Kreis Kaiserslautern Mit dicken Pfunden gewuchert

Mit dem Planwagen fuhr die Kommission durchs ganze Dorf: Katzweiler präsentierte sich dabei als „aufstrebende Gemeinde“ mit Sinn
Mit dem Planwagen fuhr die Kommission durchs ganze Dorf: Katzweiler präsentierte sich dabei als »aufstrebende Gemeinde« mit Sinn für Tradition wie für zukunftsorientierte Weiterentwicklung.

Katzweiler ist in den vergangenen zehn Jahren um knapp 300 Bürger gewachsen. 20 Vereine bilden das Gerüst des sozialen Miteinanders. Ehrenamt liegt hier quasi in den Genen und gemütlich ist es in dem 2000-Seelen-Dorf an (fast) jeder Ecke. Mit diesen Pfunden versuchte der Ort gestern im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ vor der Prüfungskommission zu wuchern.

Wenn Otto Hach (FWG), Ortsbürgermeister von Katzweiler, den Traktor vor den Planwagen spannt und kreuz und quer durch Katzweiler fährt, dann zeigt er entweder Touristen das historische Wasserrad in der Bachstraße, erläutert die gelungene Renaturierung des Baches oder preist das älteste Fachwerkhaus im Ort. Er lässt das Gefährt an Grundschule und Kita vorbeirollen, weist immer wieder auf das viele Grün hin, steuert die Freilichtbühne an und kutscht am Spielplatz, Bouleplatz und am Landschaftsweiher samt Tretbecken vorbei. So auch gestern. Allerdings war der Planwagen dieses Mal in höchst offizieller Mission unterwegs. Die Fachjury für den Bezirksentscheid im Wettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ wollte genau wissen, wie gut Katzweiler für die Zukunft aufgestellt ist, wie lebendig sich die Dorfgemeinschaft zeigt und wie sich das Dorf die Entwicklung vorstellt. Fünf Männer und Frauen – Stadt- und Landschaftsplaner sowie Dorfentwickler – lauschen interessiert den Worten des Bürgermeisters. Hören sich an, was Dorferneuerer Hans Werner Schlunz zu sagen hat und wie intensiv die Vereine den Ort beleben. Sie erfahren, dass der Dorfplatz als Multifunktionsplatz in Planung ist, die Umnutzung des Raiffeisenplatzes zwar schwierig, aber nicht unmöglich sei, der Ausbau der Kreuzung der B270 zur Schafmühle über die Lautertalbahn bald angegangen werden soll, der dritte Ausbau des Kindergartens in Arbeit ist und die Schule mit Fotovoltaik bestückt sowie die Lautertalhalle energetisch saniert wird. Die Juroren erfahren auch, dass im Sportverein nicht nur Fußball gespielt, sondern auch geturnt wird – und das so gut, dass demnächst 22 Mitglieder der Turnabteilung auf der Deutschen Meisterschaft in Berlin antreten werden. Schwer beeindruckt zeigt sich die Jury erwartungsgemäß von der Freilichtbühne und dem fast familiären Betrieb, der hier Jahr für Jahr für große Erfolge sorgt und der den Nachwuchs so ganz nebenbei mit in die Verantwortung nimmt. Anerkennende Blicke hier, ein Nicken dort, interessiertes Nachfragen, Notizen machen, so fahren die Juroren per Planwagen durch Katzweiler. Nicht alleine, an Otto Hachs Seite hat sich ein Trupp Bürger eingestellt, die Rede und Antwort stehen. Auch Landrat Paul Junker (CDU) sowie Erster Beigeordneter Martin Müller (SPD) der Verbandsgemeinde Otterbach-Otterberg sind zur Unterstützung auf dem Wagen. Die Kommission hat schließlich einen Auftrag. Sie muss bewerten, welches von den insgesamt 18 Dörfern, die im Bezirksentscheid der Sonderklasse „Unser Dorf hat Zukunft“ stehen, sich für den Landesentscheid qualifiziert. Auf ihren Bewertungsbögen stehen Fragen nach der nachhaltigen Dorfentwicklung sowie dem Umgang mit der Tradition. Die Katzweilerer bleiben keine Antwort schuldig, selbst nicht die nach der Bundesstraße 270, die mitten durch Katzweiler verläuft und mit 12.000 Autos am Tag ziemlich befahren ist. „Wir leben durchaus auch von der Straße“, erläutert Hach der Kommission, warum im Ort – im Gegensatz zu Nachbargemeinden – keine Umgehungsstraße angestrebt wird. Eine Umgehung verschlinge viel zu viel Fläche, die als Grünraum oder Neubaugebiet besser genutzt werden könne, sagt er. „Wir sind eine aufstrebende Gemeinde. Junge Familien wollen zu uns, weil wir nah an Kaiserslautern liegen, eine gute Verkehrsanbindung und Geschäfte haben, in weiten Teilen barrierefrei sind und weil der Ort und seine Vereine viel für die Jugend tun!“ Mit diesem Plädoyer verabschiedet Otto Hach die Kommission Richtung Schneckenhausen. Die wollen nämlich genauso wie Dreisen, Steinweiler, Käshofen, Leiningen oder auch Groß-Steinhausen in der Sonderklasse bis in den Landesentscheid vordringen. Die Entscheidung fällt Ende Juni, wenn alle 18 Orte bereist wurden. In der Sonderklasse sind Orte, die sich schon einmal im seit über 55 Jahren laufenden Wettbewerb, der anfangs „Unser Dorf soll schöner werden“ hieß, platziert hatten.

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