Kreis Kaiserslautern „Die Selbstständigkeit hat oberste Priorität“

Goldgelbe Rapsfelder und sattgrüne Wiesen, soweit das Auge reicht. Am Rande der Felder spitzeln die Hausdächer von Miesau vor der Kulisse der Sickinger Höhe hervor. „Hier gefällt’s mir“, sagt Erik Emich und blinzelt auf seinem Fahrrad in die Frühlingssonne. Der Weg, der sich nur wenige Meter von seinem Elternhaus entfernt am Ende der Kreuzstraße durch Wiesen und Felder in Richtung Hütschenhausen zieht, gehört zu den liebsten Plätzen des 42-Jährigen in der Verbandsgemeinde. Wenn er sich in den Sattel seines betagten grünen Drahtesels schwingt, werden Jugenderinnerungen wach. „Hier bin ich schon als Bub immer langgeradelt, wenn ich zu den Pfadfindern wollte. Oder ich hab das Bollerwägelchen hinten angehängt, um am alten Elschbacher Schwimmbad angeln zu gehen“, erzählt er. Auf dem grünen Fahrrad fuhr er einst als 16-Jähriger auch schon rüber nach Bruchmühlbach zur Verwaltung, wo Emich Anfang der 1990er Jahre unter den Bürgermeistern Horst Sülzle und Werner Holz eine klassische Verwaltungslehre absolvierte. Letzteren möchte er jetzt beerben und im Januar selbst Verwaltungschef werden. „Klar traue ich mir das zu, sonst hätte ich meinen Hut nicht in den Ring geworfen“, sagt er selbstbewusst. Denn sein Lebenslauf weist eine lange Liste von Qualifikationen im Verwaltungssektor auf: Nach der Ausbildung in seiner Heimatgemeinde und ersten Jahren in der dortigen Verwaltung setzte er seinen Weg bei der Bezirksregierung in Neustadt mit einem dualen Studium zum Diplom-Verwaltungswirt (FH) und der Qualifikation als Betriebswirt (VWA) fort. Ein Fernstudium an der Technischen Universität (TU) Kaiserslautern schloss sich von 2011 bis 2014 an: Emich erwarb dabei einen Mastertitel in „Ökonomie und Management“. Die Universität Kaiserslautern ist zurzeit auch Erik Emichs Arbeitsstelle: Er ist dort als Leiter der Geschäftsstelle in der Hauptabteilung Bau-Technik-Energie mit 130 Beschäftigten tätig. „Die Koordination von mehreren Abteilungen bin ich schon jetzt gewöhnt“, berichtet er mit Blick auf den angestrebten Bürgermeistersessel. In beruflicher Hinsicht geht der 42-Jährige mit seiner Kandidatur ein Risiko ein, denn im Falle seiner Wahl gäbe es nach der regulären Amtszeit von acht Jahren keine Möglichkeit, auf seinen Beamtenposten zurückzukehren. Doch die unsichere Zukunft schreckt Emich nicht, zu wichtig ist ihm die Kandidatur, wie er sagt. Denn der CDU-Politiker würde gerne die lange Tradition der SPD-Bürgermeister an der Spitze der Verbandsgemeinde beenden. Peter Holz, Horst Sülzle und Werner Holz: Seit Gründung der VG 1972 saßen stets Genossen auf dem Chefsessel der Verwaltung. Im Verbandsgemeinderat gab es zwischendurch zwar mal eine schwarze Mehrheit, aber bei den Bürgermeisterwahlen scheiterten die Herausforderer jedes Mal. Doch nun, da die SPD-Führungsperson Werner Holz nach 25 Jahren im Amt Anfang 2016 in den Ruhestand geht, scheint die Situation günstig, den Wechsel herbeizuführen. Zu seinen Gunsten auswirken könnten sich die Diskussionen um die Gebietsreform, die die Bevölkerung der Verbandsgemeinde quer durch alle politischen Lager spaltet und für Unmut sorgt: „Die Bürger wurden bislang nicht mitgenommen, viele fühlen sich überfahren“, kritisiert Emich die Vorgehensweise der Verwaltungsspitze und unterstützt die Bürgerbefragungen, die nun anstehen. Dass die von der SPD zuletzt forcierte kreisübergreifende Fusion mit den rot dominierten Verbandsgemeinden Schönenberg-Kübelberg und Waldmohr vom Tisch zu sein scheint, habe viele gefreut, so sein Eindruck im Haustürwahlkampf. „Ganz vielen ist es wie mir selbst wichtig, im Kreis Kaiserslautern zu bleiben, denn hier sind unsere gewachsenen Strukturen.“ Von übereilten Aktion angesichts der veränderten Lage hält er nichts. „Wir haben keinen Zeitdruck und können in Ruhe durchatmen“, betont er und plädiert dafür, abzuwarten, was das im April von den Landtagsfraktionen in Auftrag gegebene Gutachten zur zweiten Stufe der Kommunalreform ergibt. Der größte Wunsch sei der Erhalt der Selbstständigkeit. „Das hat für mich erste Priorität. Aber wenn uns das nicht gelingt, bietet sich aus meiner Sicht die VG Ramstein-Miesenbach, die sich finanziell und wirtschaftlich gut entwickelt hat, als Partner an.“ Den Vorwurf der SPD, er betreibe wegen der Absicherung eines Beigeordnetenpostens eine Fusionspolitik in Richtung Ramstein, weist Emich entschieden zurück. „Da ich Bürgermeister meiner Heimatverbandsgemeinde werden und für deren Eigenständigkeit arbeiten will, strebe ich nicht danach, nach einer Fusion Bürgermeister oder Beigeordneter sonst wo zu werden. Dazu gab es weder Gespräche noch taktische Überlegungen – 100 Prozent nicht!“ Im Falle seiner Wahl wolle er angesichts der derzeit verhärteten Fronten im VG-Rat „fraktionsübergreifende, integrative Arbeit leisten“, kündigt Emich an. „Ich stehe für eine starke VG und starke Ortsgemeinden. Wenn es diesen gut geht, dann profitieren auch die Finanzen der Verbandsgemeinde“, sagt der CDU-Politiker. Um den „Stillstand bei den Gewerbeansiedlungen“ zu beenden, will er gemeinsam mit den Gemeinden Wirtschaftsförderung betreiben. „Ein Bürgermeister sollte über den Tellerrand schauen und Anregungen geben, wie sich die Gemeinden weiterentwickeln könnten“, findet er. Die Verwaltung selbst müsse näher am Bürger sein und dürfe keine „Paragrafenreiterei“ betreiben, schießt er eine Spitze Richtung Werner Holz ab: „Nicht alles, was ein bisschen falsch ist, muss gleich mit der vollen Härte des Gesetzes geahndet werden – besonders wenn kein Dritter betroffen ist“, wirbt er für „Augenmaß“. Bildung – „da ist kein Euro fehlinvestiert“ – und Jugend- und Vereinsförderung sind weitere Themen, die Erik Emich wichtig sind: „Die Schulstandorte gilt es weiter zu stabilisieren und vielleicht mit freiwilligen Angeboten noch attraktiver zu machen. Und was die Jugendarbeit angeht, müssen die Vereine bei der Verwaltung offene Türen vorfinden.“ Info Die Kandidaten für die Bürgermeisterwahl in der Verbandsgemeinde Bruchmühlbach-Miesau stellen sich am Dienstag, 2. Juni, um 19 Uhr in der RHEINPFALZ-Podiumsdiskussion in der Turn- und Festhalle Bruchmühlbach den Fragen von Redaktionsleiter Hans-Joachim Redzimski. Der Eintritt ist frei.

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