Kreis Kaiserslautern Willkommen bei den Guhls
«Gerhardsbrunn.» Familie Guhl bewirtschaftet einen konventionellen Betrieb mit Milchvieh, Hühnern, Grünland und Ackerbau. Die Böden sind nicht die besten, Hanglagen erschweren das Wirtschaften. Gerhardsbrunn liegt 400 Meter über Normalnull, der durchschnittliche Jahresniederschlag summiert sich auf 700 Liter pro Quadratmeter. Die Durchschnittstemperatur eines Jahres liegt bei acht Grad – zwei Grad weniger als am Oberrheingraben. So viel zu den Rahmenbedingungen.
Die Guhls, das sind der 78-jährige Senior Reinhard Guhl, der den Hof 1995 an seinen Sohn Karl-Heinz (49) übertragen hat. Seine Frau Sandra ist mit im Betrieb, wirbelt im Stall und im Haus. Mit dem 19-jährigen Dominik steigt die dritte Generation in die Landwirtschaft ein. Für das Hof-Marketing zeichnen Ann-Kathrin Guhl, Dominiks Schwester, und ihr Freund Phillip Müller verantwortlich. Der Hof wird ohne fremde Arbeitskräfte bewirtschaftet, Arbeitsspitzen wie Heu-, Getreide- oder Kürbissernte fangen Familienangehörige und Freunde ab. Reinhard Guhl kam mit seinen Eltern Ende der 1950er Jahre nach Gerhardsbrunn in die Westpfalz. Zunächst wurde ein Pachthof bewirtschaftet. 1969 konnte das heutige Anwesen mit Gebäuden, die schon seit 200 Jahren Dienste tun, gekauft werden. Die Brennerei, der dazugehörige Kartoffelanbau sowie Saatgutvermehrung und Milcherzeugung – das waren die Anfänge. Ursprünglich wurden 26 Hektar bewirtschaftet. 150 Hektar, verteilt auf die Gemarkungen Langwieden und Gerhardsbrunn, sind es heute. Die eine Hälfte ist Grün- und Weideland, auf der anderen Hälfte werden Silomais, Futtergetreide, aber auch Brotweizen angebaut. Nicht ganz gewöhnlich, aber schon mehr als 20 Jahre dazu gehörend, ist der Kürbisanbau, der sich auf etwa zwei Hektar erstreckt. Vermehrung und die Brennerei spielen dagegen schon lange keine Rolle mehr. Auf dem Hof leben 70 schwarz-bunte Milchkühe mit ihrer Nachzucht. Ein Roboter übernimmt das Melken. 350 braune Hühner scharren und gackern auf den Wiesen. Seit 2015 kann Kundschaft rund um die Uhr an einem Milchautomaten auf dem Hof frische unbehandelte Milch selbst zapfen. Neben dem Milch- gibt es einen Warenautomaten mit hofeigenen Produkten wie Wurst, Nudeln und regionalen Erzeugnissen, etwa Honig und Marmelade. Eier der freilaufenden Hühner stehen ebenfalls im Warenautomat. Die Bauernfamilie öffnet ihr Hoftor für Hoffeste und lässt Schulklassen durch die Ställe marschieren. Zeigt, wie viel Arbeit im täglichen Brot, in der Milch, im Fleisch steckt. Eine nachvollziehbare Qualität am Markt zu platzieren, das gehört schon ganz lange in Gerhardsbrunn bei den Guhls zum Bauerndasein. In Zeiten, in denen viele Höfe ihre Tore schließen, wendet sich die Familie Guhl gemeinsam immer wieder Neuem zu, ist offen für anderes. Ganz aktuell soll 2018 aufgrund der Nachfrage erstmals Dinkel auf den Feldern wachsen. 2018 wird die RHEINPFALZ mit Stift und Fotoapparat monatlich einfangen, was der Bauer im Rhythmus der Jahreszeiten so tut. Daneben wird es um die pupsende Kuh als beschimpfter Klimakiller genauso gehen wie um eine digitale Bauernwelt und das „Smartfarming“. Was ist mit Biolandwirtschaft, wie scharf sind die Krallen der Bürokratie und welche landwirtschaftlichen Ausbildungsmöglichkeiten gibt es? Steckt im Viehfutter Gentechnik, wie wirkt sich der Weltmarkt auf die Westpfalz aus und warum erhitzt sich die Diskussion an Dünger und Pflanzenschutz? Das Metier Landwirtschaft wirft viele Fragen auf. Im Januar gilt das erste RHEINPFALZ-Augenmerk den Milchkühen, dem Herdenmanagement, dem Melkroboter und dem Milchautomaten.