Kreis Kaiserslautern „Zusatzbeiträge haben zur Unwucht geführt“
«Niederkirchen.» Innungskrankenkassen (IKK) gibt es schon länger als die gesetzliche Krankenversicherung, die 1883 von Bismarck eingeführt wurde. Der Niederkirchener Ralf Spreemann, Regionaldirektor der IKK Südwest, arbeitet seit 40 Jahren bei der Krankenkasse. Der 58-Jährige spricht über die Entwicklungen und den Blick in die Zukunft.
Ich habe am 1. August 1977 bei der IKK in Kaiserslautern meine Ausbildung zum Sozialversicherungsfachangestellten begonnen. Direkt im Anschluss habe ich eine Fortbildung zum Krankenkassenbetriebswirt angeschlossen. 1988 wurde ich zum stellvertretenden Geschäftsführer der IKK Westpfalz Kaiserslautern, 1989 schließlich Geschäftsführer. Wie hat sich der Markt verändert? Gewaltig! 1977 gab es bundesweit rund 1400 Krankenkassen, davon 150 IKK. Heute sind es bundesweit vielleicht noch 113 Krankenkassen. Mit der Wiedervereinigung und der Selbstverwaltungsreform 1996 wurde aus sechs IKK in Rheinland-Pfalz eine einzige. Sie hat inzwischen mit dem saarländischen Ableger zur IKK Südwest fusioniert. Vor allem das unorganische Wachstum war eine enorme Herausforderung. Aber es hat sich gelohnt. Wie groß ist die IKK Südwest heute? Wir haben rund 1500 Mitarbeiter, betreuen rund 90.000 Betriebe und haben rund 480.000 Mitglieder, was 650.000 Versicherten entspricht. Der letzte große gesetzliche Einschnitt war der Gesundheitsfonds. Wie hat der sich ausgewirkt? Durch die Zusatzbeiträge ist eine Unwucht entstanden. Ich hoffe, dass wir diese gemeinsam mit anderen Partnern nach der Bundestagswahl beseitigen können. Eine unserer Kernpositionen ist die Einführung einer Regionalkomponente, womit auch regionale Versorgungs- und Kostenunterschiede berücksichtigt werden. Ein anderes großes Thema war 1977 − direkt nach meinem Beginn − das Kostendämpfungsgesetz. Es wäre interessant, einmal die Anzahl der Gesundheitsreformen in den vergangenen 40 Jahren aufzulisten. Ich selbst habe nicht mehr alle präsent. Gab es auch Veränderungen im Kundenverhalten? Ja. Das ist auch der Grund, warum wir heute etwa Rücken- oder Ernährungskurse anbieten. Das alles haben wir immer nach unserem Markenversprechen regional, persönlich, einfach, umgesetzt. Wir haben sehr gute Leistungen und Vorsorgepakete. Vor welcher Herausforderung steht die IKK aktuell? Wir sind gerade dabei, die elektronische Fallbearbeitung zu entwickeln. Gerade für die Sachbearbeiter ist das eine große Herausforderung. Alles war in ständiger Veränderung. Würden Sie vor diesem Hintergrund Ihren Beruf noch einmal wählen? Ja, zumal es heute mehr Möglichkeiten und eine größere Durchlässigkeit gibt als damals. Der Beruf macht vor allem Spaß, weil man ständig mit Menschen in Kontakt ist. | Interview: Volker Endres