Enkenbach-Alsenborn Wie Gärten den Artenreichtum fördern können

Nicht auf die prächtigsten Blüten kommt es an, sondern darauf, dass Insekten auch Nahrung finden.
Nicht auf die prächtigsten Blüten kommt es an, sondern darauf, dass Insekten auch Nahrung finden.

Ökologisch wertvolle Gewächse für mehr Artenreichtum statt trister Schottergärten und monotoner Rasenflächen: In seinen Gartenvisionen wirbt Gartengestalter Joachim Hegmann für eine Wohngemeinschaft von Menschen, Tieren und Pflanzen.

Das Thema trifft ganz offensichtlich den Nerv der Zeit. Die Besucherzahl beim Vortrag von Joachim Hegmann im Enkenbacher Rathaus geht über alle Erwartungen hinaus. Laufend müssen neue Stühle herangeschafft werden.

Die Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn hat 2022 einen „Arbeitskreis Naturfreundliche Gartengestaltung“ ins Leben gerufen, um die Verödung und Verschotterung weiterer Vorgärten und Gärten in der Gemeinde zu reduzieren. „Wir wollen die Bürger über Alternativen informieren“, sagt Christine Braun von Bündnis 90/Die Grünen zu Beginn der Veranstaltung. Viele Studien belegten die massiven Rückgänge von Tier- und Pflanzenarten, vor allem gebe es immer weniger Insekten und Vögel. Immer länger werde die Rote Liste gefährdeter Arten. Dabei stünden viele tausend Hektar Grünanlagen und Gärten in Deutschland für den Erhalt der Biodiversität zur Verfügung. „Doch Quantität ist nicht Qualität“, betont Braun-Schilling. „Auf Rasen und Abstandsgrün lebt kaum ein Käfer. Vögel, Igel oder Bienen fressen keinen Schotter und Spatzen keinen Rindenmulch.“

„Natürlich grün“ ist das Motto

Vieles sähe zwar grün aus, habe aber wenig ökologischen Wert und biete den Tierarten unserer Region keine Nahrung und keine Möglichkeit zur Fortpflanzung. Daher sei Zeit zum Umdenken. „Die Ortsgemeinde Enkenbach-Alsenborn will gemeinsam mit den Bürgern wieder Lebensräume für heimische Tier- und Pflanzenarten schaffen“, erläutert Braun-Schilling. Unter dem Motto „Natürlich Schön“ wolle die Kommune die Enkenbach-Alsenborner animieren, ihre Gärten und Balkone naturfreundlicher zu gestalten und so einen Beitrag zur Biodiversität zu leisten. „Naturnahe Gärten sind durch ihre vielfältigen Elemente ein Blickfang und ein Erlebnis für Menschen.“ Mit den richtigen Pflanzen würden Insekten, Vögel und weitere Tiere in den Garten gelockt. „So erlebt auch der Mensch in Zeiten der Klimaerwärmung ganz nah die Vielfalt des Lebens.“

Wohngemeinschaft für Mensch, Tier und Insekt

„Vielfalt“ heißt auch für Gartengestalter Joachim Hegmann das Zauberwort: Statt Schotter- und Rasenflächen setzt er ums Haus herum auf artenreiche Wiesen mit Stauden wie der Wiesen-Margerite, dem echten Labkraut, der Schafgarbe, dem Natternkopf oder dem Wiesensalbei. Der Schwarze Holunder, der Weißdorn, das Pfaffenhütchen, Liguster, die Brombeere oder der gewöhnliche Schneeball sorgten dafür, dass durch Gehölze in einer Art Wohngemeinschaft mit dem Menschen auch die Vögel und Insekten ihr Auskommen fänden. Totholz, locker geschichtete Trockenmauern oder Laubhaufen seien Voraussetzungen dafür, dass im eigenen Garten eine Lebensgemeinschaft entstehe, die durch ihre Vielfalt einen eigenen Beitrag leiste gegen das Artensterben.

In diesem Sinne mündet der Vortrag in einer Art Zehn-Punkte-Programm zur Weiterentwicklung heimischen Grüns: Es gelte, mehr Lebensräume im Garten zu schaffen und den Rasen zur Wiese zu machen. Schmetterlinge und Wildbienen müssten angelockt, Vögel eingeladen werden. Dafür brauche es einheimische Sträucher und Bäume sowie naturnahe Staudenbeete. „Auch Totholz gilt es als Lebensraum zu entdecken“, sagt Hegmann. Steine und Trockenmauern seien ein willkommenes Angebot für Insekten und Eidechsen, Wasserstellen ein Lebenselixier für Tiere wie für Insekten. Statt den Garten penibel aufzuräumen, plädiert er für Laub als „goldenen Rohstoff“.

Humorvoll räumt Hegmann ein, dass es je nach dem Grad der naturnahen Gartengestaltung durchaus auch Schwierigkeiten geben könnte. Etwa bei der Anlage von Totholzhaufen oder wild wuchernden Brennnessel-Ecken im Vorgarten der Neubau-Siedlung, die nicht jeden Nachbarn begeisterten. Trotzdem wirbt er für seine Visionen und setzt diese auch fotografisch in Szene – eine optische Anregung, die beim Publikum ankommt, das so manche Idee für mehr Natur mit nach Hause nehmen kann.

x