Enkenbach-Alsenborn Schüler berichten von ihrer Ruanda-Reise
„Der Weg ist steinig. 20 Minuten müssen mein Partner James und ich laufen, bis wir die ersten Häuser des Dorfes sehen, in dem er seit seinem ersten Lebensjahr bei seinen Großeltern wohnt. Bis jetzt weiß ich nicht, wer und wie alt sie sind und in welchen Verhältnissen sie leben. Dementsprechend aufgeregt bin ich schon seit dem Morgen. Wie muss ich mich verhalten? Werden meine Gastgeschenke ihnen gefallen? Was, wenn wir einfach nur dasitzen und nichts zu reden haben? Die Vermutung, dass all meine Sorgen unbegründet sind, sollte sich im Laufe des Tages noch bewahrheiten.“ Eindrücklich schildert der 16-jährige Nils Nielen aus Waldleiningen in einem schriftlichen „Homestay-Bericht“ seine ersten Begegnungen mit der Partnerfamilie in Ruanda.
Mit Hacken in der Hand
Seit 2015 führt die Integrierte Gesamtschule (IGS) Enkenbach-Alsenborn regelmäßig Begegnungen durch. Die Leiterinnen der Ruanda-AG, Andrea Laux und Anika Schäfer, begleiteten bereits die vierte Gruppe, die nach Ruanda reisen durfte. „Jede Fahrt ist einzigartig“, meint Laux. Deutlich wird dies während der abwechslungsreichen zweistündigen Präsentation am Abend. In Ruanda werde nahezu kein Fleisch gegessen. Nur wenige Milchprodukte würden konsumiert. Fast jeder in der Region der Partnerschule habe eigene Felder. Das typische Essen bestehe überwiegend aus Kartoffeln mit Bohnen und Gemüse, wie Weißkohl oder Karotten. Auch Avocados und Baumtomaten werden angebaut. Nils Nielen und Janosch Essen erläutern die Unterschiede im Anbau zu Deutschland. „Es gibt keine großen Maschinen, wie Mähdrescher. Die Menschen arbeiten mit Hacken in der Hand auf den Feldern.“ Nils’ Fazit lautet: „Wir haben gesehen, wie ruandische Familien überleben. Dadurch ist uns klar geworden, wie abhängig wir von unseren Supermärkten und unserem Geld sind.“
Leon Diller und Alesia Klag schildern Eindrücke aus dem Schulalltag ihrer Austauschpartner. Eine Stunde Schulweg zu Fuß sei hier nichts Besonderes. Gerade in der Regenzeit seien die unbefestigten Wege durch anhaltenden Starkregen weggespült und schlecht passierbar. Der Unterricht in den Schulen dauere den ganzen Tag. Eigene Schulbücher gebe es nicht. Die Schüler holten sich täglich ihr Unterrichtsmaterial in der Schulbibliothek ab. Nur wohlhabendere Familien könnten es sich leisten, Kopien der Bücher anzufertigen. In Ruanda herrsche Schulpflicht, berichtet Andrea Laux. Doch das staatlich verordnete Schulgeld sei für ärmere Familien oft nicht bezahlbar. So komme es vor, dass besonders auf den weiterführenden Schulen die Kinder und Jugendlichen einige Jahre dem Unterricht fernblieben und manche sogar im Alter von 22 Jahren wieder zurückkehrten.
Vorfreude auf Gegenbesuch
Berna Kochanneck nimmt die Besucher mittels Bildersequenzen mit auf Ausflüge in die herrliche Landschaft im Nordosten Ruandas. Der Kyvusee und der Akagera-Nationalpark standen mit auf dem Programm. Auf einer Safari konnte die Gruppe hautnah Wildtiere aus der Nähe erleben. Eindrücklich schildern die Jugendlichen die Begegnungen mit den Familien ihrer Austauschpartner zu Hause. Unterschiede zwischen wohlhabenden und ärmeren Familien werden dabei sehr deutlich.
Schulleiterin Stephanie Dojani, die ebenfalls mit in Ruanda war, resümiert: „Die Reise war geprägt durch Offenheit und Herzlichkeit von allen Seiten.“ Die Gruppe habe sich auch mit Herausforderungen arrangiert, die nicht vorhersehbar waren. Arden O’Neil blickt nach vorne. „Wir freuen uns sehr auf den Gegenbesuch nächstes Jahr. Dann können wir unsere Partner wiedersehen und unsere Kultur zeigen.“