim Bauern zu kaufen, das war früher nichts Besonderes: Milchkanne schnappen und ab zum Nachbarn, dem Bauern. Der Bauer als Nachbar? Nun, das ist für viele heute eher exotisch. Dafür kommen die Frischmilchliebhaber jetzt teils von weither angefahren, um sich ihre Flasche vollzuzapfen. Dahinter steckt die „Marketingabteilung“ der Familie Guhl. Dominiks Schwester Ann-Kathrin Guhl und ihr Freund Phillip Müller sorgen für eine gepflegte Homepage und streuen auch sonst Neuigkeiten über den Hof – die dort gefeierten großen Hoffeste oder besuchten Bauernmärkte – in einladender Art ziemlich breit. Marketing und Landwirtschaft, auch das gehört heute zusammen und zur Tagesordnung. Das hat jedenfalls der Blick nach Gerhardsbrunn mehr als deutlich gezeigt. Die Liebe zum Tier und ihr Wohlbefinden, ist für die Bauernfamilie ebenso wichtig. Karl-Heinz Guhl entscheidet sich zum Beispiel dafür, dass eine langjährige „Mitarbeiterin“ im Kuhstall bleiben darf, obwohl eine andere Kuh bestimmt mehr Milch geben würde. Die Kälbchen werden vor allem von der Bäuerin Sandra intensiv umsorgt, die sich auch um die „Mädels“ kümmert, um die Hühner, die draußen scharren, picken und gackern. Natürlich landet das ein oder andere Tier doch irgendwann im Schlachthof und letztlich im Kochtopf – aber immerhin als Suppenhuhn, das würdig gelebt hat und direkt in Gerhardsbrunn geschlachtet wurde. Bei den Guhls stehen nicht zuletzt auch das Wohl der Familie und der Zusammenhalt zwischen den Generationen als gelebter Alltag ganz vorne an. Genau dafür wurden sie 2018 auch zu Deutschlands Agrarfamilie des Jahres gewählt.

Dürfen im Freien scharren, picken und nach Herzenslust gackern: die gefiederten „Mädels“.
Dürfen im Freien scharren, picken und nach Herzenslust gackern: die gefiederten »Mädels«.
x