Kreis Kaiserslautern Die Großen henkt er

Der Leitende Oberstaatsanwalt der Staatsanwaltschaft Zweibrücken, Eberhard Bayer, verabschiedete sich gestern Morgen bei einer Feierstunde in den Ruhestand. Martin Graßhoff (44), wie Bayer ein echter Zweibrücker, trat dessen Nachfolge an.

Ein Eberhard Bayer auf den Fersen der CIA und der Königin vom Kreuzberg; einer, der die Großen henkt und dafür lieber die Kleinen laufen lässt; ein leeres Fass, das noch voll ist. Und ein Martin Graßhoff, der das Zeug zum Oberbürgermeister und zum Generalstaatsanwalt hat. Um all das ging es gestern Morgen bei einer am Ende vierstündigen Feierstunde im herzöglichen Schloss. Wer in der rheinland-pfälzischen Justiz Rang und Namen hat, war gekommen, um dem Stabwechsel bei der Staatsanwaltschaft Zweibrücken beizuwohnen. Deren Chef, der Leitende Oberstaatsanwalt Eberhard Bayer verabschiedete sich in den Ruhestand. Und Martin Graßhoff (44), wie Bayer ein echter Zweibrücker, trat dessen Nachfolge an. Das Trio „Blues Himmel“ um Michael Wack spielte Zweibrücker Lieder und sorgte so dafür, dass die Feier nicht allzu steif geriet. Die Redner bemühten sich ebenfalls um Kurzweil. Die war auch bei „Grumbeersupp“ und Weißem Burgunder gegeben, womit sich die Juristen und ihre Gäste aus dem öffentlichen Leben stärkten, nachdem alle öffentlichen Worte gesprochen waren. Der Justizminister Gerhard Robbers fragte sich, was die Staatsanwaltschaft eigentlich sei. Früher habe sie als „schneidig“ gegolten und als „etwas, vor dem man sich fürchtet“. Er halte sie für „eine der objektivsten Behörden in Deutschland“, die eine hohe Verantwortung trage. Immerhin könne schon die Eröffnung eines Ermittlungsverfahrens „existenzgefährdend, ja lebensgefährdend“ sein. Staatsanwälte müssten hohe Belastungen aushalten. Zusammen mit dem Saarland gehe sein Ministerium derzeit der Frage nach, welche Hilfe psychologischer Art man den Betroffenen zukommen lassen könnte. Der Generalstaatsanwalt der Pfalz, Horst Hund, bezichtigte sich, das Abschiedsgeschenk, das er Bayer zudachte, nicht mitgebracht zu haben. Er habe ihm ein leeres Fass schenken wollen. „Leider klappt es nicht, weil es noch voll ist.“ Über Martin Graßhoff sagte Hund erst etwas Schlechtes: Er sei nur sehr schwer weg vom Cola(-Bier) und hin zum Pfälzer Weißwein zu bewegen gewesen. Und dann etwas Gutes: „Du wärst nicht der erste Stellvertreter, der es einmal selbst zum Generalstaatsanwalt bringt.“ Oberbürgermeister Kurt Pirmann lobte Bayer als „in sich ruhende Persönlichkeit, der nie das große Spektakel sucht“. Der OB bedauerte, dass Zweibrücken mit Martin Graßhoff einen guten Kommunalpolitiker an die Justiz verliere. Pirmann: „Eigentlich hätte ich den Martin Graßhoff heute lieber in meiner Funktion hier gesehen, weil ich immer der Überzeugung war, dass er das Zeug zum Oberbürgermeister hat.“ Landgerichtspräsident Markus Gietzen erinnerte daran, wie Bayer einst in der Tagesschau zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Zweibrücken gegen die CIA interviewt wurde und ganz trocken gesagt habe: „Wir prüfen.“ Polizeidirektor Hans Maaßen erinnerte an einen anderen Fall: Als die „Königin vom Kreuzberg“ nach Berlin abtauchte, habe Bayer „ruckzuck einen Haftbefehl“ besorgt, „so dass die Berliner Polizei sehr erstaunt war über das Tempo der Provinzpolizei aus Zweibrücken“. Für den Staatsanwaltsrat sprach Felix Valentin, der verkündete, dass der Spruch „Die Kleinen hängt man und die Großen lässt man laufen“ noch nie so falsch gewesen sei wie in der Zeit, als Eberhard Bayer Drogendelikte verfolgte. Valentin lobte Bayer als hervorragenden Chef. In seiner Amtszeit sei Zweibrücken „ganz vorn dabei“ gewesen bei der Anzahl der abgeschlossenen Verfahren, beim Tempo der Verfahren, spektakuläre Fälle (FCK, Morde) seien gut gelöst worden, es habe weder aufsehenerregende Freisprüche noch gescheiterte Verfahren noch grenzwertige Absprachen gegeben. Keiner der Redner verriet übrigens Bayers Spitznamen, weshalb er auch an dieser Stelle nicht verpetzt wird. Was man über Martin Graßhoff verraten kann: Während seines Studiums verdiente er sich als freier Mitarbeiter der RHEINPFALZ ein paar Pfennige dazu. Er berichtete hauptsächlich über Sport-Ereignisse und zeichnete seine Artikel mit dem Kürzel „ff“ wie „flotte Feder“.

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