Kreis Kaiserslautern Süppchen vom „Reesje“ lindert alle Pein

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Saurer Hering? Na ja. Fisch verträgt nicht jeder, schon gar nicht auf flauem Magen, in dem es eh schon arg rumpelt. Eher Frischluft, Schwitzen, Laufen – oder gar ein kräftigendes Süppchen: Wenn’s bei der Sause allzu sehr gekracht hat und dabei allzu reichlich alkoholhaltiges Getränk durch den Schlund geplätschert ist, kann tags drauf schon mal der Schädel brummen. Was tun im Kampf gegen den Kater? Die RHEINPFALZ hat dazu einige Fastnachtsfreunde und Funktionsträger, Karnevalsmuffel und Spaßbeschleuniger aus dem Landkreis gefragt und bewusst auf zu ernsthafte Antworten verzichtet.

Genau genommen arbeitet Peter Becker als Spaßbremse. Klar: Als Polizist in leitender Funktion muss der Erste Hauptkommissar warnend mit dem Zeigefinger fuchteln, wenn’s die Narren allzu bunt treiben. Dabei war der stellvertretende Leiter der Polizeiinspektion Landstuhl höchstselbst einst närrisch unterwegs: Als Teil des Duos „Dibbel unn Zibbel“ – „legendär“, wie Becker kichernd zurückblickt – hat er in seinem Heimatort Fischbach oft bei der SVF-Fastnacht in der Bütt’ gestanden. Mit dem Trinken aber hat es Becker nicht so doll. „Frischluft hilft, glaub’ ich“, stochert der Beamte ein wenig im Nebel, wenn’s um das ihm fremde Terrain der Kater-Bekämpfung geht. Mit Gefahrenabwehr kennt sich Peter Becker zweifelsohne besser aus. Erinnert sich aber an ein Hausmittelchen: „Meine Mutter hat gesagt: Ölsardinen essen. Aber vorher. Als Grundlage.“ Fastnacht wird Becker nicht verbummeln oder gar verschlafen – im Gegenteil. Am Dienstag sitzt er als Leiter der Befehlsstelle in der Ramsteiner Feuerwache, um sein gehörig Teil zur Sicherheit des Westricher Umzugs beizutragen. Nicht weit entfernt wird Ralf Hechler auf der Treppe zum Alten Rathaus thronen, um die Honneurs der Zugteilnehmer zu empfangen. Huldvoll winken muss Hechler beim Umzug erstmals – er dürfte allerdings gewappnet sein nach seinem jüngsten Bühnen-Auftritt bei den Bruchkatze. Zu deren Prunksitzung war Hechler, im schweinchenrosa Fummelkleid, als Prinzessin aus dem Adelsgeschlechte derer zu Frutzweiler zu bestaunen. Der Stadt- und Verbandsbürgermeister räumt gern ein, dass er in der Tat schon mal am Ende einer Sause „so zwei bis 23 Bier“ gepackt hat. Wenn in seiner Heimatstadt aber die Narren los sind oder ähnlich ernsthafte Festivitäten (Stichwort: Rheinland-Pfalz-Tag) anstehen, ist Hechler allerdings eisern: „Da gilt: Erst wird die Arbeit geschafft.“ Denn, so lautet das eherne, schon wieder wenig ernst gemeinte Prinzip: „Wir trinken erst im Dunkeln. Notfalls lassen wir die Rollläden runter...“ Wenn dann aber mal ein Tag mit dickem Kopf und flauem Magen folgen sollte, kennt Hechler ein Rezept: „Ein gutes, kräftiges Süppchen. Das hilft, denn der Körper braucht ja Mineralien, die er beim Versumpfen verloren hat.“ Und wer kocht’s? Hechlers Ehefrau Astrid hat das zwar drauf. Aber jenes Süppchen, das verlässlich alle Pein zu lindern vermag, kriegt niemand besser hin als „es Reesje“. Mama Hechler, die im Frühherbst ihren 80. Geburtstag feiert, hat ihren Jüngsten damit einst vor Katerstimmung zu bewahren gewusst – und greift noch heute munter zum Kochlöffel. Als typisches Katerfrühstück gilt bekanntlich Fisch, vor allem eingelegter Hering. Der jedoch bereitet manchem wenig Freude. Michael Fischer hat zwar keinerlei Problem damit, einen wahren Fastnachts-Marathon locker zu bewältigen. „Aber durch den Aschermittwoch muss ich mich quälen“, stöhnt der in Weilerbach beheimatete Vorsitzende des Gesangvereins Rodenbach. Das liegt nicht am dicken Kopf, sondern am Fisch, den Fischer nicht recht schätzen kann und der bekanntlich am Tag danach bei vielen Vereinen aufgetischt wird. Der Sitzungspräsident und Sänger, der mit Vorliebe auch auf der Narrenbühne schmettert, trinkt kaum Alkohol, hat sich von daher auch mit „Gegenmitteln“ wenig beschäftigt. Immerhin: „Orangensaft, vor allem Kaffee, starker Kaffee“, zählt Fischer auf, was er früher mal versucht hat und was Hilfe verheißen könnte. Experten in Sachen Gesundheit sagen, dass von einem vermeintlichen Gegen-„Rezept“ nur abzuraten sei: Das „Konterbier“ lindere Schädelbrummen nur kurz, der Kater komme später wieder. Das sieht eine Fachfrau in puncto Gerstensaft ein wenig anders: Sabine Kirf, ihres Zeichens mit Diplom ausgestattete Biersommelière, bricht eine Lanze für das alkoholhaltige Getränk. Die „Merks“-Biere, die sie in ihrer Wahlheimat gemeinsam mit Markus Merk braut, seien durchaus auch für den Tag danach zu empfehlen: Weil sie „viele Mineralien und Eiweiß enthalten“, dies gesund sei und Mangel wettmache. Selbstredend in Maßen: Die Biere aus Otterbach seien ja für den Genuss gemünzt, also nix zum runterschütten in rauen Mengen. Was noch hilft: schwitzen. „Laufen macht wieder fit“, weiß die sportliche Rheinländerin, die übrigens selbst schon bei einem Karnevalsumzug im Rheinischen mitgemacht und fröhlich mit Kamellen geworfen hat. Im raschen Lauf aber entzieht sich die Biersommelière diesmal dem närrischen Getöse: Die Tipps hat sie gestern auf gepackten Koffern sitzend gegeben. Dann ging’s mit Merk ab in die Alpen zum Trainieren. Laufen und schwitzen statt versumpfen. Am besten schon dem Kater vorbeugen: Damit fährt Sonja Kreutz zur fünften Jahreszeit gut, das kann die Oberarnbacherin auch all ihren närrischen Kollegen raten. Die Vorsitzende des Carneval- und Unterhaltungsvereins Landstuhl ist ebenfalls über die tollen Tage fest eingespannt, dabei aber dem Alkohol doch eher abgeneigt. Zum Fisch kann Kreutz aber nur raten, vor allem am Mittwoch, wenn Hering in der Landstuhler Zehntenscheune serviert wird, der CUVL die Stadtschlüssel zurückerstattet und das Ende der Session betrauert. Trauern aber verstärkt den Kater allenfalls noch. Das weiß Erik Emich: „Das Leben ist hart genug, da geht doch mit einem Lächeln so vieles leichter“, antwortete der Rathauschef von Bruchmühlbach-Miesau fast schon philosophisch. Hilft auch lächelnd Fisch essen? „Ich mag Fisch sehr“, bekundet der Bürgermeister, freut sich daher auch schon auf sein Gastspiel beim UVB, wo er am Aschermittwoch die Regierungsgewalt zurück erhält. Über die Stränge schlagen, diese Zeit sei längst vorbei. Was aber gut tue nach durchzechter Nacht: „Viel trinken, Mineralwasser – und lange, lange liegen blieben.“

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