Kreis Kaiserslautern Eltern fürchten Schließung

In Frankenstein geht die Angst um, dass die Grundschule geschlossen wird: Anlass ist eine Aussage von Jürgen Wenzel (CDU), Bürgermeister der Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn und Kandidat für das Amt in der künftigen, mit Hochspeyer fusionierten VG, zur Zukunft der Zwergschule. In Frankenstein hat sich deshalb am Wochenende ein Initiative gebildet, die für den Erhalt kämpfen will. Die ADD sieht jedoch derzeit keinen Anlass, etwas am Status quo der Schule zu ändern.

Bei der RHEINPFALZ-Podiumsdiskussion am Mittwoch sagte Wenzel auf Nachfrage, dass eine Zwergschule aus pädagogischen Gesichtspunkten laut Expertenmeinung nicht sinnvoll sei und der Fortbestand der Schule überdacht werden müsse. Frankensteins Ortsbürgermeister Eckhard Vogel (FWG) missfiel die Äußerung bereits am Mittwochabend, doch erst nach der Berichterstattung am Freitag zog sie größere Kreise. „Ich wurde nach einem Raum für ein Treffen gefragt“, berichtet Vogel, „und am Sonntagabend kamen dann 31 Personen, hauptsächlich Eltern von Grundschulkindern, im Ratssaal zusammen und überlegten, was sie tun können, um eine Schließung zu verhindern.“ Markus Kuhl, Vater eines Erstklässlers sowie eines Mädchens in der Kita Frankenstein, hatte sofort die Initiative ergriffen, nachdem er am Freitag von der Äußerung Wenzels erfuhr. „Über Facebook und per Telefon habe ich Eltern eingeladen.“ Der Kostenfaktor durch die Schule, den Wenzel betont, sei zwar da, aber „ohne die Schule stirbt der ganze Ort“, meint er. „Das öffentliche Leben in Frankenstein käme zum Erliegen, da es an die Schule gekoppelt ist, ebenso die Dorfmoderation; und Familien, die gerade hergezogen sind, kündigten an, wieder wegzuziehen. Eine Schließung würde sich auch auf die Steuerkraft auswirken“, argumentiert Kuhl. Vogel teilt Kuhls Bedenken – und widerspricht Wenzel: „Die Aussage, dass eine kleine Schule aus pädagogischen Gesichtspunkten nicht sinnvoll sei, entbehrt jeder Grundlage! Ich bin selber Lehrer.“ Außerdem berufen Vogel und Kuhl sich auf Erfahrungswerte. „Frankensteiner Kinder stehen in ihrer Leistung anderen in nichts nach, die Sozialkompetenz ist sogar überdurchschnittlich“, gibt der Ortsbürgermeister wieder, was er von Eltern im Laufe der Jahre gehört hat. Dies bestätigten am Sonntag auch drei Familien mit Kindern, die inzwischen weiterführende Schulen besuchen, untermauert Kuhl. „Außerdem ist die Betreuung individueller.“ Walter Rung (CDU), Bürgermeister der VG Hochspeyer, habe ihm wie auch Vogel versichert, er stehe hinter der Schule, solange die ADD Lehrer bereitstellt und sie nicht schließen wolle. Als weiteres Argument bringt Kuhl, dass die Situation in der VG Hochspeyer nicht vergleichbar sei mit der in der VG Enkenbach-Alsenborn – wo Schulen geschlossen wurden: „Die naheste Schule ist in Weidenthal, aber davor ist die Kreisgrenze.“ Im Fall einer Schließung würden die Frankensteiner Grundschüler mit dem Zug nach Hochspeyer fahren müssen – kaum zumutbar, findet er. Kuhl und seine Mitstreiter wollen nun Flyer zuerst in Frankenstein, ab nächster Woche dann im Rest der Verbandsgemeinde Hochspeyer und in der VG Enkenbach-Alsenborn verteilen, um die Bürger auf die Situation hinzuweisen und um Unterstützung zu finden. Transparente sowie weitere Aktionen sollen folgen. „Wir hoffen auf eine Stichwahl oder auf eine Wahlabsage“, erklärt Kuhl – der selbst in der CDU ist, seine Aktion aber von der Partei losgelöst sieht. „Ich habe mit Herrn Wenzel am Freitag telefoniert, aber er sagte, ihn interessieren nur die Fakten.“ „Man muss sachlich bleiben“, formuliert es Wenzel gegenüber der RHEINPFALZ. „Ich habe ja nicht gesagt, dass ich die Schule sofort oder in ein paar Jahren schließen will“, führt er aus, „sondern nur, dass man hinterfragen muss, ob die Fortführung pädagogisch sinnvoll ist.“ Die Experten, mit denen er gesprochen hat, hätten dies verneint. Aber letztlich entscheide ja weder er noch der Verbandsgemeinderat, sondern die ADD (Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion) in Trier. Es hänge davon ab, wie sich die Schülerzahlen entwickeln und was die ADD meint. „Ich verlasse mich da auf die Fachleute: Wenn die in Trier sagen, die Schule soll erhalten bleiben, dann wird dies so sein; an den Kosten soll es nicht hängen.“ Das derzeitige Signal aus Trier ist recht deutlich: „Von unserer Seite besteht kein Bedarf, die Schule zu schließen“, sagt Pressesprecherin Eveline Dziendziol. „Generell gilt weiter der Grundsatz: Kurze Beine, kurze Wege. Und es gibt pädagogische Konzepte für Zwergschulen.“ Wenn erreichbare Alternativen bestünden, dann könne zwar kein Träger zur weiteren Finanzierung gezwungen werden, aber diese sieht Dziendziol hier nicht. Der VG-Rat müsse einen Beschluss fassen, dass der Träger, die VG, einen Antrag auf Schließung stellt, den die ADD dann prüfen würde. „Wir entscheiden nach pädagogischen Gesichtspunkten.“ Auch Schulleiterin Anke Oehler – die die Verwaltung von der Grundschule Hochspeyer aus führt, aber selbst nicht in Frankenstein unterrichtet – hält die Aufregung für nicht nötig. „Ich habe heute auf Nachfrage von der ADD erfahren, dass es keinen Anlass gibt, etwas zu ändern.“ Ansonsten möchte sie sich aus der politischen Diskussion raushalten. (gzi)

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