Kreis Kaiserslautern Vielerorts ist ein Wechsel in Sicht

Das Tor zum Lautertal: Wo die Reise in der Groß-Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg mit ihren zwölf Ortsgemeinden politisch hin
Das Tor zum Lautertal: Wo die Reise in der Groß-Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg mit ihren zwölf Ortsgemeinden politisch hingeht, entscheidet sich im Mai 2019 bei der Kommunalwahl.

Seit vier Jahren bilden die zuvor selbstständigen Verbandsgemeinden Otterbach und Otterberg eine gemeinsame Gebietskörperschaft. Bei der Kommunalwahl im kommenden Mai wird sich auf Ebene der Verwaltung zwar nichts ändern, da Bürgermeister Harald Westrich (SPD) auf acht Jahre gewählt ist. Neue Gesichter dürfte es aber unter den Bürgermeistern der zwölf Ortsgemeinden geben.

In einigen Kommunen steht ein Generationswechsel an; in anderen haben noch nicht alle Parteien ihre Kandidaten aufgestellt; in einer dritten Gruppe wird der Ortsbürgermeister per Mehrheitswahl bestimmt. Die Suche nach Bewerbern ist nicht leicht: Der Koalitions-Hickhack auf Bundesebene hat der Basis neben kopfschüttelndem Unverständnis diverse Parteiaustritte und die schwindende Bereitschaft für öffentliche Ämter beschert. So hat in Sulzbachtal der langjährige SPD-Kämpe Bernd Schworm, der selbst einmal als Ortsbürgermeister kandidierte, seinen Genossen den Rücken gekehrt. Sein Parteifreund Herbert Matz steht bis zur Wahl zwar noch an der Spitze der Gemeinde Otterbach, ist aber gleichfalls ausgetreten. Die CDU musste trotz ebenfalls irritierender Reden, Ränke und Rückzieher in Berlin zumindest in dieser Verbandsgemeinde keine Federn lassen, während sich die Freien Wähler ohnehin erklärtermaßen aufs kommunale Geschehen konzentrieren – und in mehreren Dörfern zwischen Lauter, Otter-, Mos- und Odenbach über eine feste Hausmacht verfügen. In Frankelbach etwa trug der FWG-Mann Rainer Klaus über drei Jahrzehnte lang die Bürgermeisterkette, ehe er das Ehrenamt 2009 aufgab. Sein Nachfolger in der mit 300 Einwohnern kleinsten Kommune der Verbandsgemeinde gehört gleichfalls zu den Freien Wählern: Hans-Peter Spohn bewirbt sich bei der nächsten Wahl ein drittes Mal – wahrscheinlich konkurrenzlos. „Danach ist Schluss“, sagt er. Exakt doppelt so viele Einwohner wie in Frankelbach leben in Heiligenmoschel. Auch hier amtiert ein Vertreter der FWG als Ortsbürgermeister, allerdings geht das Gerücht, dass der 55-jährige Michael Leppla im Mai nicht mehr antreten will – trotz seiner Beteuerung, er habe sich „noch nicht abschließend entschieden“, sei er aber durch seinen betriebsinternen Stellenwechsel „sehr an- und eingespannt“. Ihren Rückzug nach zwei Wahlperioden kündigt auf Anfrage auch Beate Rudat an, die FWG-Ortsbürgermeisterin von Hirschhorn. Die Lautertalgemeinde ist durch die Sanierung der Ortsdurchfahrt zur Groß- und Dauerbaustelle geworden. Das zermürbt nicht nur Anwohner und Durchgangsverkehr, sondern auch Rudat, die zudem einen langen Rechtsstreit um die Kreisumlage durchfochten hat. Das FWG-Lager in Hirschhorn ist gespalten. Die streitbare Bürgermeisterin begründet ihren Verzicht allerdings mit dem Hinweis, sie „komme ins Rentenalter“ und halte es mit dem Schlager „Mit 66 Jahren, da fängt das Leben an“. Ein Nachfolgekandidat ist noch nicht in Sicht. In der 1900-Einwohner-Gemeinde Katzweiler amtiert Ortsbürgermeister Otto Hach seit 2004, auch er ist Mitglied der FWG. Aufgrund seiner beruflichen Tätigkeit als Landwirt, Pferdehalter und Gastronom ist der 71-Jährige, der auch im politischen Streitgespräch selten die Ruhe verliert, scheinbar ununterbrochen präsent. Nach dem Willen der Freien Wähler soll Sven Rheinheimer den Posten übernehmen, 39 Jahre alt und schon jetzt Erster Beigeordneter. Die SPD will dem Vernehmen nach Antonios Fotopoulos als Gegenkandidat aufstellen. Unterdessen denkt Harry Braun (SPD) in Mehlbach darüber nach, ob er für eine vierte Amtszeit als Ortsbürgermeister kandidieren soll. Er habe sich „noch nicht abschließend entschieden“, sagt der 66-Jährige − und betont, dass er „keineswegs amtsmüde“ sei. Allerdings scheinen die knapp über 1000 Einwohner der Gemeinde am Rand des Pfälzerwalds seit Monaten unversöhnlich entzweit zu sein, weil Braun zur Sanierung des Haushalts auf Energiegewinnung durch Windräder setzt. Ob und wie es für ihn mit diesem − per Grundsatzbeschluss längst abgesegneten − Vorhaben weitergeht, will Braun im Januar kundtun. Der 48 Jahre alte SPD-Mann Marco Schuster steht seit 2009 an der Spitze der auf fünf Ortsbezirke verteilten 1900 Einwohner von Niederkirchen. Vor ihm war zwei Jahrzehnte lang sein Parteigenosse Klaus Rott mit den Amtsgeschäften betraut, ehe ihn eine schwere Erkrankung zum Rückzug zwang. Jetzt will auch Schuster aufhören, weil er die Rückkehr von einer Teil- zur Vollzeitarbeit nicht mit den bürgermeisterlichen sowie Familien- und Vaterpflichten in Einklang bringen kann. Für die Nachfolge habe die SPD „einen heißen Kandidaten“, dessen Name im neuen Jahr publik gemacht werde. Nach RHEINPFALZ-Informationen handelt es sich um Wolfgang Pfleger, den rührigen Ortsvorsteher von Heimkirchen. Die Geschicke der knapp 1100 Einwohner der Lautertalgemeinde Olsbrücken lenkt und leitet seit 2008 der Christdemokrat Peter Hesch. Er übernahm das Amt des Ortsbürgermeisters nach dem überraschenden Tod der SPD-Frau Regina Hill, die ihrerseits ihrem Genossen Gerhard Klein nach 15-jähriger Amtszeit gefolgt war. Auf RHEINPFALZ-Anfrage lässt Hesch durchblicken, dass er keine weitere Amtszeit anstrebt, offiziell gemacht hat er seinen Rückzug noch nicht. Unabhängig von dieser Entscheidung dürfte die SPD noch einmal Walter Schneck in den Wahlkampf schicken. Auch der Ortsbürgermeister von Otterbach, Herbert Matz, mag nach nur einer Amtsperiode nicht mehr kandidieren. „Ich bin zu alt“, sagt der 72-Jährige, der vor dem Hintergrund der Berliner Koalitions-Dispute sein SPD-Parteibuch im Sommer zurückgegeben hat. „Man muss die Kirche einfach auch mal im Dorf lassen.“ Seine unmittelbare Vorgängerin war die Christdemokratin Brigitte Hörhammer, die sich jetzt erneut um das Ehrenamt an der Spitze von 4000 Einwohnern bemüht – wiewohl auch sie inzwischen 66 Jahre alt ist. Weitere Kandidaten sind bislang nicht bekannt. Spannend werden könnten Wahlkampf und -ausgang in Otterberg. SPD-Stadtbürgermeister Martin Müller schließt nach zehn Jahren eine weitere Kandidatur aus. Er war es, der 2009 die 4500 Einwohner der Wallonenstadt für die Sozialdemokraten zurückholte, nachdem zuvor Ulrich Wasser von der CDU die Bürgermeisterkette getragen hatte. Jetzt bewirbt sich die 51-jährige Martina Stein für die Genossen um Müllers Nachfolge, die Union hat die drei Jahre ältere Ute Hartmann nominiert. In Schallodenbach geht derweil eine Ära zu Ende. Nach unglaublichen 35 Jahren im Ehrenamt hört Ortsbürgermeister Hans Michel (CDU) auf. Ein Großteil der 900 Einwohner kennt keinen anderen Ortsrepräsentanten als den heute 69-Jährigen, den Parteifreunde wie politische Gegner durchaus respektvoll „den ewigen Michel“ nennen. Nachfolger soll nach dem Willen der CDU der 52 Jahre alte Markus Rösner werden. Der SPD-Ortsverein hat sich aufgelöst. In der 580-Seelen-Gemeinde Schneckenhausen, wo der CDU-nahe Konrad Schiwek 2014 das Bürgermeisteramt nach 17 Jahren von Gerhard Schohl übernommen hat, zeichnet sich ebenso wie in Sulzbachtal keine Veränderung ab. Dort leben knapp über 400 Menschen, deren Geschicke seit 2009 in der Hand von Ero Zinßmeister (FWG) liegen. Dieser hatte im vergangenen Jahr für den Posten des Landrats kandidiert, musste sich aber bereits im ersten Wahlgang Martin Müller und Ralf Leßmeister (CDU) geschlagen geben.

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