Mehlingen Warum es in Mehlingen mal so richtig piept

Angelika Herbel-Zott mit einem Mosaik-Kanarienvogel: Bewertet wird bei solchen Tieren, wo die Farbe ist und wo sie nicht sein so
Angelika Herbel-Zott mit einem Mosaik-Kanarienvogel: Bewertet wird bei solchen Tieren, wo die Farbe ist und wo sie nicht sein sollte.

720 Vögel im prachtvollen Gefieder präsentierten sich in Mehlingen bei der Landesverbandsschau Wertungsrichtern und Publikum. Der Kanarien- und Vogelschutzverein Kaiserslautern zeigte sich am Wochenende als Ausrichter mehr als zufrieden.

Singen, trällern, piepsen: Die Tonlagen in der Mehlinger Halle könnten kaum vielseitiger sein. Die Zebrafinken steuern noch quakendes Gezwitscher bei, irgendwo wird lautstark gequietscht. Kommt aus der Ecke der Sittiche. Ein beeindruckendes Gesamtkonzert, das sich da bei der Landesverbandsschau der Kanarienzüchter und Vogelfreunde bietet. Nicht minder herrlich: Das durchweg schillernde Gefieder der kleinen Gesellen, das mal einfarbig und adrett, mal gescheckt, mal struwwelig, mal mit besonderem Kopfschmuck oder in umwerfendem Bunt daherkommt.

Die Gouldamadine, die zu den Prachtfinken gehörenden Vögel, wirken, als seien sie gerade einem Farbkasten entsprungen: Lila, Blau, Schwarz, Rot, Gelb, Grün und einige Zwischenfarben – alles zu sehen an dem kleinen Vogel und alles echt. Der von Natur aus in Australien lebende Fink macht jedem Künstler in Sachen Farbzusammenstellung etwas vor.

Von wegen Gelb

Anders sieht es bei den Kanarien aus. Da hat der Mensch ziemlich nachgeholfen, zumindest was das Farbspiel angeht. Das Rot der, zugegeben herrlichen Kanarien, kommt aus dem Futter. Ist jedenfalls von Angelika Herbel-Zott, Vorsitzende im Vogelschutzverein Kaiserslautern, zu hören. Sie berichtet ebenso, dass die Ursprungsfarbe des Kanarienvogels eigentlich Grün ist, auch wenn bei einem Kanarienvogel die meisten schnell an das so typische Gelb denken. Wieder was gelernt, auch dass die rot-weißen Kanarienvögel unter „Mosaik“ firmieren. Bewertet wird hier, wo die Farbe ist und wo sie nicht sein sollte.

Die Richter sind längst fertig mit der Arbeit, haben sich Vogel für Vogel unter einer Bewertungslampe angeschaut und sich viel Zeit gelassen. „Der Vogel soll sich ja auch zeigen“, weiß Herbel-Zott, dass es bei der Schau auf die Tagesform der Tiere ankommt. Wer keine Lust hat, präsentiert sich nicht, hat halt keine Chance auf die Siegerschleife. Um den Stress einer solchen Schau klein zu halten, trainieren die Züchter mit ihren Vögeln den Aufenthalt in den kleinen Käfigen vor der Schau. Danach kommt das Verwöhnprogramm. „Bei mir daheim ist in den Volieren schon alles gerichtet“, freut sich Herbel-Zott für ihre Tiere, die sich dann, so ihre Erfahrung, erst einmal einem ausgiebigen Bad hingeben werden.

Sänger sind nicht mehr gefragt

Mit 720 Tieren hat die Vorsitzende des ausrichtenden Vereins nicht gerechnet. „Das ist schon toll!“ Dabei sind die Gesangskanarien gar nicht dabei. Es gibt im Verband gar keine Sparte mehr, um den besten Sänger unter den Kanarien zu küren. Im Lauterer Verein sind laut Herbel-Zott allerdings noch zwei Züchter, die sich den „Sängern“ widmen. Was hier aber genauso fehlt wie bei all den anderen: Es gibt kaum noch Nachwuchs, der wirklich Freude an der Vogelzucht hat.

An der Vogelvielfalt kann es da wirklich nicht liegen. Ob Erdbeerköpfchen, die wunderschönen Papageien, ob die nicht mal zehn Zentimeter kleinen, quirligen, bestechend blauen Papageiamadinen oder der zu den Kanarien gehörende Yorkshire, der in ziemlich adliger Aufrichtung, zeigt, wer er ist. Der Paduaner, ein anderer Kanarienvogel, sieht dagegen aus, als stehe er dauerhaft im Sturm. Leichtfüßig und keck saust ein Fife, ein kleiner, seidiger Kanarienvogel, im Käfig umher. Fichtenkreuzschnabel und Chinesische Nachtigall sind ebenso dabei. Die Aufzählung ist längst nicht vollständig, was hier an Sittichen, Kanarien, Mischlingen oder Finkenartigen zu sehen ist, das ist eine gewaltige Bandbreite. Aber egal, welcher Vogel, ob nun der neue Verbandsmeister oder einer der vorm Richter halt keine Lust darauf hatte, schön zu sein, all die kleinen Sänger, Quietscher oder die Gestruwwelten, sie alle sind längst wieder daheim und werden sich über leckere Sämereien, vielleicht noch den einen oder anderen Löwenzahn oder die Vogelmiere freuen. „Löwenzahn ist der absolute Höhepunkt. Aber nicht das Grün, sondern die Milch der Pflanze“, verrät Angelika Herbel-Zott abschließend noch, was bei ihr in der Voliere so genascht wird.

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