Kreis Kaiserslautern Ein Mann des Ausgleichs
„Die tägliche Politik muss menschlich sein“, war die Devise von Karl Ritter, der sich als Pädagoge, Landrat und Kunstfreund einen Namen machte. Für sein vielfältiges Wirken wurde er 1983 mit dem Bundesverdienstkreuz Erster Klasse ausgezeichnet, das Kurpfälzische Kammerorchester verlieh ihm die Stamitz-Medaille, in Kirchheimbolanden wurde eine Schule nach ihm benannt.
Karl Ritter, am 15. September 1916 in Hochspeyer geboren, stammte aus einer Arbeiterfamilie und war das älteste von vier Kindern. Nach dem Besuch der Lehrerbildungsanstalt in Kaiserslautern unterrichtete er in verschiedenen Orten der Pfalz. Da er wegen eines Fußfehlers nicht eingezogen werden konnte, war er von 1940 bis ’44 an Schulen in Lothringen tätig. Wegen seiner Zugehörigkeit zur NSDAP durfte er nach Kriegsende zunächst seinen Beruf nicht ausüben und verdiente seinen Lebensunterhalt als Buchhändler in Speyer. Wieder im Schuldienst wirkte er fast zwei Jahrzehnte in Ludwigshafen und wurde 1964 zum Rektor an der Diesterwegschule in Oggersheim ernannt.Der begeisterte Pädagoge betätigte sich schon frühzeitig auch politisch. In seinem Wohnort Weidenthal wurde er 1952 in den Gemeinderat und bald darauf zum ehrenamtlichen Bürgermeister gewählt. Von 1960 an gehörte er dem Kreistag im ehemaligen Landkreis Neustadt an und versah das Amt des Ersten Kreisdeputierten. 1971 berief man ihn zum Landrat des Donnersbergkreises. In den folgenden zehn Jahren prägte Ritter wesentlich die Entwicklung dieses Landstrichs. Als engagierter Kommunalpolitiker führte er zwei rivalisierende Kreisteile zusammen und förderte die Infrastruktur des Gebietes. Er ließ das Straßennetz ausbauen und die Schulen erweitern, errichtete Bürgerhäuser und Altenheime, kümmerte sich um den Personennahverkehr und verbesserte das touristische Angebot. Der frühere Lehrer, der die Politik und die Liebe zur Kunst verband, unternahm zudem einiges für die Kultur des Landkreises. Er organisierte Ausstellungen und Konzerte, unterstützte talentierte Maler und Musiker. Als Freund der Bücher und Bilder bemühte er sich besonders um die Förderung der Literatur und die Pflege der Heimatkunde. Er begründete das Donnersberg-Jahrbuch und zählte zu seinen regelmäßigen Mitarbeitern. Ritter, ein Mann des Ausgleichs und der Toleranz, war über alle Parteien und Gruppen hinweg anerkannt. Als geselliger Zeitgenosse gehörte er mehreren Vereinigungen und der pfälzischen Weinbruderschaft an, außerdem pflegte er Partnerschaften mit Südtirol und Frankreich. Der Politiker, dem der Donnersbergkreis viel zu verdanken hat, ging als „Kultur-Landrat“ in die Geschichte ein. Karl Ritter starb am 14. November 1994 in Kirchheimbolanden und wurde in seinem Geburtsort Hochspeyer beigesetzt. (khs)