Kreis Kaiserslautern Jetzt ist der „Gelbe Zentner“ dran

«Gerhardsbrunn.» Kürbisse, überall Kürbisse: Sie sind auf dem Acker zu finden, auf dem Hof, dekorativ vor der Haustür und sogar auf den Fensterbänken der Familie Guhl. Sie sorgen zudem für einen prallen Terminkalender und für einen Hauch von Kuchenduft, der sich im Oktober von der Küche über den ganzen Hof zieht.
Derzeit pilgern die Besucher in Scharen nach Gerhardsbrunn zur Familie Guhl. Die meisten kommen, so wie in jedem Oktober, angemeldet in kleinen oder auch in großen Gruppen, wollen Kürbisse ernten, freuen sich über die zusätzliche Hofführung und gönnen sich den von Sandra Guhl selbst gebackenen Kürbiskuchen. Manchmal gibt es auch noch Kürbissuppe – natürlich aus den eigenen Kürbissen gemacht. „Da verarbeite ich dann den ,Gelben Zentner’“, verweist die Bäuerin auf den guten, alten deutschen Speisekürbis. Der Kürbis, der von der Aussaat über die Pflege bis zur Ernte den Guhls die pure Handarbeit abverlangt, steht derzeit nicht nur bei der Kundschaft hoch im Kurs. Auch in der Guhl’schen Küche wird er vielfältig verarbeitet. Der „Gelbe Zentner“ wandert außer in die Suppe auch noch in den Rührkuchen und profitiert von der guten Gerhardbrunner Walnussernte in diesem Jahr. Nüsse kommen mit in den Kürbiskuchen, den Sandra Guhl in extragroßen Blechen backt. „Ich probiere schon auch was aus“, verweist Sandra Guhl auf den Spaghetti-Kürbis, der wie viele andere Sorten in diesem Jahr ebenfalls in Gerhardsbrunn gereift ist. „Den Kürbis wie eine Quellkartoffel etwa 40 Minuten ganz im Wasser kochen, dann halbieren und mit Kräutersalz oder mit Pesto servieren oder einfach ohne alles auslöffeln“, lautet der Tipp der Bäuerin. „Beim Auslöffeln erklärt sich der Name. Das sind lauter Fäden, die sehen wie Spaghetti aus“, so Sandra Guhl. Das extreme Sommerwetter mit anhaltender Hitze und Trockenheit war nicht gerade ideal für die Kürbisse. Die brauchen Wasser und nochmals Wasser. Regen fiel aber kaum. Das ist deutlich zu sehen an den ausgetrockneten Wiesen und Weiden. Die Rinder sind bereits wieder aufgestallt, draußen gibt es kein Futter mehr. Und der dritte Grasschnitt fällt in diesem Jahr wohl aus, mutmaßen Karl-Heinz Guhl und sein Sohn Dominik. Die Landwirtschaft hängt schlicht vom Wetter ab – manchmal auch ein bisschen vom Unkraut. Jedenfalls hat so mancher Kürbis auf dem Acker sich im Schatten der Ackermelde deutlich wohler gefühlt als unter der brennenden Sonne. Ackermelde ist eigentlich ein ziemlich verteufeltes Kraut, das mit und ohne Regen schnell wächst und sich zwischen den Kürbissen gerne breitmacht. Von Hand aushacken, heißt es dann bei den Guhls. Normalerweise schließen die rankenden Kürbisse recht schnell die Reihen und bedecken den Boden, dann kommt keine neue Melde mehr durch. In der Sommerdürre fiel das Kürbisranken jedoch sparsam aus, die Reihen blieben offen, die Ackermelde hat sich prächtig entwickelt und tatsächlich den Kürbissen Schatten gespendet. Da sind sich die Guhls weitgehend einig. Jedenfalls sind die Kürbisse gereift, haben eine feste Schale und stehen vom Zier- über den Halloweenkürbis bis zu den unterschiedlichen Speisekürbissorten in vielen Größen zur Verfügung. „30 Kilo hat sicher keiner in diesem Jahr“, macht Dominik Guhl ein paar Abstriche bei den XXL-Kürbissen. Aber es gibt reichlich, die an den Wochenenden bei Ann-Kathrin Guhl und ihrem Freund Phillip Müller direkt am Acker gepflückt werden können. Wobei: Von pflücken kann eigentlich keine Rede sein. Die reifen Kürbisse werden am Stiel mit der Zange abgepetzt, manchmal auch auf einen der bereitgestellten Schubkarren gepackt und meist mit viel Spaß und Vorfreude zum Auto gefahren. Derzeit steht in Gerhardsbrunn zwar viel im Zeichen der Kürbisse, das Vieh fordert die Bauern dennoch tagein, tagaus ebenfalls. Im Herbst will zudem die Saat für das nächste Jahr ausgebracht werden. „Grubbern, das Beet bereiten, Gerste, Triticale, Weizen und Dinkel säen“, zählt Dominik Guhl auf, was er auf dem Schlepper macht.