Kreis Kaiserslautern Ein Minister im Kittchen

Er war ein sehr engagierter Abgeordneter, denn in den Protokollen des Reichstags der Weimarer Republik ist sein Name über dreihundertmal verzeichnet. Anton Höfles Lebensweg führte aus der Enge in die Weite: von der Westpfalz über München ins Rheinland nach Berlin. Seine Karriere verlief steil nach oben - vom Funktionär zum Direktor, vom Mitglied des Parlaments zum Minister.

Anton Höfle, am 19. Oktober 1882 in Otterbach geboren, war der Sohn eines Werkmeisters. Er studierte in München und Erlangen Volkswirtschaft und Staatswissenschaften. Höfle beendete sein Studium mit dem juristischen Staatsexamen und der Promotion. Seine Doktorarbeit beschäftigte sich mit der Gewerbeordnung der Pfalz.

Er war zunächst wissenschaftlicher Mitarbeiter der Handels- und Gewerbekammer in München, anschließend Referent für Mittelstands-, Angestellten- und Beamtenfragen bei der Zentralstelle des Volksvereins für das katholische Deutschland in Mönchengladbach. In der Folgezeit kümmerte sich Höfle vor allem um die Verbesserung der wirtschaftlichen und sozialen Lage der Arbeitnehmer. Er trat in Gewerkschaften ein, avancierte zum Leiter des Techniker-Verbands und zum Direktor des Beamtenbundes. Ab 1920 fungierte er als Direktor des Gesamtverbands der Beamtengewerkschaften.

Der Funktionär gehörte der Zentrumspartei an, einer katholischen politischen Partei, die nach ihren Sitzen in der Mitte des Reichstags genannt wurde und bis 1932 an allen Reichsregierungen beteiligt war. Höfle wurde als Mitglied des Zentrums 1920 erstmals und 1924 erneut in den Reichstag gewählt. Er vertrat dort die Wahlkreise Westfalen-Nord und Thüringen.

Im August 1923 wurde Höfle als Postminister in die von Gustav Stresemann geführte Regierung berufen. Er versah dieses Amt auch unter dem nachfolgenden Reichskanzler Wilhelm Marx und hatte die zusätzliche Aufgabe, die Geschäfte des Ministers für die besetzten Gebiete kommissarisch wahrzunehmen. Im Januar 1925 trat er als Postminister zurück und legte auch sein Reichstagsmandat nieder, weil er in eine Finanzaffäre verwickelt war.

Höfle hatte in seiner Amtszeit den Gebrüdern Barmat, den Eigentümern eines Konzerns, einen Kredit von 35 Millionen Goldmark gewährt, den diese jedoch nicht zurückzahlen konnten. Im Zusammenhang mit dem Barmat-Skandal wurde der Politiker festgenommen und kam in Untersuchungshaft. Anton Höfle starb am 20. April 1925 unter mysteriösen Umständen im Alter von 42 Jahren und wurde auf dem Friedhof in Berlin-Lichterfelde beigesetzt. Ein Untersuchungsausschuss beschäftigte sich mit seinem Tod, die aufgebrachte Öffentlichkeit sprach von einem Opfer der Justiz . (khs)

x