Kreis Kaiserslautern Otterbach: Dauerbaustelle führt zu Autoschlangen

Tägliche Routine: Am Kreisel Lauterstraße/Konrad-Adenauer-Straße staut es sich. Hier müssen aber auch alle jene durch, die eine
Tägliche Routine: Am Kreisel Lauterstraße/Konrad-Adenauer-Straße staut es sich. Hier müssen aber auch alle jene durch, die eine der beiden regulären Umleitungen vorbei an der Baustelle nehmen wollen.

Stoßstange an Stoßstange schleichende Autos sind ein gewohntes Bild in Otterbach, Wartezeiten im Kreisel am Ortsausgang Richtung Sambach sowie an der Kreuzung Otter-/Konrad-Adenauer-/Hauptstraße die Regel. Seit ein Stück der K62 Baustelle und damit die Lauterstraße innerorts nicht mehr passierbar ist, herrscht in Otterbach regelmäßig Chaos. Doch sogar daran lässt es sich offenbar mit der Zeit gewöhnen.

Ein Mainachmittag zur „Rush Hour“. Gegen 17 Uhr sitzt Jutta Singler vor ihrem Friseursalon im Bahnhof, genießt mal kurz die Sonne, ehe die Arbeit wieder ruft. „Ich habe mich sehr gewundert. Seit die Baustelle da ist, haben wir einiges mehr zu tun“, sagt die Friseurmeisterin. Wie bitte? Sie profitiert von der Sperrung der Lauterstraße? In der Tat. „Bevor das losging, habe ich hin und her überlegt, habe mit meinen Mitarbeiterinnen darüber gesprochen, dass ich wohl nicht mehr alle weiterbeschäftigen kann“, erinnert sich Jutta Singler kurz zurück. Doch dann kam alles ganz anders. „Ich werde eine Vollzeitkraft einstellen. Vollzeit, das muss man sich vorstellen. Sonst schaffen wir’s aber nicht mehr“, wundert sich die Salon-Inhaberin selbst darüber, dass ihr Geschäft mit der Baustelle aufgeblüht ist. Die sechs Teilzeitkräfte machen natürlich alle weiter. Auch Singlers Ehemann, der einen zusätzlichen Laden direkt daneben betreibt, habe Kunden gewonnen. Erklären können sich die Singlers das selbst nicht.

Morgens und abends staut sich der Verkehr

Die befürchteten Einbußen hat es nur wenige Steinwürfe weiter gegeben. Der Mann bei Penny spricht inoffiziell von 20 Prozent, die in der Kasse fehlten, seit die Autos nicht mehr direkt von Katzweiler her zu dem Discounter rollen können. Von der Gegenseite her geht’s noch. Schon in Kaiserslautern, an der Abzweigung zu Erzhütten hin, steht zwar ein Sperrschild. Daneben aber weist eine Tafel darauf hin, welche Geschäfte in Otterbach wie gewohnt erreichbar sind. Morgens und abends staut sich der Verkehr, quälen sich Autos durch die Hauptstraße, die für solche Verkehrsbelastungen seit ihrer Erneuerung überhaupt nicht mehr ausgelegt ist. Zähfluss herrscht in gleich mehreren Straßenzügen. Anwohner müssen mit Motorenlärm und Abgasen leben, die sie in dieser geballten Form nicht kennen. Vor allem die Busse sind es, die Bettina Gaß zu schaffen machen. „Eines Morgens hab ich feststellen müssen, dass mir die Leute im Bus ins Haus geguckt haben“, schildert die Friseurmeisterin belustigt. Einmal hat sie sich die Mühe gemacht und gezählt: Acht Omnibusse seien binnen einer halben Stunde von Morlautern her durch den Wald gekommen und am Friedhof vorbei in den Ort gefahren. „Hat man das nicht anders lösen können? Können die nicht über Erlenbach fahren? Die Morlauterer Straße ist doch für Begegnungsverkehr mit großen Bussen oder Lastwagen zu eng.“ Gaß räumt ein: „Ich weiß, irgendwo müssen die Busse ja lang fahren. Aber das hätte sich womöglich anders lösen lassen.“

„Viele Autofahrer haben schon die Umleitungen für sich entdeckt“

Zumindest die Busroute verteidigt Ortsbürgermeister Herbert Matz. Es habe sich dank der beiden Ersatzhaltestellen am Kerweplatz sogar eine Art Park&Ride-Verkehr etabliert. „Die Leute fahren mit dem Auto auf den Kerweplatz, parken dort – und steigen auf den Bus um.“ Die Fahrplanänderungen, mit denen der Landkreis auf die neue Situation reagiert habe, die haben sich nach Matz’ Dafürhalten bewährt. „Das funktioniert gut.“ Das sonst zeitweise wenig bis gar nichts funktioniert habe, räumt der Ortsbürgermeister ein. Allerdings: Die Beschwerden seien merklich zurückgegangen. „Es läuft inzwischen ja auch besser. Viele Autofahrer haben schon die Umleitungen für sich entdeckt“, verweist Matz darauf, dass es wohl nicht wenigen gestunken habe, im Schritttempo durch die Hauptstraße zu kriechen, wenn es doch mit nur drei Kilometern Umweg über Erlenbach zügiger zum Ziel führt. Vom Tisch ist auch die Überlegung, an der Kreuzung der Hauptstraße zu Konrad-Adenauer- beziehungsweise Otterstraße eine Ampel aufzustellen. „Wir haben’s mal probiert“, verweist Matz auf einen Kurz-Test: „Eine Ampel führt zu gar nix. Außer zu Elend.“

„Und dann wird’s lustig“

Was der K62-Ausbau an Elend weiter mit sich bringt, wird die Otterbacher sowie nicht wenige Pendler noch bis Oktober kommenden Jahres belasten. Erst einer von sieben Bauabschnitten ist abgeschlossen. Seit 9. April ist die Ortsdurchfahrt dicht. Im Zuge des über 2,9 Millionen Euro teuren Projekts, von dessen Kosten die Ortsgemeinde 521.000 stemmen soll, wird die Fahrbahn samt der Gehwege erneuert, Leitungen werden neu verlegt (wir berichteten mehrfach). Bauabschnitt zwei läuft gerade. Bis 21. Juni muss er fertig sein. Dann wird die Baustelle für gut acht Wochen ruhen und die Durchfahrt vorübergehend öffnen. „Und dann wird’s lustig“, schwant Matz Übles, wenn die Baustelle Ende August Richtung Stadtgebiet vorrückt und die Hauptstraßen-Einfahrt unpassierbar ist. Zwar gibt’s noch andere „Schleichwege“, doch die sind noch enger. Sicher aber nicht so eng wie der Radweg, der ab dem Bahnhof an den Gleisen entlang Richtung Kaiserslautern führt. Auch dort haben sich schon Autos durchgezwängt. „Ich hab’s nicht geglaubt“, sagt Jutta Singler lachend. „Eigentlich eine Frechheit.“ Zumindest seien es keine ihrer neuen Kunden gewesen.

Durchfahrt frei bis ...: Ein Schild an der Kläranlage zeigt es an.
Durchfahrt frei bis ...: Ein Schild an der Kläranlage zeigt es an.
x