Kreis Kaiserslautern Goldbrauner Geselligmacher

Der Star des Abends war von goldbrauner Farbe, flüssigem Auftritt und einem überschäumenden Temperament. Und er sorgte bei seiner Premiere am Samstagabend dafür, dass in der Landstuhler Zehntenscheune eine Stimmung herrschte wie in einem bayerischen Festzelt. Sein Name: „Sickingen-Bräu“, seit fast 100 Jahren das erste Bier, das in der Burgstadt selbst hergestellt wurde.

Zünftige Herren im Lodenjanker, fesche Damen im Dirndl, rot karierte Hemden, wohin das Auge blickt – schon eine halbe Stunde nach der Eröffnung ist die Zehntenscheune bis auf den letzten Platz gefüllt. Für Franz Wosnitza, den „geistigen Vater“ des Abends, ist das schon keine Überraschung mehr: „Ganze drei Tag lief der Vorverkauf in der Buchhandlung Stützel am Alten Markt, dann waren auch schon alle Karten ausverkauft“, berichtet er nicht ohne Stolz von der guten Resonanz und meint: „Offenbar hat Landstuhl nur auf ein solches Ereignis gewartet.“ Seit rund zwei Jahren tüfteln Wosnitza und ein gutes Dutzend „Braugesellen“ jetzt schon an der Idee, der Sickingenstadt wieder einen eigenen Gerstensaft zu bescheren (wir berichteten mehrfach). „Zunächst haben wir ein Brauseminar in Bayern besucht und uns in die Geheimnisse der Zunft einweihen lassen“, erzählt der umtriebige Kulturmanager, der die Stadt auch um ein Jazz-Festival bereichert hat. „Dann ging es um die Auswahl der Zutaten. Für uns kam da nur echte Pilsner Braugerste und Hopfen aus der Hallertau in Frage.“ Schließlich musste noch eine kleine Anlage gebaut werden, um daraus ein leckeres Bier zu machen. Die wichtigste Zutat wird den Hobby-Brauern jedoch frei Haus geliefert: „Das Landstuhler Wasser ist eines der besten in ganz Deutschland“, schwört Franz Wosnitza. „Denn es wird jahrhundertelang durch den Sandstein gefiltert, bis es in unseren Brunnen ankommt. Und es hält jedem Vergleich mit den teuersten Mineralwassern stand.“ Ganze sechs Wochen lassen die Landstuhler Hobby-Brauer ihren Sud übrigens reifen, bis er völlig ungefiltert auf Fässer und Flaschen abgefüllt wird: „Das verschafft unserem Bier die schöne Farbe und den vollen Geschmack.“ Und wenn es dann heißt „Ozapft is“, schafft der Gerstensaft selige Geselligkeit und gute Stimmung. Die wurde am Samstag noch kräftig unterstützt: mit Brezeln, Sauerkraut und anderen Leckereien – und natürlich mit original bayerisch-pfälzischer Blasmusik. Dafür sorgten „Die Kunigesmacher“, eine Kapelle aus Wosnitzas Geburtsort Kindsbach. Sie heizten dem Publikum dermaßen ein, dass am Ende des Abends die 400 frisch gebrauten Liter vom „Sickingen-Bräu“ mit Sicherheit ihren Weg durch die Kehlen gefunden haben dürften. Am Ende dient das Ganze übrigens noch einem guten Zweck: „Wir wollen mit dem Bier kein Geld verdienen und spenden die Überschüsse für soziale Einrichtungen in Landstuhl“ wirbt Wosnitza um zusätzliche Fördermitglieder, die den frisch gegründeten Verein „Sickinger Brau-Team“ unterstützen: „Für einen Monatsbeitrag von fünf Euro erhalten sie dann auch bevorzugt Eintrittskarten für unsere nächsten Braufeste“, verspricht der Vorsitzende. Und wenn nicht alles täuscht, wird das nächste schon sehr bald steigen.

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