Kreis Kaiserslautern Neue Töne im Advent

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Voraussichtlich in der Adventszeit wird die Orgel in der protestantischen Kirche in Niederkirchen mit neuer Stimme erklingen. Zurzeit wird das Instrument repariert. Die Gemeinde sammelt Spenden, um die Grundsanierung zu finanzieren.

Seit 1771 ziert die von den Gebrüdern Stumm aus Sulzbach-Rhaunen gebaute Orgel das protestantische Kirchengebäude in Niederkirchen. Im Lauf der Jahre waren mehrere Sanierungen notwendig. Bereits Karl Wagner begann 1860 mit einer Vergrößerung der Empore, die 1885 durch Emil Eichenauer fortgesetzt wurde. Auch die Anzahl der Register wurde auf 16 Stück erweitert. Schon über 40 Jahre zurück liegt die jüngste Sanierung von 1963, bei der die Firma Steinmeyer die Registeranzahl auf 13 verminderte. „Bei diesen Arbeiten wurden Kunststoff- und Schaumstoffdichtungen verwendet. Früher galt das als eine neue Innovation, die Arbeitszeit ersparte. Doch mit der Zeit lösten sich die Dichtungen oder wurden gar porös“, erklärt Gero Kaleschke, der schon 120 Sanierungen als Orgelsachverständiger der evangelischen Landeskirche begleitete. Seit 1985 kamen auch Störungen der Mechanik, ein leichter Holzwurm- und Schimmelbefall hinzu. Die Orgel, ein Instrument, das im Mittelalter als das größte mechanische Wunderwerk galt, bringt Pfarrer Manfred Roos auch heute noch zum Staunen: „Wenn ich mir den Orgelprospekt mit den 1000 Pfeifen anschaue: Einfach der Wahnsinn!“ Das Instrument sei ein Kulturdenkmal, das es zu erhalten gelte. Der Orgelprospekt mit seinen Schleierbrettern und geschnitzten Blütenblättern lässt auf die Zeit des Barock schließen. Etwa 200 Jahre lang prägte die Orgelbauerdynastie Stumm das Gebiet an Mosel und Rhein. Die früheste Orgel von Stumm steht in Münstermaifeld. Erbaut wurde sie 1722. Bis heute sind etwa 140 Orgeln der Familie erhalten. „Neben einer Grundreinigung wird das Instrument einmal komplett auseinandergenommen, Verschleißteile werden ersetzt und zu guter Letzt die Pfeifen gestimmt“, beschreibt Orgelbauer Peter Ohlert aus Kirkel die Arbeiten an dem Instrument in Niederkirchen. Nebst körperlicher Knochenarbeit sei das Stimmen eine klangliche Feinarbeit, die ein „relatives Gehör“ voraussetze, um die verschiedenen Töne der Pfeifen miteinander vergleichen zu können. Rund 24.000 Euro wird die Grundsanierung kosten, 3600 Euro kommen von der Landeskirche, ein großer Teil muss über Spenden finanziert werden. Hier engagiert sich die Kirchengemeinde. Das „Strickkaffee“ hat 128 kleine „Sparstrümpfe“ angefertigt. Diese werden im Gottesdienst verteilt. Vor einigen Wochen hat Pfarrer Roos einen Fund gemacht, der ihn heute noch sehr berührt: „Im Briefkasten fand ich einen Umschlag mit der Aufschrift: Nur für die Orgel bestimmt, sonst für nichts!“ Im Umschlag befanden sich 500 Euro eines anonymen Spenders.“ Für den Pfarrer ein Zeichen der „Verbundenheit“. Für die Einweihung ist ein festlicher Gottesdienst in Planung. Im Lauf des kommenden Jahres wird eine Konzertreihe das alte Instrument in den Mittelpunkt rücken. |joll

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