Kreis Kaiserslautern Ein fischreicher Wasserlauf als Lebenssaft

Im Landkreis Kaiserslautern gibt es etliche Gemeinden, in deren Name ein Tier vorkommt. Was es damit auf sich hat, erforscht die RHEINPFALZ in einer Serie. Zum Auftakt prüfen wir, wie viel Fisch in Fischbach steckt. Das 743-Seelen-Dorf liegt im Naturpark Pfälzerwald und gehört seit 2014 zur Verbandsgemeinde Enkenbach-Alsenborn.

Der Ortsname Fischbach taucht im Jahr 1221 zum ersten Mal auf. Damals übergibt Bischof Heinrich II. von Worms die Hochspeyerer Pfarrkirche samt der namentlich so erwähnten „Fischbacher“ Marienkapelle dem Kloster Höningen. Aus der Marien-Wallfahrtskapelle entwickelte sich ab 1471 das Kloster Fischbach samt dem zugehörigen Dorf. Bis 1822 war die amtliche Bezeichnung Fischbacherhof, danach kam die Erhebung zur selbstständigen Gemeinde Fischbach. Das alles ist durch Schriften belegt. Damals wie heute fließen der Fisch- und der Harztalbach vorbei. Die Deutung Fischbach als „Siedlung am fischreichen Bach“ ist also naheliegend. Aber ist sie deshalb auch richtig? „Wir verstehen unter Ort alle in irgendeiner Beziehung ein Ganzes bildenden Teile der Erdoberfläche mit Einschluss sichtbarer oder zugänglicher Höhlungen des Erdinnern.“ So jedenfalls hat sich Ernst Wilhelm Förstemann im Jahr 1868 der Problematik genähert und sein 373-Seiten-Werk „Die deutschen Ortsnamen“ verfasst. Der Bach gehört für ihn zu den natürlichen Orten, der als Grundwort die rein natürliche Terrainbildung bezeichnet. Förstemann warnt zwar davor, dass bei Ortsnamen, die auf -bach enden, das b mitunter auch zum ersten Teil der Namenskomposition gehören kann. Dies trifft bei Fischbach aber eher nicht zu. Grundwörter reichen laut Förstemann längst nicht aus, soll eine „heillos verwirrende Gleichnamigkeit der betreffenden Ortsindividuen“ verhindert werden. Also wurden sie in der Entstehung mit „Bestimmungswörtern“ verbandelt. Zahlen, Farbe, Größe, Formen, Alter und Schönheit, Himmelsrichtung finden Einzug in die Namensgebung. Unter vielen anderen werden auch die Namen von Flüssen und naheliegenden Bergen in die Reihe der Ortsnamensgebenden Bestimmungswörter eingebunden. „Die belebenden Adern des Verkehrs werden nicht allein selbst sehr eifrig mit Namen belegt, so dass jetzt viele namenlosen kleine Bäche in alter Zeit ihre besondere Benennung hatten, sondern sie dienen auch der umliegenden und den benachbarten Ansiedlungen, die aus ihnen ihren Lebenssaft saugen, unendlich oft als Bestimmungswort bei der Namensbildung“, schreibt der Namensdeuter. Der Ort Fischbach hat also seinen „Lebenssaft“ und Namen aus dem fischreichen Wasserlauf, der wohl schon lange vor dem Ort schlicht und ergreifend „Fischbach“ hieß. Der aktuelle Ortsbürgermeister, Sascha Leidner, verweist dazu auch auf alte Unterlagen, aus denen hervorgeht, dass der Bach früher in der Tat sehr fischreich war. Sobald die herzogliche Familie in ihrem Landhaus in Fischbach residierte, wurde der Bach angestaut. Das erleichterte das Angeln. „Zu den Namen Fisch und Bach passt das Zitat von Peter Tille ,Wer mit dem Strom schwimmt, erreicht die Quelle nie’“, hat der Ort für Leidner auch eine ganz andere Bedeutung. „Mit dem Strom zu schwimmen, steht für Bequemlichkeit. Gegen den Strom zu schwimmen, ist kraft- und zeitintensiv. Die Quelle steht für ein lohnendes Ziel. Wer nicht gegen Widerstände angeht und die Welt, in der er lebt, nicht hinterfragt, wird niemals seine Ziele und Visionen erreichen und umsetzen können“, fasst Leidner zusammen, was ihn sein Heimatdorf lehrt: ein Ort zu sein, wo man sich noch untereinander kennt und gegenseitig hilft. „Die Quelle werden wir trotz vieler Anstrengungen nie erreichen, denn es geht immer weiter und es gibt immer was zu tun“, so Leidner. „Der Weg ist das Ziel.“

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