Kreis Kaiserslautern Eingekreist

„Ach, was muss man oft von bösen/ Kindern hören oder lesen.“ Nein, das Wilhelm-Busch-Zitat ist nicht auf den Wahlkampf gemünzt. Vielmehr geht es ums Treiben in der Hexennacht. Wir unterstellen jetzt mal, dass es jüngere Menschen waren, die nächtens ihr vermutlich auch vom Alkohol aufgepeitschtes Mütchen gekühlt haben. Obwohl bekanntlich ja auch Alter nicht vor Torheit in der Maiennacht schützt. Die Teenager-Hexen, die ich zu Gesicht bekommen habe, gingen recht einfalls-, harm- und lustlos zu Werke. Kaugummikauend trugen sie mehrere Rollen Toilettenpapier mit sich herum, derweil jede am Mobiltelefon hantierte. Die Papiergirlanden fanden sich dann am nächsten Morgen um Türklinken, Baumstämme und Autos gewickelt. Das ist mindestens so originell wie jene Eltern, die ihre Sprösslinge durch die Hexennacht begleiten und im Beschmieren von Türschlössern mit Margarine unterweisen! Je später der Abend, desto handfester ging’s allerdings zu. In Sembach stürmten zwei Hexen-Trupps aufeinander los, ein 15-Jähriger kassierte einen Faustschlag. In Mittelbrunn war gar eine Dachlatte im Einsatz, in Weltersbach wurde ein Gullydeckel ausgehoben. In Ramstein-Miesenbach ermittelt die Polizei wegen Sachbeschädigung, weil unbekannte Eierwerfer eine Terrasse samt Kunstrasen mit dem rohen Hühnerprodukt verunzierten. Vielleicht sind mir Klopapier und gute deutsche Butter ja doch lieber. Zum Opfer eines vorgezogenen Hexenstreichs wurde diese Woche der Ortsbürgermeister von Stelzenberg, der bei der Kommunalwahl übrigens nicht mehr kandidieren wird. Reinhold Meister hat in seiner Amtszeit großes Engagement bewiesen, seinen Job sicherlich sehr ernst genommen und für den Ort nur das Beste gewollt. Zuweilen allerdings schoss er gehörig übers Ziel hinaus, was den Umgang der Verwaltung und der politischen Gegner (wie auch der Presse) ebenso belastete wie Meisters Kritikfähig- und Erreichbarkeit sowie seine Haltung, Fehler von Mitmenschen auf reine Böswilligkeit zurückzuführen. Ob in diesen Wesenszügen die Ursache für den erwähnten Streich liegt, ist nicht bekannt. Jedenfalls ging am Dienstag eine elektronische Nachricht an 549 Empfänger, in der Meister scheinbar mitteilte, dass er sich in Irland aufhalte, seine Reisetasche verloren habe und daher dringend 1500 Euro erbitte. So weit, so nachvollziehbar. Allerdings weilt Meister weder auf der Grünen Insel, noch bedarf er eines Darlehens, noch ist er der Absender der Mail! Vielmehr wurde sein Internetkonto von Unbekannten „gehackt“, die unter seinem Namen den fingierten Bitt- und Hilferuf verschickten. Zwischenzeitlich hat er Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Ein Trost indes bleibt ihm: Rund 80 Personen und Institutionen übermittelten ihre Bereitschaft, das benötigte Geld bereitzustellen. Das ist eine schöne Sympathiebekundung für den häufig so polarisierungsaktiven Ortsbürgermeister. Der heute zu bewältigende 123. Tag des Jahres erinnert nicht nur an die Entdeckung Jamaikas durch Kolumbus anno 1494. Am 3. Mai 1909 wurde ein deutschlandweit geltender Führerschein eingeführt. In Polen ist Nationalfeiertag, an dem 1791 die erste europäische Verfassung im Sinne der Aufklärung besiegelt wurde. Im Jahr 2000 wurde am 3. Mai die GPS-Schnitzeljagd − auch bekannt als „Geocaching“ – gestartet. Den Ortsbürgermeister von Stelzenberg dürfte interessieren, dass am 3. Mai 1978 die erste „Spam-Mail“, also eine unerwünschte Werbenachricht, per Internet verbreitet wurde.

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